2020
Ferrari wird genau das machen wollen was sie grade machen, genau das ist es was in der jetzigen F1 zum Erfolg führt.
Der Rest muss beim Motor nachlegen, sonst reagiert man nur und das führt in 20 Rennen nicht zum Titel...
Mercedes ist 2017 WM geworden weil man in der Quali das beste Auto hatte.
2017 war das was wir seit der Sommerpause dieses Jahr gesehen haben nur vertauchte Rollen.
Ich teile deine Ansichten nur teilweise. Das mit den vertauschten Rollen ja ... das hab ich selbst ja auch so beschrieben. Welche Rückschlüsse man daraus zieht? Nein, das sehe ich anders.
Ja ... die Quali-Pace kam Mercedes 2017 (und auch 2018) entgegen. Und Ferrari sieht da seit der Sommerpause auch sehr gut aus ... aber damit allein gewinnt man keine Rennen.
Gewiss, Mercedes scheint nach der Sommerpause nicht mehr so dominant zu sein wie in der Frühphase der Saison. Ferrari hat 145 Punkte geholt, Mercedes 174 Punkte.
Ferrari hat manch Punkte liegen gelassen (Leclerc-Crash in Japan, Vettel-Defekt in Sotschi ... aber man hätte auch schlechter bei wegkommen können. In Sotschi hat Leclerc nicht gewonnen, weil der Mercedes schneller war (auch ohne SC oder VSC hätte Hamilton ihn geschnappt und in Kurve 4 kassiert). In Singapur war der Mercedes im Rennen schneller, aber man verschlief den Zeitpunkt zum Undercut gegen Leclerc. In Italien reichte der Quali-Vorteil um den Sieg ins Ziel zu bringen. Mercedes war schneller. In Belgien musste man Vettel quasi "opfern", um den Sieg ins Ziel zu retten. Für eine Fahrer-WM kann so ein Opfer hinderlich sein.
5 Rennen gab es seit der Sommerpause. 5 Mal ging die Pole an Ferrari. 5 Mal war der Mercedes im Rennen schneller. In Belgien und Italien hat es dennoch knapp für einen Leclerc-Sieg gereicht. In Singapur hat Mercedes den Sieg verpatzt, in Russland war Mercedes im Rennen klar schneller, in Japan hat Mercedes gar einen Doppelsieg verspielt (um Bottas nicht erklären zu müssen, warum man ihn sagt dass Hamilton 2 Mal reinkommt und dann doch nur 1 Mal stoppt).
Es mag ja schön für Ferrari sein, dass man auf Power-Strecken vorne startet ... aber das macht es einem trotzdem nicht leicht zu gewinnen, wenn der Gegner schneller ist und die Trümpfe (was die Strategie angeht) in der Hand hält. Man kann nicht nur auf einer Geraden in Führung gehen.
Bei Mercedes läuten keine Alarmglocken. Keine Pole seit der Sommerpause? Was solls. Man hat trotzdem immer ein siegfähiges Auto.
Ob man nun von vorne startet oder aus Reihe 2 und dann dem Gegner im Genick sitzt ... die Sieg-Chancen sind da.
Das Kräfteverhältnis in den letzten Rennen sah so aus, dass Ferrari nur dann eine brauchbare Siegchance hat, wenn man nach dem Start in Führung liegt. Ein schlechter Start oder ein verlorenes Qualifying ... schon ist der Rennsieg nicht mehr in greifbarer Nähe. Auf kurvigen Strecken wie Melbourne, Monaco, Barcelona, Budapest etc. wird das mit dem Ferrari-Konzept mit einer Pole schon recht schwer.
Eine Rennführung ist gewiss von Vorteil, wenn man von vorne weg das Rennen diktieren kann und die Pace hat den Abstand auf den Gegner zu kontrollieren (nicht zu viel Abstand halten, damit der Gegner noch von dirty air beeinträchtigt wird, aber schon genug, damit kein Risiko durch einen Undercut besteht). Das ist derzeit aber nicht der Fall. Ferrari muss - wenn man mal in Führung liegt - eher darauf reagieren welches Tempo Mercedes geht.
Daher nochmal zurückgehend auf dein Posting
"Ferrari wird genau das machen wollen was sie grade machen, genau das ist es was in der jetzigen F1 zum Erfolg führt.
Der Rest muss beim Motor nachlegen, sonst reagiert man nur und das führt in 20 Rennen nicht zum Titel..."
Der Mercedes ist im Rennen weiterhin schneller. Ferrari ist das Team, was jeweils reagiert. Ferrari ist der Situation das man jeweils antizipieren muss, welche Strategie Mercedes fährt, also wann man in die Box kommt, welche Reifen man nutzt etc.
Das Ferrari-Konzept kann einem eine Pole bringen. Das kann einem Siege bringen. Auf Strecken wie Monza und Spa klappt das gar noch eher als auf langsameren Kursen.
Dennoch ... unter dem Strich ist es so dennoch schwerer zu gewinnen, als wenn man dem Gegner im Nacken sitzt und die taktischen Trümpfe in der Hand hält. Zumindest dann nicht, wenn man die Rennpace nicht diktieren kann, was bei Mercedes 2017 durchaus der Falls war ... eher als bei Ferrari seit der Sommerpause.
Ergo denke ich nicht, dass Ferrari gerade genau das macht "was in der jetzigen F1 zum Erfolg führt" ... zumindest ist es kein Garant. Über die ganze Saison gesehen braucht man - als Boliden - meiner Ansicht nach eher einen Allrounder. Einer der bei unterschiedlichen Streckenprofilen konkurrenzfähig ist. Ein Bolide der nicht auf die Pole-Position angewiesen ist.
Diese Qualitäten hatte der 2018-Ferrari eher als der 2019-Ferrari. Deswegen war er - meiner Ansicht nach - konkurrenzfähiger und deswegen rechne ich auch damit, dass sich Ferrari zukünftig eher wieder in diese "Allrounder"-Richtung orientieren wird.
Zumindest gehe ich davon viel eher aus, als dass bei Mercedes nun Panik geschoben würde und man - nach einer insgesamt ziemlich dominanten 2019-Saison - das Fahrzeug-Konzept groß ändert, weil man seit der Sommerpause weniger gesiegt hat, obwohl man den schnellsten Boliden im Rennen hat.