Piastri
Norris
Schon im Sprint deutete sich an, dass Piastri auch für das Rennen gute Karten haben könnte.
Norris wirkte im Qualifying in manchen Runs - laut Martin Brundle - nicht völlig "confident" in dem, was sein Auto machen werde und wie es reagiert. Doch in den Momenten, in denen Norris Vertrauen hatte, war er schnell.
Letztlich haben die McLaren im Grand Prix die Hackordnung gerade gerückt, die im Sprint noch etwas unsicher war, als Hamilton vorne souverän weg fuhr, während Piastri dahinter Verstappen nieder kämpfte.
Piastri könnte die WM anführen, wenn sein Ausrutscher in Melbourne nicht gewesen wäre. Naja ... hätte wäre könnte. Piastri und Norris sind nahe beieinander. Der eine etwas schneller, der andere etwas cooler.
Ich bleib dabei, es könnte ein interessanter WM-Kampf zwischen den beiden werden.
Russell
Auf einmal haut Russell eine bärenstarke Quali-Runde raus. Obgleich er im Sprint am Ende Verstappen recht nahe kam, war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass er im Rennen der Hauptkonkurrent der McLaren sein wird.
Verstappen, Russell und Piastri trennen nach 2 Wochenenden genau 2 Punkte in der WM.
Das Feld ist eng. Schon leicht veränderte Streckentemperaturen können das Kräfteverhältnis an der Spitze ändern. Russell und Mercedes sollte man nicht vergessen, auch wenn der mediale Fokus mehr auf die McLaren, die Ferrari und den amtierenden Weltmeister liegt.
Verstappen
Am Ende hatte Verstappen bessere Reifen als Leclerc, wobei dessen beschädigter Frontflügel wahrscheinlich auch nicht dazu beigetragen hatte, den linken Vorderreifen zu entlasten. War der Red Bull dieses WE nur der viertschnellste Bolide? Oder war man im Sprint schneller als Mercedes, während man im Grand Prix schneller war als Ferrari?
Wer weiß. Es ist alles eine knappe Nummer und Verstappens niedrige Fehler-Quote hält ihn vorne mit im "Game".
Sein Überholmanöver gegen Leclerc war sehr schön ausgeführt.
Schon interessant, wie Verstappen mit den "hard" zu den schnellsten im Feld gehörte, während er auf dem "medium" sowohl im Rennen als auch im Sprint das Tempo des jeweiligen Ferrari vor ihm nicht mitgehen konnte.
Leclerc
Hamilton
Es ist nicht das erste Mal, dass wir - seitdem die Groundeffekt-Autos zurückkehrten und die neuen Frontflügel mitbrachten - sehen, dass ein F1-Bolide ohne Frontflügel-Endplatte noch gut mitmischen kann. Gut, dass sie - so wie bei Leclerc - unter Last noch dermaßen auch fast über den Asphalt schrammt und das Team schon bangen muss, ob der Flügel nicht doch irgendwann ganz abreißt ... das ist dann doch wieder seltener.
Jedenfalls war es nur begrenzt überraschend, dass Leclerc das Tempo von Hamilton mitgehen konnte, gemessen daran, dass auch in den vergangenen Jahren so manch Bolide ohne Frontflügel-Endplatte gut dabei war.
Glück für Leclerc und Hamilton, dass kein Reifen aufgeschlitzt wurde.
Pech für Leclerc vielleicht, dass er hinter Hamilton vielleicht zu viel Zeit verlor, sondern wäre er eventuell vor Verstappen geblieben.
Naja, nach der Disqualifikation ists letztlich eh egal.
Die Ferrari-Aussage, dass man nicht mit einer 1-Stop-Strategie rechnete und daher die stark abgenutzten Reifen für ein Untergewicht sorgten ... das erinnert ein wenig an Russell in Spa letztes Jahr.
