Wenn ich mir "Kunst ist eine besitzergreifende Geliebte" anhöre - das war das Album, mit dem er mich hatte - dann habe ich da wirklich 0,0 Grundlage irgendetwas politisch-weltanschauliches hineinzuinterpretieren, was über eine gewisse misanthropische Grundhaltung hinausreicht.
Was mMn für alle seine Werke bis zum jetzigen gilt. Ich fand das alles immer ziemlich überragend, das neue Album funktioniert leider gar nicht, für mich schon die Beats nicht, textlich ist das mindestens krude, teils rechts, teils voller Verschwörungstheorien (so ein Punkt, wo man schon keine Lust mehr hat, ist der Vergleich der heutigen BRD mit der McCarthy-Ära
).
Prezident hat sich immer auf der Mikro-Ebene bewegt und das konnte er mMn wie kein Zweiter. Dieses bewertende, von oben auf etwas Schauende und auch politische gab es vorher nicht. Und das geht gründlich in die Hose.
Ich kann mir schon denken, wie es dazu gekommen ist, da ich ihn so einschätze, dass er das dann erst recht macht, wenn es alle für eine schlechte Idee halten (ich kritisier jetzt mal die Linken und Gutmenschen). Geht leider komplett in die Hose und entbehrt auch quasi jeglicher Grundlage. Das ist weder smart, noch gut umgesetzt, noch nachvollziehbar. Selbst bei einer derartigen Thematik hätte ich ihm da "mehr" zugetraut, er greift zum Großteil einfach Klischees auf, etwas was man ihm vorher eigentlich nie vorwerfen konnte.
Vielleicht hat er es nie überwunden nicht wirklich öffentlich stattzufinden, zeigt jetzt den großen Mittelfinger und holt sich Applaus von der falschen Seite, weil das sind ja die "Unverstandenen". Da gehört schon ne Ladung Narzissmus zu und das erinnert mich bspw. an Matussek oder Broder, die vorher zwar stärker öffentlich stattfanden, sich aber auch immer unverstanden gefühlt haben, komplett freidrehten und sich mittlerweile unter kruden Verdrehungen der eigenen Weltanschauung auf rechten Veranstaltungen feiern lassen. Sie haben mit Prezident noch gemein, dass beide sich für über den Dingen stehend halten und denken man könnte da auftreten und gehört trotzdem nicht dazu. Der Weg in "zurück" ist aber zu und dann nimmt man lieber das mit als gar nichts.
Wäre schade wenn es diesen Weg geht, aber ich denke das wird so laufen. Wenn ich schon sehe wie er jetzt seit ein paar Monaten auf Facebook freidreht und alles und jeden kommentiert und Richtigstellungen von Artikeln über ihn veröffentlicht... Das gab es vorher gar nicht, außer Veröffentlichungen fand er in den sozialen Medien einfach nicht statt und das war auch gut so. Gut, seine alten Werke musste und wollte er nicht kommentieren, das hat aber auch dazu gepasst. Allein die Tatsache, dass das hier nötig ist (und er sich in seinen Äußerungen hier dann weiter verrennt) ist eigentlich nur traurig. Die vorab veröffentlichten Tracks haben ja schon wenig gutes erahnen lassen. Dass Prezident dann aber ein bestenfalls politisch fragwürdiges, von den Beats her auch langweiliges Album aufnimmt, hätte ich so niemals erwartet. Es bleibt abzuwarten wie das weitergeht, ich denke aber, dass er sich mit diesem Ding aus der Riege der ernstzunehmenden Künstler entfernt hat. Ich finde das sehr schade.
Wenn man ihn jetzt natürlich kritisiert, gehört man automatisch zum linksgrünversifften Mainstream, so lässt sich ein eigenes Bild auch aufrechterhalten.