Wenn ich mir den Kampf ansehe (was ich schon ziemlich oft gemacht habe
), dann sehe ich sehr viele "Volltreffer" von Foreman. Die meisten gingen auf den Körper und hätten bei vielen Boxer zum KO gereicht, aber auch einige linke Haken zum Kopf waren dabei, nach denen Ali auch Ansätze von "Wirkung" zeigte. In dem Buch "The Fight" von Norman Mailer gibt er auch zu, daß er in der vierten Runde nach einem linken Haken gehörig anglingelt war.
Ali vertrat aber die Ansicht, daß ein Schlag, den er kommen sieht, ihm kaum was ausmachen könne. Diese Art von "Nehmerphilosophie" entwickelte er aus eigener Erfahrung, Ratschlägen von Angelo Dundee und der medizinischen Unterfütterung von seinem Ringarzt Pacheco. - Wenn man sich Alis Niederschläge (gegen Frazier und Cooper) ansieht und auch die schlimmsten KOs einiger anderer Boxer, dann scheint an dieser These einiges dran zu sein. Foremans Schläge sah Ali, denn er gehörte nie zu der Sorte Boxer, die hinter der Doppeldeckung den Gegner nicht im Auge behält
.
Nochmal zur Taktik in Zaire: Ali versuchte nach eigener Aussage, Foreman in der ersten Runde mit "Right-hand-leads" zu überraschen. Das klappte auch, aber als er sah, daß Foreman auf seine Volltreffer nicht reagierte und er nach der ersten richtigen Wettkampfrunde das Klima extrem spürte, änderte er gegen den Willen seiner Ecke die Taktik. Andernfalls wäre er konditionell wohl genauso am Ende gewesen wie Foreman, der sich dadurch täuschen ließ, daß er unzählige Sparringsrunden gehen konnte. Sparring / Training und Wettkampf sind aber total verschiedene Dinge, und Foreman ging ohnehin davon aus, Ali kurzrundig zu vernichten.
Das war eine der größten Leistungen Alis, flexibel auf Gegenheiten reagieren zu können. Die meisten Boxer sieht man einbrechen, wenn ihr Gameplan nicht aufgeht.
Gruß, Competition