Die Hattrick-Wirtschaft: Bericht und Maßnahmen
13.07.2007
Im Laufe der letzten paar Monate haben wir viel Zeit darauf verwendet, die Hattrick-Spielwelt und ihre Entwicklung zu analysieren, insbesondere die Bereiche Wirtschaft und Spielerentwicklung. Vielen war klar, dass Hattrick an etwas krankte – vor allem, wenn man sich den immer stärker werdenden Zusammenbruch des Transfermarktes anschaute –, und es gibt viele Theorien über Ursachen und mögliche Lösungen für diese Probleme.
Wir haben diese Diskussionen in den Foren verfolgt und sie anhand der uns vorliegenden Fakten und Statistiken geprüft. Wir nahmen auch die Hilfe zweier unabhängiger Studien in Anspruch, durchgeführt einerseits durch zwei Volkswirtschaftler von der Universität Stockholm, die die wirtschaftliche Entwicklung von Hattrick aus wissenschaftlicher Perspektive analysierten, andererseits durch einen erfahrenen Hattrick-User, der dieselben Daten vom Standpunkt des Spielspaßes aus betrachtete.
Die Schlussfolgerungen der beiden Studien waren sehr ähnlich in Bezug auf die Probleme, denen Hattrick gegenübersteht.
Zusammenfassend sind die Aufwendungen und Einkünfte der Vereine langfristig nicht im Gleichgewicht, wodurch immer mehr Geld aus Hattrick abfließt. Ein wichtiger Faktor dabei sind die Gehälter, abhängig von einem Angebot an Spielern, die in immer größerer Zahl weit trainiert worden sind und deren Beschäftigung teuer ist.
Kurzfristig müssen wir den Trend umkehren, der der Gesamtwirtschaft von Hattrick Geld entzieht und dabei den Transfermarkt bremst sowie viele Vereine in den Bankrott treibt.
Ebenso dringend müssen wir mit langfristigen Veränderungen die Wirtschaft und den Spielermarkt in Hattrick stabilisieren – Veränderungen, die die Notwendigkeit weiterer direkter Eingriffe in die Wirtschaft des Spiels reduzieren oder beseitigen. Einige davon sind bereits unterwegs oder haben Entscheidungen im vergangenen Jahr beeinflusst.
Zu unseren Zielen gehören die Steuerung der Produktion und Ausmusterung von Spielern, die Verringerung des Trainings (ohne das Spiel weniger interessant zu machen), die Verbesserung der Match-Engine hinsichtlich Multi-Skill-Spielern (Spieler mit gut ausgebildeten sekundären Fähigkeiten, Anm. d. Übers.) sowie die Wiederherstellung des Prinzips, dass die besten Spieler auf dem Transfermarkt die wertvollsten sind – um dadurch sicherzustellen, dass Hattrick sowohl für Gelegenheitsspieler als auch für Hardcore-Manager interessant bleibt.
Wir denken auch, dass wir durch solche Schritte bestimmten Phänomenen, die wir heute antreffen, entgegentreten können, beispielsweise dem eingebrochenen Transfermarkt, der niedrigen Motivation für langfristige Trainingskonzepte, sowie Farm- und Kamikaze-Teams.
Es gibt viel zu tun, aber es ist machbar, und wir glauben dass es viele positive Auswirkungen haben wird, dass die Probleme bei ihren Ursachen bekämpft werden – Ursachen, die alle mit dem Input und Output der Schlüsselressourcen in Hattrick zusammenhängen: Geld und Spieler.
Schon oft ist gesagt worden – auch vom HT-Team – dass die Hattrick-Wirtschaft sich selbst regulieren soll: Wenn die Gehälter zu hoch sind, passen sich die Manager an. Dies trifft weitgehend auch zu, und es reicht aus für die einzelnen Vereine, um über ihr eigenes Schicksal zu entscheiden. Aber es reicht nicht aus, um eine Gesamtwirtschaft im Niedergang wieder zu stärken, möglicherweise weil Hattrick letzten Endes mehr als eine Wirtschaftssimulation ist – in erster Linie ist es ein Spiel, und es ist unsere Aufgabe, die Rahmenbedingungen des Spiels den aktuellen Bedingungen anzupassen, damit Hattrick spielbar und herausfordernd bleibt.
