Ich finde, dass Michael Schumacher gerade ein wichtiges Thema angesprochen hat. Mich stört ja schon seit Beginn der Pirelli-Ära, dass die Reifen so eine (unberechenbare) Größe darstellen. Es ist zumindest nicht mein Verständnis von Rennsport, dass man fast nicht aggressiv am Limit fahren kann bzw. mit 60-70 Prozent in die Kurve fahren muss, damit einem nicht bald die Reifen um die Ohren fliegen oder anders ausgedrückt man für das Pushen nachhaltig bestraft wird.
Schumacher trauert etwas der Ära nach, als er 2003 und so mit Bridgestone und Ferrari sich vielleicht weniger anstrengen musste. Heute muss er Bremsbalance einstellen, KERS einteilen, auf Reifen aufpassen, um Positionen kämpfen und so weiter ... früher ist er einfach um den Kurs gerast, hat ab und an mal jemanden überrundet und kam einmal zum Nachtanken ... die Reifen hätten auch das ganze Rennen gehalten.
Bridgestone und Pirelli gehen einfach unterschiedliche Wege. Seitdem Bridgestone das Reifenmonopol hatte, waren Boxenstops zwecks Reifenwechsel so gut wie überflüssig ... bei manchen Rennen hätten die auch die komplette Distanz überstanden, aber das Nachtanken hat ja eh länger gedauert.
Pirelli wurde nun gewissermaßen
gebeten Reifen herzustellen, welche nach einer gewissen Dauer nachgeben. Man mag dies als ein künstliches Erzwingen einer "Show" bezeichnen ... aber man kann auch kaum bestreiten, dass den Fans dadurch letztes und dieses Jahr so manch spektakuläres Rennen geboten wurde.
Wie war's vor 10 Jahren?
Alle machen einen Boxenstop, wer von den Top-Fahrern am längsten draußen bleibt liegt vorne, es gibt kaum Überholmanöver, jeder fährt in der Dirty Air des anderen oder mit 2 Sekunden Respektsabstand ... und so weiter ...
Ich geb's zu, ich guck seit 1991 Formel1 und momentan freue ich mich auf jedes Formel1-Rennen, weil diese Saison immer wieder Überraschungen zu sehen sind.
Vor 10 Jahren oder so, als in Zeiten der Ferrari-Seriensiege die Zuschauer-Zahlen weltweit rückläufig waren, da hab ich so einige Rennen verpasst ... weil's einfach langweilig war.
Ist die Formel1 nun weniger "Sport" als früher? Weil nicht das Maximum aus Boliden und Reifen geholt wird (weniger Flaps auf der Motorabdeckung seit 2009, Pirelli-Reifen die irgendwann schlapp machen)?
Vielleicht ... aber was nützt es, wenn nunmal das Geld die Welt regiert?
Wenn man sich ansieht, dass kaum einer ernsthaft in Erwägung gezogen hat, das Rennen in Bahrain abzusagen, dann dürfte durchaus klar sein, dass die Formel1 in erster Linie eine riesige PR- und Geldmaschine ist und erst an zweiter Stelle die "Sportlichkeit" steht.
Ok, sicher es ist irgendwo ironisch, dass aus Kosten-Gründen nicht mehr nachgetankt wird, aber die Reifen nun schneller abbauen ... aber die maximale Anzahl an Reifensätzen pro Wochenende wurde ja nicht geändert ... es wird halt nun am Freitag weniger gefahren als früher.