(Motorsport-Total.com) - Es war ein gewagtes, aber durchaus sehenswertes Manöver: Michael Schumacher setzte sich in der letzten Runde des Grand Prix von Monaco neben Ferrari-Pilot Fernando Alonso und überholte den spanischen Rennfahrer eingangs der Zielkurve, um anschließend den sechsten Rang über die Linie zu retten. Der Haken an dieser Sache: Ein solches Manöver war zu diesem Zeitpunkt nicht erlaubt.
Zu diesem Schluss kam die Rennleitung nach einer mehrstündigen Beratung, in deren Anschluss das endgültige Rennergebnis verkündet wurde: Schumacher wurde nachträglich mit einer Durchfahrtsstrafe belegt, die in Form von 20 zusätzlichen Sekunden auf die Rennzeit des Deutschen angerechnet wurde. Damit fiel Schumacher vom sechsten auf den zwölften Rang zurück.
Unmittelbar nach der Urteilsverkündung am Sonntagabend hatte Mercedes angekündigt, gegen die Strafe zu protestieren. Knapp 48 Stunden später ist klar: Die Silberpfeile werden das Urteil der Stewards nicht anfechten und akzeptieren die Zurückstufung Schumachers, der in Monte Carlo somit punktelos blieb. In einer Presseaussendung nahm der Silberpfeil-Rennstall Stellung zur Situation.
Darin heißt es: "Auf der letzten Runde des Monaco-Grand-Prix 2010 erteilte das Mercedes-Team seinen Fahrern Michael Schumacher und Nico Rosberg die Anweisung, von der Safety-Car-Linie 1 bis zur Zieldurchfahrt zu attackieren, wie es in den Artikeln 40.7 und 40.11 als zulässig festgehalten ist."
"Mercedes war sich im Klaren über die Inhalte des Artikels 40.13, in dem festgehalten ist, dass Überholverbot herrscht, wenn das Rennen unter Safety-Car-Bedingungen zu Ende gefahren wird. Wir waren allerdings der Ansicht, dass die Nachrichten der Rennleitung 'Safety Car in this Lap' und 'Track Clear' in Kombination mit den grünen Flaggen und grünen Lichtern, die nach der Safety-Car-Linie 1 von den Streckenposten gezeigt wurden, darauf hindeuten, dass das Rennen nicht unter Safety-Car-Bedingungen enden würde und dass alle Fahrer somit noch einmal attackieren könnten."
"Die Mehrheit der Teams, die Fahrzeuge in den Top 10 platziert hat, scheint diese Ansicht zu teilen, denn auch diese Rennställe erteilten ihren Fahrern die Anweisung, bis zur Ziellinie Rennen zu fahren."
"Die Rennleitung hat uns im Anschluss an eine Diskussion nach Rennende zu verstehen gegeben, dass sie die Gründe für unsere Regelinterpretation durchaus nachvollziehen könnte. Darüber hinaus bestätigte die Rennleitung, dass es sich dabei um eine neue und bis dato unerprobte Situation handelte, zeigte sich allerdings nicht einverstanden mit unserer Interpretation."
"Mercedes möchte betonen, dass wir die Miteinbeziehung von ehemaligen Rennfahrern bei Entscheidungen der Rennleitung vollkommen unterstützen. Wir sind zufrieden damit, dass die Stewards beim Monaco-Grand-Prix in dieser Sache professionell, unparteiisch und ordnungsgemäß vorgegangen sind."
"Die FIA hat sich bereit erklärt, den Artikel 40.13 auf die Agenda der nächsten Sitzung der Arbeitsgruppe Sport zu setzen, damit dieser dort diskutiert werden kann. Außerdem soll über das Strafmaß für Strafen nach Rennende gesprochen werden. Wir halten die 20-Sekunden-Strafe, die Michael auferlegt wurde, in Anbetracht der Umstände für unverhältnismäßig."
"Mit dem Ausgang dieser Sache können wir nicht zufrieden sein, freuen uns aber darüber, dass die FIA die Gründe für unsere Regelinterpretation nachvollziehen kann. Aus diesem Grund wird Mercedes im besten Interesse des Sports darauf verzichten, einen Protest einzureichen."