Ja, genau. Wie sehr er nach Belieben ins "Going" kommt, hat man ja ganz besonders auf den größten Bühnen immer wieder gesehen. Finals 2007, letzte drei Spiele der EC Semis 2010, jetzt die Finals...
Demgegenüber stehen die Serien gegen die Pistons und... das war's, denn der Rest fand nicht gegen Spitzenteams statt. Vielleicht ja doch etwas zu wenig, um einem Vergleich mit einigen der Alltime-Greats in Sachen Scoring in wichtigen Playoffspielen standhalten zu können?
Die Bulls um den MVP und COY und der wohl besten Verteidigung seit den Celtics 2008, gegen die er in Game 2 und Game 5 herausragende Leistungen in den Schlussminuten erbrachte, sind kein Spitzenteam?
Die Celtics, denen er in Game 5
DAS antat, waren kein Spitzenteam?
Die Serie gegen die Orlando Magic vor 2 Jahren in den Confrence Finals, in denen er mit einem PER von 38 eine bisher noch nie dagewesene Performance ablieferte... waren die auch kein Spitzenteam?
Irgendwann ist auch gut. Ja, James spielte unglaublich enttäuschende Finals. Ja, James bleibt bis heute den Beweis schuldig, dass er als absoluter Leistungsträger einer Mannschaft den Titel gewinnen kann. Ja, James wird seinem eigens auferlegten Status (Chosen One) bisher noch nicht vollends gerecht. Okay, we get the picture.
Diese "What have you done for me lately" - Einstellung nimmt teilweise beängstigende Züge an. Noch nicht einmal vor 3 Wochen, galt James aufgrund oben erwähnter Leistungen als uneingeschränkt bester und wertvollster Spieler der diesjährigen Playoffs (Dirk Nowitzki wurde wenn überhaupt nur als bester Offensivspieler bis dato geehrt). Er hatte seine Clutch-Fähigkeiten unter Beweis gestellt, er demütigte den amtierenden MVP in eigener Halle, er hatte sich endgültig auf der größten Bühne der NBA durchgesetzt und wurde erneut deutlichst dem Status als bester Spieler der Liga gerecht.
Und daran soll eine Serie alles ändern? Plötzlich ist James wieder der Choker? Plötzlich soll nun WADE ( ich verweise erneut auf die Bulls Serie ) der wertvollere Spieler sein? Ja, es waren die Finals. Ja, hier gelten andere Maßstäbe, aber James ist aufgrund dieser einen Serie nicht plötzlich weniger "clutch" ( zu diesem Begriff äußer ich mich im weiteren Verlauf meines Beitrags) oder gar ein schlechterer Spieler. Er spielte eine für seine Verhältnisse wirklich erschreckend schwache Serie, woran auch immer das gelegen haben mag. Aber das kommt vor. Auch Jordan spielte ähnlich schwache Finals, ich erinnere hier nur zu gerne an das Jahr 1996 gegen die Supersonics. Eine Serie, in der der 'GOAT' im entscheidenen Spiel 6, 5 seiner 19 Würfe trifft und mit 22 Punkten und 7 Assists bei 5 Turnovern relativ blass blieb.
James hat sich und seiner 'Legacy' mit dieser Serie definitv keinen Gefallen getan, das steht fest. Aber er wird noch genug Chancen bekommen. Ausreden darf es natürlich keine mehr geben, entweder er schafft es in Zukunft sein Team zum Erfolg zu führen oder eben nicht. Es liegt in seiner Hand.
Was nun den viel diskutieren Clutch-Aspekt anbetrifft: Lebron hat in dieser Serie eigentlich nur das bestätigt, was so manchen Fan langsam bewusst werden sollte: So etwas wie einen Killerinstinkt gibt es nicht! "Clutchness" ist kein Gen, den nur ausgewählte Sportler besitzen. Gegen die sagenhafte Verteidigung der Bulls macht James im 4.Viertel von Game 5 in den letzten 3 Minuten des Spiels 8 Punkte. Im oben verlinkten Video erzielt James innerhalb von 2 Minuten 10 Punkte in Folge gegen die Celtics. Es sollten die letzten 10 Punkte der Heat in dieser Serie sein.
Gegen die Mavs wiederum erzielt er in allen letzten Vierteln bis einschließlich Game 5 ganze 11 Punkte. Das muss man sich mal vergegenwärtigen, wie unfassbar grotesk diese unterschiedlichen Leistungen anmuten.
Aber James ist da nicht alleine. Kobe Bryant, dem dieser ominöse Killerinstinkt angedichtet wird, wirft in Game 7 der letztjährigen Finals 6 von 24. In Spiel 6 der Finals von 2008, in denen die Lakers gedemütigt wurden, trifft er nur 7 seiner 22 Würfe und kommt auf 22 Punkte. Im entscheidenen Game 5 gegen die Pistons in den Finals 2004? 7 von 21.
Auch Nowitzki hätte ohne die sensationellen Leistungen von Terry, Barea und co. wohl noch in ein entscheidenes 7.Spiel gehen müssen. Im allerwichtigsten Spiel seiner Karriere stand Dirk zwischenzeitlich bei einer Quote unter 20% ( 5 von 21).
Der Einzige, dem das Attribut "clutch" noch im Entferntesten attestiert werden darf, ist Michael Jordan, da dieser sein Talent schlicht konstanter in sogenannten "Closeout Games" abrufen konnte. Das und der Kultstatus, der ihm noch zu seiner aktiven Zeit zu Teil wurde, machen ihn zum uneingeschränkten besten Spieler aller Zeiten. Das braucht man nicht zu diskutieren. James hat aber durchaus Zeug dazu, in einem Atemzug mit ihm genannt zu werden. Ob das nun so eintrifft, wird die Zeit zeigen. Ich persönlich hoffe, James hat aus diesen Finals etwas gelernt.