Natürlich war das eine solide Leistung von Hamilton, dass er da mit suboptimalen Reifen sich vorne gehalten hat. Ich frage mich, wie das Reifenkontingent aussah, also wie "neu" die Sätze noch waren. Bottas und Hamilton hatten die gleichen Reifensätze für das Wochenende gewählt (1x hart, 2x medium, Rest soft). War dann doch etwas überraschend, dass Bottas auf Hart in seinen dritten Stint ging, während Hamilton Medium drauf hatte. Bottas hatte ja - wohlgemerkt - auch zunächst die Medium-Reifen drauf, bei denen er dann wohl einen schleichenden Plattfuß hatte (man konnte die Beschädigungen an Verstappens Unterboden auf der rechten Seite gut erkennen).
Nunja. Ricciardo konnte sich letzte Saison trotz defekter MGU-K und 6 statt 8 Gängen vorne halten.
Rosberg hat auch mal in Monaco gewonnen, als er das ganze Feld wie an einer Perlenschnur hinter sich hielt, um mit einem Boxenstop durchzukommen (ich glaub das war 2013, oder?).
Hamilton musste fast "nur" eventuelle Überraschungs-Manöver vor Loews abwehren, indem er recht mittig fuhr. Vor Portier überholen ist heutzutage nahezu unmöglich (siehe Button-Wehrlein-Crash). In die Rascasse überholen klappt auch fast nur, wenn man sehr nah dran ist und der Gegner mitspielt (siehe Grosjean bzw. Hülkenberg mit Leclerc).
Hamiltons Vorderreifen waren vielleicht schlechter, so dass eine theoretische Möglichkeit bestand, dass Verstappen sich bei der Schafenschikane neben ihn bremst (wobei die Vergangenheit gezeigt hat, dass da dann selten zwei Autos nebeneinander durch passen ... siehe Verstappen-Sainz letztes Jahr), allerdings waren Hamiltons Hinterreifen gut drauf, so dass er - dank weicherem Gummi - eine bessere Traktion hatte ... so dass Verstappen ihm selten gefährlich werden konnte.
Klar neigt Hamilton auch dazu am Funk gerne zu dramatisieren. Schon nach 10 Runden auf dem Satz meckert er darüber, dass er es nicht bis ins Ziel schaffen kann und sein Team auf ein Wunder hoffen müsse. Klar hätte man ihm am Funk auch sagen können "Sicher, du kannst zum Reifenwechsel reinkommen ... aber dann wirst du halt nur vierter.".
Irgendwann merkte man dann auch seinem Renningenieur Bono eine gewisse Genervtheit an, als dieser zu Hamilton meinte, dass Grosjean fast 50 Runden auf Soft unterwegs sei und gute Zeiten bringt ... nach dem Motto "Stell dich mal nicht so an.".
Nachdem Verstappen - als seine Strafe bekannt war - auf Angriff geschaltet hat, hat sich Hamilton ja auch ganz schön treiben lassen. Er hätte wahrscheinlich noch an manch Ecken langsamer machen können, ohne dass Verstappen hätte vorbei kommen können.