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Cicero
über den Einsatz der Gladiatoren
"Welche Schläge halten sie aus! Wie oft zeigt sich, dass sie nichts lieber wollen, als ihrem Herrn oder dem Volk zu Willen sein. Auch von Wunden übersät, lassen sie zu ihrem Herrn schicken, um zu fragen, was diese wollen. Wenn sie zufrieden seien, wollten sie den Todesstoss auf sich nehmen. Welcher auch nur mittelmässige Gladiator hat je aufgeseufzt, je seine Miene verzogen? Wer, als er gefallen war und den Befehl erhielt, den Todesstoss anzunehmen, hat den Kopf eingezogen? Das alles bewirkt Übung, Selbstbeherrschung und Gewöhnung."
Die Zeilen des Cicero scheinen die Vermutung von tcschmidt bezüglich der Schmerzunempfindlichkeit zu unterstreichen.
Die "schützende Fettschicht" wird in populärwissenschaftlichen Quellen mehrfach erwähnt. Aber überbewerten sollte man sie nicht. Auch wenn viel Fleisch auf den Rippen einfach durch Masse die Organe schützt, gibt das noch lange keine Gewähr auf bessere Überlebenschancen, wenn allein Wundbrand genügt, um einen Verletzten dahinzuraffen.
Was die Sterblichkeitsrate von Gladiatoren betrifft, muss man schon genauer differenzieren, denn die Unterschiede dürften während verschiedenen Epochen erheblich gewesen sein. Auch spielt es eine Rolle, was man unter Gladiatorenspielen versteht und wir sollten nicht vergessen, dass letztendlich vieles nur vermutet werden kann.
Der Kampf zweier Gladiatoren war ursprünglich ein Beerdigungsritual, das beim Tod wichtiger Personen abgehalten wurde. Manche Kämpfe waren wohl nur zum Schein, andere auf Leben und Tod, wobei der Verlierer die verstorbene Persönlichkeit also ins Jenseits begleitete. Bereits im Ursprung des Gladiatorenkampfes gab es also erhebliche Unterschiede, ob tatsächlich jemand beim Kampf starb oder nicht.
Die späteren Spiele zur Unterhaltung (lat. munera) bestanden bei weitem nicht nur aus Gladiatorenkämpfen. Ein fester Bestandteil der Spiele waren öffentliche Hinrichtungen. Ein anderer Bestandteil waren Kämpfe zwischen zum Tode Verurteilten, die zum Kämpfen gezwungen wurden und sterben sollten. Gelegentlich wurde ein Verurteilter, der sich im Kampf hervorgetan hat, begnadigt, aber meist wurden tausende in etwas verheizt, was man schon als Massenschlacht bezeichnen kann. Diese Verurteilten waren es auch, die den Caesar mit dem berühmten Satz "ave Caesar, moreturi te salutant" grüßten, nicht die Gladiatoren, wie oft falsch dargestellt.
Kämpfe zwischen Gladiatoren fanden vermutlich nach festen Regeln statt, die nach M. Junkelmann in ca. 20 % der Fälle tödlich endeten. Oft sollen sie auch mit einem Unentschieden geendet haben, wenn einer der Gladiatoren wegen Erschöpfung oder Verletzung aufgab. Das Publikum äußerte dann seinen Wunsch, wie mit dem Gladiatoren umgegangen werden sollte, indem es entweder den Daumen an die Faust presste (Begnadigung) oder mit dem Daumen auf die Kehle zeigte (Todesurteil). Hier könnte man vermuten, dass berühmte Gladiatoren deshalb recht lange überlebten, weil das Publikum ihre beliebtesten Kämpfer nur selten aus einer Laune heraus verheizte.
Augustus verbot Spiele bis zum Tod und Konstantin verbot die Spiele schließlich komplett. Vermutlich wurde in der Zeit dazwischen viel seltener in der Arena gestorben, als es vorher der Fall war.
Das Argument, Gladiatoren seien zu kostbar und ihre Ausbildung hätte zu lange gedauert, um sie in Kämpfen sterben zu lassen, scheint mir recht fraglich. Es gab im Römischen Reich über hundert Gladiatorenschulen, vier allein in der Stadt Rom selbst. Wenn jede Schule mehr als ein Dutzend Gladiatoren hatte, ergibt das eine beachtliche Zahl. Wichtiger aber ist noch, dass sich die Ausrichter von Spielen generös zeigen wollten. Es wurde mit Reichtümern nur so um sich geworfen, wenn ein Triumph gefeiert wurde. Dies galt mit Sicherheit auch in der Arena.