Kurzfristiges Problem: Verfügbare Geldmenge
Vereinfacht ist die aktuelle Rezession in Hattrick darauf zurückzuführen, dass die Kosten über viele Saisons stetig angestiegen sind, während das Einkommen konstant blieb. Die höheren Kosten sind primär durch höhere Löhne bedingt, da es immer mehr Spieler gibt und diese immer weiter nach oben trainiert werden.
Der durchschnittliche Verein verliert Geld und kann seine Verluste nicht wie früher durch Training und Spielerverkäufe wettmachen. Dadurch fließt Geld aus der Gesamtwirtschaft von Hattrick ab. Ähnliche Muster haben wir jahrelang sehen können, aber damals wurde die Gesamtwirtschaft getragen von einem großen Wachstum mit neuen Usern, die Geld ins Spiel brachten. Seit sich die Wachstumsrate verlangsamt hat, gibt es weniger neues Geld und eine geringere Nachfrage für Spieler mit niedrigen Fähigkeiten. Das ist in Ordnung, es bedeutet aber, dass wir die verfügbare Geldmenge anderweitig anpassen müssen, um die Wirtschaft gesund zu erhalten.
Um die Geldmenge kurzfristig zu erhöhen, werden die Sponsorengelder für alle Vereine um 10 000 € (20 000 CHF) pro Woche erhöht. Unsere frühere Ankündigung, dass die Guthabenzinsen ganz wegfallen sollen, erscheint uns im Licht unserer Analysen kontraproduktiv, und wir werden einen kleinen Zinssatz beibehalten, der der Hälfte des aktuellen Zinssatzes entspricht. Außerdem werden wir die Darlehenszinsen um ein Drittel senken.
Darüber hinaus sinken die Baukosten für neue Plätze im Stadion um 25%. Dadurch können junge Vereine ihr Einkommen schneller vergrößern, da sie mehr Zuschauer bekommen. Um Vereine zu entschädigen, die kürzlich ihr Stadion zu den bisherigen Preisen ausgebaut haben, erhalten diese eine einmalige Auszahlung von 25 000 € (50 000 CHF). Dies betrifft alle Vereine, die ihr Stadion in den letzten 12 Monaten ausgebaut haben.
Alle Spieler in Hattrick haben zudem einer Gehaltsreduktion von 250 € (500 CHF) pro Woche zugestimmt, und in einer Vereinbarung mit der Spielergewerkschaft wurde beschlossen, dass in der letzten Woche der Saison keine Gehälter bezahlt werden. Zusätzlich werden die Eintrittskarten rund 20% teurer.
Wir haben versucht, dieses Maßnahmenpaket so ausgewogen wie möglich zu gestalten und zu erreichen, dass die Auswirkungen für alle Vereine fair sind. Wir sind uns vollkommen bewusst, dass es für die Lösung der langfristigen Probleme von Hattrick nicht ausreichen wird, lediglich dem System Geld zuzuführen. Doch es wird helfen, die Wirtschaft anzukurbeln, während unsere anderen Maßnahmen umgesetzt werden. Und das ist notwendig.
Mittelfristiges Problem: Transfermarkt
Am Transfermarkt treten die wirtschaftlichen Probleme in Hattrick am offensten zutage, einfach deshalb, weil es der einzige Ort ist, wo Hattrick-Vereine finanziell miteinander interagieren. In dieser Hinsicht spielt der Transfermarkt eine wichtige Rolle, indem er Vereinen erlaubt, sich im Training zu spezialisieren, mehr Einfallsreichtum bei der Mannschaftszusammenstellung erlaubt und so weiter.
