Jetzt werden die Teilzeit-Interessierten am Halma-Sport sich wahrscheinlich fragen: Wtf bedeutet
PORN?
Für die Experten natürlich ein geläufiger Begriff und ist gleichzusetzen mit:
vorzeitiger technischer KO.
In den USA und in Großbritannien werden die Playoffs nur in diesem Format ausgetragen und ab dem Viertefinale
darf das US-System bzw. britische System inzwischen auch in Europa Anwendung finden.
Einige große europäische Halmaverbände haben das übernommen. So Belgien und Luxembourg seit 1996 bzw. 2002 und nach Jahren der Weigerung ist das ab 2023 auch in Frankreich möglich.
In Deutschland wird das schon lange im Pokal praktiziert (seit 1949) und hat seinen Ursprung in der Besatzungszeit. Die in Deutschland stationierten GIs und Thommys lernten während ihrer Dienstzeit diesen faszinierenden Sport kennen. Um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, wurden Halmaturniere mit Preisgeld (und Corned Beef Sandwiches) angeboten. Angetan vom Erfolg dieser "Tage der offenen Tür" traten bald auch eigene Base-Teams an, nach Training und Regelkunde über einheimische Halma-Veteranen.
Oftmals halfen die Besatzungsmächte auch mit Rohstoffen zur Stübbi-Erzeugung aus, denn kaum ein Verein in Deutschland verfügte nach dem Krieg noch über die nötigen 30 Spielfiguren. In manchen Regionen wurden die ersten Meisterschaften noch aus Mangel mit "Mais gegen Bohnen" gespielt.
Die GIs und Tommies waren jung und talentiert und nach einiger Zeit der Übung konnten sie sogar einige Regionalvereine während eines sogenannten "Jump-Ins" besiegen. Zum Beispiel 1953 die 1st UK Armored Division - Halma 1815 Herford mit 12:7, die Airbase Spangdahlem gegen den HC Helenenberg mit 12:10 in 1975. Der erste Sieg gegen ein deutsches Halmateam gelang den US-Marines 1951 gegen die Halmaweber Böblingen.
Leider ließen dienstliche Sperrstunden, ein Fraternisierungsverbot oder sogar ein plötzlicher Alarm ein reguläres Spielende mit 12 oder regional bis zu 15 Siegpunkten nicht immer zu.
Um Eile bemüht, fragten die Soldaten bei den Einheimischen nach: Why not
Waving the white Flag?
Antwort: Damit alle Partien im Spielprotokoll bis zum Endsieg ordnungsgemäß eingetragen werden können.
"That's ridiculous / rubbish" entgegneten die Rekruten oftmals und fragten ein weiteres Mal nach:
"Is there a
Point of Return and still winning the Match?"
Und die Antwort lautete: "
No!"
Um das Training und das gesellige Beisammensein zu förden, einigten sich Volk und Besatzer darauf, vorzeitig entschiedene Partien über
WWF bzw.
PORN zu beenden, wenn beide Kontrahenten damit einverstanden sind.
Gerade die US-Profiliga hatte dadurch in den 1970ern einen Aufschwung erfahren, weil die Zuschauerzahlen in den Cable-Networks bei einer vorzeitigen Entscheidung jeweils dramatisch einbrachen, ohne
WWF oder
PORN. Da ist es seit 1973 in den Playoffs Pflicht,
in Europa eine Kann-Bestimmung.
Was heißt: der / die Skip des hoffnungslos zurückliegenden Teams darf bei einem PORN eine white Flag waiven und der / die Skip des uneinholbar führenden Teams kann diese Kapitulation über eine blaue Karte mit Aufdruck
bestätigen oder nicht.
In der sowjetischen Besatzungzone nannte man diese Regel "
Stoj!" und es konnte ein unterlegenes Team das Match beenden, wenn ein Spieler mit diesem Ausruf und mit einem Schwung das Brett und alle Figuren komplett vom Tisch warf. In der Lausitz gilt heute noch die Regel: Wenn während eines
"Stoj!" der Spieler des führenden Teams das Brett und mindestens eine eigene Spielfigur auffangen und binnen 1 Minute wieder auf dem Tisch im gegnerischen Haus platzieren kann, wird die Begegnung bis zum 12. Punkt fortgeführt.