Sehr guter Post, Allen. Es ist schon heftig, welch katastrophale Rennen Massa heuer schon abgeliefert hat. Null Chance auf den Titel, Ferrari hätte sich nur ins eigene Fleisch geschnitten - das wären 7 verlorene Punkte für Alonso gewesen.
Im Übrigen finde ich es ja lustig, dass sich die Mehrheit gar nicht darüber echauffiert, DASS Ferrari Stallorder praktiziert hat. Nur das WIE scheint allen aufzustoßen - wäre es klammheimlich, aber genauso ergebnisverfälschend gemacht worden, hätte keiner was dagegen ...
Schumachers Interview war natürlich für ihn eine Möglichkeit, seine früheren Stallorder-Siege in ein bisschen besseres Licht zu rücken. Wenn man das ausblendet, gebe ich ihm aber diesmal im Großen und Ganzen recht.
Es ist jetzt aber auch nicht konstruktiv, wenn man Massa letztendlich aufgrund der schlechten sportlichen und künstlerischen Einlagen in diesem ganzen Laien-Schauspiel an den Pranger stellt. Man befahl die Order ja nicht nur einmal, sondern wie inzwischen bekannt drei Mal mehrdeutig eindeutig. Die Angst vor einer Strafe, weil das Ganze ja schlichtweg verboten ist, kann wohl nicht so groß gewesen sein. Manche lassen da zu sehr den eigenen Wunsch Vater der Argumente sein. Es ist aber so wie es ist, die Stallorder war auch in diesem Rennen verboten und da spielt es keine Rolle, wie unsinnvoll das in manchen Augen sein mag. Quervergleiche zu der Schumacher-Chose seinerzeit bringen auch wenig, damals war es nicht verboten, heute gibt es auch aufgrund dessen diese Regel und da ist es unverschämt SO darauf zu reagieren. Klar verleitet Massas bisherige Saison nicht zu Freudentänze, aber irgendwie kam er ja sportlich natürlich zu der ersten Position in diesem Rennen. Vom schlechteren Startplatz wohlgemerkt. Irgendetwas hat er doch dann richtig gemacht, um Alonso aufhalten zu können. Die verbotene Stallorder wird dadurch übrigens auch nicht legitimer, es ist eine Regel, die jedem bewusst sein muss und bei dem an den Tag gelegten Verhalten hat man sich wirklich gefragt, ob Ferrari wirklich bescheid weiß, dass der Boxenfunk mitunter publik gemacht wird bzw. bewusst auf Sanktionen bzw. die Gesetze des Geschäfts pfeift. Darüber hinaus muss man sich auch einmal fragen, welche Figur Alonso bei der anschließenden Pressekonferenz abgegeben hat. Das ist meines Erachtens auch keine bessere, denn durch "rumschwimmen" aufgrund eigner, faktischer Aussagen bzw. plakativem überrascht sein, weil der Massa ja plötzlich so langsam war, gewinnt man auch keinen Oscar, sondern bestenfalls eine Rolle bei GZSZ. Das war meiner Meinung nach auch schlichtweg peinlich. Ich stehe auch wirklich nicht in Verdacht mit Massa zu sympathisieren
. Demnächst erkläre ich meiner Freundin aber auch, dass ich die hübsche, italienische Nachbarin nie indirekt zu irgendetwas aufgefordert habe und als das Treffen dann aus heiterem Himmel zwischen ihr und mir geschah, ich völlig überraschend abflog, weil ein Stück Seife vor mir lag und ich im Zuge der Landung dann zufällig in ihr gelandet bin
. Sorry, aber diese Geschichte glaubt mir doch nur eine Frau Katzenberger auf Malle, wenn ich ihr fünf Liter Alkohohl intravenös einflösse.
Klar zählt auch die Art und Weise, offenkundig verarschen lässt sich keiner gerne. Man mag über das Verbot aus gutem Recht diskutieren. Doch es bleibt eine Regel, die man eben deshalb, wenn es schon sein soll, geschickt umgehen muss. Schumacher kommt da aus eigener Sache gerade wieder in Fahrt, was niemanden verwundern sollte. Ähnlich ist es beim Doping im Radsport. Die Sache war quasi einmal (aufgrund der fehlenden Nachweisbarkeit) legitimiert. Man ärgert sich jetzt über alle, die man aufgrund deren Cleverness nicht erwischt, aber so ist es immer noch besser, als wenn sich jemand öffentlich hinstellt bei der Eigenbluttransfusion und glaubt, dass er eh nicht beträchtlich belangt werden wird und wegen den möglichen Sanktionen lächelt. Die Praktiken sind mitunter die Normalität, aber man muss deshalb nicht so provokant auftreten, um seinen eigenen Willen derart freigeistlich zu demonstrieren. Klar, der Massa ist schuld, er hat ja auch die Befehle ignoriert. Dennoch gibt es klare Richtlinien und wer diese so provokant zweideutig eindeutig ignoriert, gehört einfach bestraft (und nicht derart lächerlich). Da spielt der eigene Wunsch wegen dieser Regel keine Rolle, Ferrari hätte das nach dem ersten Versuch, wenn sie Sanktionen gefürchtet hätten, intern regeln und nicht offenkundig das Gleiche noch zwei Mal versuchen sollen. Aber man geht ja lieber mit dem Kopf durch die Wand und wird nicht einmal signifikant dafür bestraft - hoffentlich nicht aufgrund besseren Wissens. Kein Wunder, wer sich da angesichts dieser Dreistigkeit verarscht fühlt. Das Ganze war nicht ganz großes, sondern Gossen-Kino, ganz bestimmt aber nicht nur wegen Massa. Man hat das Niveau bewusst in Kauf genommen.