Seltsam nur, dass diesmal deutlich mehr Boliden auf einer 1-Stop-Strategie unterwegs waren und lediglich ein weiterer Fahrer disqualifiziert wurde.
Nungut ... ich weiß allerdings auch nicht, ob alle Boliden gewogen werden. Die Überprüfung dieser und jener Maße bei den Boliden geschieht ja z.B. nur stichprobenartig.
Dass Ferrari nun nur auf Rang 4 der Konstrukteurs-WM liegt, punktgleich mit den Williams, das entspricht vielleicht nicht ganz dem Anspruch.
Andererseits, der Sieg im Sprint war freilich für Hamilton und Ferrari sehr erfreulich und zeigt das Potential auf.
Ocon
Antonelli
Albon
Bearman
Wie sich doch manches ändern kann...
Bearman erwischt einen deutlich besseren Freitag als Ocon.
Ocon erwischt einen besseren Samstag als Bearman.
Beide holen letztlich ein starkes Rennen raus am Sonntag.
Die Haas sind in einer Gegend unterwegs, mit der man zuvor nicht unbedingt gerechnet hätte.
Freilich, Ocon kam entgegen dass Antonelli durch den späteren Boxenstop gleich zwei Positionen verlor.
Zudem hatte dieser wohl mit seinem Unterboden die Frontflügel-Reste Leclercs erwischt und ab Runde 1 einen beschädigten Boliden durch die Gegend gefahren.
Albons sehr später Boxenstop war keine üble Taktik. Nicht nur weil es ihm eine Führungsrunde einbrachte, sondern auch weil er damit in der zweiten Rennhälfte konkurrenzfähiger war als z.B. Gasly, der vor den Boxenstops hinter ihm lag.
Bearman machte guten Gebrauch von der Taktik mit den harten Reifen zu starten.
Bestplatzierter Fahrer mit Ferrari-Antrieb in der WM nach dem Australien-GP: Hülkenberg
Bestplatzierter Fahrer mit Ferrari-Antrieb in der WM nach dem China-GP: Ocon
Gasly
Stroll
Sainz
Die Alpine eröffneten den Boxenstop-Reigen, doch sowohl Hadjar als auch Albon konnten sich die kurzzeitig gegenüber Gasly verloreren Plätze wieder schnell zurück erobern. Die spätere Disqualifikation von Gasly brachte Stroll und Sainz noch in die Punkte.
Für Stroll war es eines seiner besseren Wochenenden. Beide Qualifyings lag er mit Alonso auf einer Stufe. Im Sprint landete kam er klar früher ins Ziel.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass Bearman mit der gleichen Reifenstrategie am Ende klar vor Stroll gelandet ist, welcher 10 Runden später von den harten auf die Medium-Reifen wechselte.
Eigentlich hätte Stroll mit den deutlich weicheren Reifen mehr auf Bearman aufholen müssen.
Sainz' Rennen war vergleichsweise unspektakulär. Ihm gelingen noch nicht die Glanzpunkte, die Albon manchmal im Qualifying setzen kann.
Allerdings ist er mit dem Rennergebnis nach Alain Prost der zweite Fahrer in der Geschichte der Formel 1, welcher mit Ferrari, McLaren und Williams Punkte erzielen konnte.
Ok, im Gegensatz zu Prost konnte er - bislang - nur mit Ferrari Rennen gewinnen.
Hadjar
Tsunoda
Eine Enttäuschung ... groß anders kann man das Rennen für die Racing Bulls kaum bezeichnen.
Im Q1 und Q2 konnten Hadjar und Tsunoda noch begeistern. Höchst überraschend lagen sie beide Male vor Russell und noch weiter vor den Ferrari.
Doch im Q3 kamen sie mit gebrauchten Reifen nicht an ihre vorherigen Zeiten heran und ihren jeweiligen Lauf auf neuen Reifen hatten beide verbockt. Tsunoda rutschte beispielsweise in der langen Rechtskurve vor der langen Geraden ins Abseits. Von den Sektorzeiten her, hätte er sonst vielleicht vor den Ferrari landen können (die anderen waren am Ende dann doch zu schnell).
