Versuch Nummer 2
:
de.motorsport.com
Dass McLaren Richtung Pullrod-Aufhängung geht, da sind sich schon viele sehr sicher. Wenn man es irgendwie hinbekommt, könnte das ein Vorteil sein. Man weiß aber, dass dies nicht so einfach in der Handhabung ist. Ich bin mal gespannt, wie viele das Experiment wagen und wie effizient es wirklich ist. Ob man von der Grundidee von Haas so sehr auf Ferrari schließen kann, wird sich auch noch zeigen. So sicher wäre ich mir da nicht.
Naja, besser, aber das mit dem Frontflügel hätte ich nicht ohne Background verstanden. Da ich gerade 10 Minuten habe...
Ein Frontflügel (FW) hat in der Moderne vor allem drei Aufgaben:
- Downforce produzieren
- Luft zum Unterboden transportieren
- Luft seitlich auf den Vorderreifen transportieren, sodass dessen verwirbelte Strömung (Wake) nach außen gelenkt wird und nicht mehr die Aerodynamik stören kann.
Diese drei Aufgaben müssen gegeben der eigenen Prioritäten und der Regeln möglichst gut erfüllt werden. Dumm nur, dass man dabei einen Tradeoff hat. Ich kann wunderbar einen flachen Flügel bauen, der #2 und #3 sehr gut erfüllt, aber für #1 Gift ist. Ich kann genauso gut einen stark gewölbten Flügel bauen, der #1 super kann, aber #2 völlig missachtet. Das ist die Spielwiese. Und die gibt es schon lang.
Bis 2021 war #2 an sich nicht so kritisch, weil es ja den Y250-Bereich gab, also eine Lücke, wo die oberen Flügelelemente endeten und daneben jede Menge Luft gen Unterboden fließen kann. Es war mehr Aufgabe von Capes und Turning Vanes, das alles schön zu optimieren. Ab dieser Saison müssen aber die Flügelelemente durchgehend mit der Nase verbunden sein. Es gibt also keinen Y250 mehr, was #2 schwieriger macht. Alles andere ist gar nicht soweit weg vom vorherigen Reglement, außer dass die Nase nun noch viel tiefer sitzen muss (wegen der Crashstruktur). Diese Nase blende ich hier aber mal aus. F1-Ingenieure müssen sich jetzt also mit allen drei Aufgaben rumplagen.
Was Haas jetzt hier gezeigt hat, ist sehr basic. Dieses, ich würde es mal Low-High-Low-Design nennen, wurde schon von vielen vermutet. Man finde eine Form, die auf der Innenseite möglichst flach ist (low), in der Mitte möglichst steil (high) und außen wieder möglichst flach (low). Haas geht jetzt dabei einen recht einfachen Weg. Innen ist der FW flach, um #2 zu folgen, also die Venturi-Einlässe möglichst gut anzusteuern. In der Mitte ist der FW hoch, mit einem Outwash. Der Anstellwinkel bringt hier #1 und der Outwash hilft dem äußeren Teil, #3 zu erfüllen (mehr Outwash - weniger verwirbelte Strömung). Außen, inklusive Endplatte oder eher Winglet, steuert #3, ebenfalls mit etwas Outwash. Das ist jetzt nicht allzu weit weg von dem was sich die FIA selbst gedacht hat:
Der Mittelteil ist höher, die anderen flacher. Es gibt 3 und nicht 2 Elemente über dem untersten Basiselement (Es gibt auch andere Varianten bei den Renders der FIA). Sicherlich kann man da jetzt noch ein paar Stündchen herumphilosophieren und Striche einzeichnen, aber für mich ist das wirklich alles sehr basic und eher langweilig. Ich würde hier in der Realität mehr erwarten und bin gespannt, was da noch kommt. Ich würde auch wetten, dass mindestens ein Team ein Inwash-Design für den Mittelteil bringt. Vielleicht pfeift ja auch das eine oder andere Team auch mehr auf #3 und baut die Außenseiten höher, oder Inwash. Anything goes.