Wir glauben, dass die niedrigen Preise auf dem Transfermarkt verschiedene Gründe haben: das Überangebot an Spielern mit hohen Fähigkeiten, die zu geringe Geldmenge im System, weniger neue Mannschaften, die Nachfrage für Spieler generieren, und eine geringe Motivation, ältere Spieler auszumustern, sowie auch die Tatsache, dass die sehr hohen Gehälter für eindimensionale Spieler deren Wert auf dem Transfermarkt verzerren, weil die besten Spieler zwar billig zu kaufen, aber unvorstellbar teuer zu entlöhnen sind.
Diese besonderen Wertverhältnisse erschweren die Planung des Trainings, das ein integraler Bestandteil von Hattrick ist. Weitere negative Effekte liegen in der Ermöglichung kurzfristiger Strategien, die keinen Spaß machen und unrealistisch, zuweilen sogar destruktiv sind: Divine-Tricks (Kauf eines göttlichen Spielers nur für ein Spiel, mit sofortigem Wiederverkauf; Anm. d. Übers.), Kamikaze-Teams und so weiter.
Wir wissen jedoch, dass zwar diese extrem teuren Spieler auf dem Transfermarkt auffallen und irritieren, aber nur noch sehr wenige Spieler tatsächlich auf dieses Niveau trainiert werden. Die meisten Manager hören in Anbetracht der Gehälter mit dem Training rechtzeitig auf. Die Ausnahmen sind die Spieler, die für Nationalmannschaften trainiert werden. Mit Veränderungen bei der Match-Engine wird sich die Spielerpolitik der Nationalmannschaften wohl mit der Zeit ändern.
Sorgen macht uns jedoch, dass ein ähnlicher Effekt des Trainingsabbruchs schon auf einem Niveau einzusetzen beginnt, wo die Gehälter noch nicht extrem sind. Das Fähigkeitsniveau, ab dem das Training unprofitabel wird, sinkt ständig. Das bedeutet, dass wir handeln müssen, um nicht in ein paar Saisons einer Situation gegenüberzustehen, wo kein Training mehr gewinnbringend sein wird. Dieser Trend ist grundlegender und und hängt mit der Gesamtwirtschaft, dem Training und dem Spielerangebot zusammen. Wir haben erkannt, dass es wichtig ist, diese Transferwerteffekte zu reduzieren, aber wir wollen das nicht über Nacht erreichen, sondern Schritt für Schritt. Das Wichtigste ist im Moment, die Abwärtsspirale zu durchbrechen.
Der zentrale Weg, die Preise für die besten Spieler wieder zu verbessern, wird über die Match-Engine laufen, indem sekundäre Fähigkeiten gegenüber heute mehr Gewicht erhalten.
(Wir werden die Änderungen präsentieren und allen Managern ermöglichen, die angepasste Match-Engine in Freundschaftsspielen zu testen, bevor sie in Liga- und Pokalspielen eingesetzt wird.)
Bei der Formel, die für die Verschlechterung von Fähigkeiten verwendet wird, werden wir das Fähigkeitsniveau als Faktor einführen, so dass hohe Fähigkeitsstufen nur schwer zu halten sein werden. Dies wird am stärksten bei Stufen über göttlich zu spüren sein. Auch ziehen wir Maßnahmen in Betracht, die Nationaltrainer davon abhalten sollen, Spieler mit nur einer, dafür extrem hohen Fähigkeit zu selektieren, wodurch sich der Fokus von Nationalmannschaften ebenfalls auf Multi-Skill-Spieler verschieben soll. Im Endeffekt sollen Spieler mit hohen Fähigkeiten, egal welcher Art, auf dem Transfermarkt gesuchter werden. Die besten Spieler, und damit die Spieler, die auf dem Markt die höchsten Preise erzielen und mögliche Kandidaten für Nationalmannschaften sind, sollen aber Spieler mit mehreren Fähigkeiten sein.
In dieser Saison werden wir auch neue Konzepte einführen, von denen wir glauben, dass sie Hattrick in die richtige Richtung führen: ein neues System für das Konditionstraining sowie Änderungen in der Entwicklung von Spielern. Diese Änderungen werden im nächsten Leitartikel vorgestellt, der am Montag erscheint. Dort werden wir auch einige Ideen darlegen, die wir für die folgenden Saisons hegen.