Warum man bei VCARB dann Tsunoda ohne großen Druck durch Ocon von hinten für einen zweiten Boxenstop reinholte ... das bleibt wohl ein Geheimnis. Vielleicht ging man einfach davon aus, dass alle anderen auch zwei Mal stoppen würden.
Freilich bedeutete das, dass Tsunoda damit auch hinter Stroll bleiben wird, welcher seinen ersten Satz harte Reifen noch eine Runde weiter fuhr, als Tsunoda zum zweiten Mal in die Box abbog.
Mit der Taktik verlor man sowohl gegenüber Stroll der deutlich weiter hinten startete, als auch gegenüber den ganzen anderen 1-Stoppern.
Gemessen daran, dass Hadjar eine lange Zeit unmittelbar im Getriebe von Antonelli steckte, ist das Rennergebnis am Ende für beide eine saftige Enttäuschung (wenngleich durch den kaputten Frontflügel bei Tsunoda mit bedingt).
Dass es Hadjar trotz deutlich frischerer Reifen nicht gelingt, sich am Ende den hart verteidigenden Doohan zurecht zu legen, ist vielleicht etwas seiner Erfahrung geschuldet.
Bin mir garnicht sicher, ob die beiden 2023 in der Formel 2 mal einen Zweikampf hatten (Doohan fuhr meist weiter vorne rum als der F2-Rookie Hadjar).
Trotzdem ... für jemanden der zum allerersten Mal in Shanghai fährt kein schlechtes Rennen.
Doohan
Nach den frühen Boxenstops lag Doohan hinter seinem Teamkollegen und fuhr die Lücke zu Gasly mehr oder weniger zu.
Aber letztlich war er dann auch immer der erste, der von später stoppenden Fahrern (Sainz, Stroll, Bearman) eingeholt wurde. Die Zweikämpfe kosteten Doohan etwas Zeit ... und verschafften Gasly etwas Luft. Dadurch trennte die beiden im Ziel dann doch etwas.
Ungeachtet der Disqualifikation von Gasly sind Doohans bisherige Fahrten für Alpine zufriedenstellend.
Klar, der Ehrgeiz den Zweikampf gegen Hadjar nicht zu verlieren, führte dann zu einem Verbremser, durch den er eben Hadjar von der Strecke drängte. Kann passieren.
Lawson
"Confidence" ... ein Wort, das in Verbindung mit Lawson schnell fällt. Lawson meinte im Interview mit Rachel Brooks nach seinem Ausscheiden im Q1, dass man Vertrauen in ein F1-Auto braucht, um es bei 100% seines Leistungsvermögens zu bewegen. Es sei nicht so, dass er garkein Vertrauen in den Boliden habe ... aber letztlich sei es auch nicht voll und ganz da.
Das sieht man durchaus auch am Bildschirm, wenn man Lawson am Steuer sieht und wie er immer wieder kleine Korrekturen vornehmen muss, während Verstappen gefühlt weiß was der Bolide kann und was er diesem zumutun kann.
Lawson gibt kund, dass das "Fenster" in dem der Red Bull und/oder die Reifen (oder die Kombination aus beidem) funktionieren wohl recht klein wäre und dass es ihm bislang nicht gelänge, dieses gut zu treffen.
In Melbourne im Rennen hat Lawson ja zeitweise gezeigt, dass er schnell sein kann. Im Q1 in Shanghai entschuldigt er sich dann, dass er die Reifen nicht zum Arbeiten bekommen hat.
Rachel Brooks fragt im Interview nach, was er brauche, um schneller zu sein. Lawson atmet durch ... "Zeit", mein er. "Nur bedauerlicherweise habe ich keine Zeit."
Tja, das ist vielleicht wahr.
Auch Gasly und Albon hatten einst ihre Probleme mit zickigen Red-Bull-Boliden mit schmalem Arbeitsfenster in die sie nicht das richtige Vertrauen hatten. Verstappen hingegen bringt seinen Skill mit, seine Erfahrung aus 10 F1-Saisons und seine Erfahrung aus mehreren Jahren mit eben diesen RB-Boliden und den Pirelli-Reifen.
Doch wenn Gasly oder Albon 7 Zehntel hinter Verstappen im Qualifying lagen, dann war Verstappen erster und sein Teamkollege 6ter. Und dann hatte Verstappen alle überrundet, außer den Top5.
Jetzt sieht die Welt anders aus. Jetzt landet Verstappen in den Top5, aber wenn sein Teamkollege 7 Zehntel dahinter liegt, ist er letzter.
Das Feld ist deutlich enger als vor 5-6 Jahren. Hadjar, Doohan, Bortoleto sind nahe dran an ihren Teamkollegen. Antonelli und Bearman von den ihren nicht weit weg.
Manchen Piloten mit weniger Erfahrung gelingt der Einstieg.
Lawson hingegen findet sich im RB bislang nicht zurecht.
Wie lange man sich das bei Red Bull anschauen will, ist fraglich. In anderen Zeiten hätte man nun Lawson, Tsunoda und Hadjar genommen und in einen RB20 gesetzt und in Silverstone Runden drehen lassen, um zu gucken, wer am flottesten ist. Aber heuer kann man nicht beliebig testen und evaluieren.
Aber 3 Mal in Folge im Q1 ausgeschieden? Zwei Mal davon gar allerletzter? Das ist eine Schmach.
Als nächstes kommt Suzuka. Eine Strecke welche Lawson aus der Super Formula recht gut kennt.
Gleichwohl überschlagen sich nun schon wilde Gerüchte, dass Tsunoda bereits nach zwei Rennwochenenden die Cockpits tauschen. Sogar der Name Colapinto wird wieder hervorgekramt, als potentieller Nachfolger Tsunodas bei VCARB.
Lawsons Karriere würde schneller bergauf und bergab gehen als die von Daniil Kwjat.
Bortoleto
Hülkenberg
Vor der Saison wurden die Sauber schon so gut wie abgeschrieben. In Melbourne gibt es dann plötzlich gut Punkte und in Shanghai ist das Q2 drin (Hülkenberg 0,037s am Q3 vorbei). Damit war nicht unbedingt zu rechnen.
Nungut, Hülkenberg rechnete beim Rennstart auch nicht damit, wie wild sein Sauber durch die Gegend rutschte. Erst verliert er in der Schneckenkurve massiv an Boden und an Plätzen, dann verliert er beinahe die Kontrolle, während er sieht wie sich sein Teamkollege von der Strecke dreht.
Die beiden waren fortan am Ende des Feldes. Hülkenbergs Beinahe-Ausrutscher ließ ihn wild über die Kerbs rutschten wonach sein Unterboden nicht mehr fit war, Bortoleto war im Kies glimpflich davon gekommen und hatte danach freie Fahrt ... aber durch den Extra-Boxenstop auch einen großen Rückstand.
Während Hülkenberg mit seinem lädierten Sauber gut 2 Sekunden langsamer unterwegs war als die Spitze, konnte Bortoleto von seinem Rückstand auf Lawson während des Rennens noch gut 5 Sekunden abknabbern (von etwa 30 Sekunden auf etwa 25 Sekunden).
Ähnlich wie bei VCARB heißt es auch bei Sauber, dass es ein enttäuschendes Ergebnis nach einem verheißungsvollem Qualifying gibt ... nur dass das Ergebnis schon nach der ersten Runde vorbestimmt war.
Auf der anderen Seite gibt es dann halt einen Lance Stroll, der sich wie in Melbourne am Ende mehr oder weniger wundern darf, warum er in den Punkten liegt.