Viele richtige Punkte, die Du da ansprichst, aber trotzdem bin ich mir nicht ganz sicher, was Du mir sagen willst
Ich versuche mal, darauf einzugehen.
Das will mir nicht so ganz in den Kopf. Ich habe die Regeländerungen thematisiert und damit argumentiert, dass die Defense der 90er nicht potenter war, nur weil die Spieler sich gegenseitig umnieten durften. Ich stelle nicht in Frage, dass damals deutlich mehr möglich war, was die Physis betrifft, sehe aber nicht, wie das die Defense stärker gemacht haben soll.
Hier sagst du ganz schön viel auf einmal. Niemand behauptet, dass es
keine Help Defense in den 90ern gab, sondern nur, dass sie im Vergleich zu heute massiv limitiert war. Anekdotische Evidenz (Kerr und Paxson Shot) widerlegt und belegt hier nichts. Deinen Punkt mit der 3-2 Offense sehe ich, aber auch da gab es ja keine Widerrede meinerseits.
Ein Big Men zentriertes Spiel sorgt natürlich für eine volle Zone, ändert aber doch nichts an der Kernaussage, dass das Spiel insgesamt auf Isolationen ausgerichtet war und durch die Illegal Defense Rule Spieler, die gut im 1on1 waren, durch die Regeln eben bevorteilt wurden.
Mit Deinem letzten Punkt zeigst Du auf, was mir auch wichtig ist, herauszustellen. Das Spiel ist heute, man mag es kaum glauben, teamorientierter. Du brauchst fünf Spieler auf dem Feld, die offensive Gefahr ausstrahlen, um erfolgreich zu sein.
Einen Star immer wieder in die Isolation zu schicken und das als offensives Konzept zu verkaufen, reicht eben nicht mehr (James Harden bestätigt die Ausnahme).
Die Barkley Suns waren mein Lieblingsteam der 90er und galten als absolutes offensives Highlightteam. Jedem, der das so abgespeichert hat, empfehle ich, sich keine Spiele mehr aus den Jahren anzusehen
Das ist schnödes "gib Barkley oder KJ den Ball" und lass sie machen. Keine Pick&Rolls, keine Weakside Actions, nichts. Nur Iso nach Iso. Das haben die Bulls in den Finals dann auch schonungslos offengelegt. Irre, wie zahnlos die Suns-Offense in diesen Finals war.Aus heutiger Perspektive wirklich überraschend, dass damals keiner auf die Idee gekommen ist, Cartwright mal in die P&R-Defense zu zwingen oder ihn durch Switches als Defender gegen KJ zu isolieren. Das belegt natürlich nichts, ist für mich aber eben auch wieder ein Beispiel, dass früher eben nicht alles perfekt war.
Grundsätzlich bestätigst Du meine These doch auch, indem Du sagst, dass die Spieler heute mehr zum Kickout gedrängt werden, weil sie sich eben einer Wand gegenüber sehen. Die Offense und Teams haben sich der Zeit natürlich angepasst, klar. Das Spiel verändert sich und das ist auch okay.
Mein Punkt ist nur: es ist heute nicht einfacher zu scoren als in den 90ern. Ich bin einfach von diesem "früher war alles härter, krasser, cooler und sowieso besser" total genervt. Das ist undifferenziert und am Ende auch einfach falsch.
Dieses Video ist vieles, aber bestimmt keine kritische und fundierte Analyse. Bei dem Argumentationsstil kann ich auch behaupten, dass Giannis in den 90ern locker 45 im Schnitt auflegen würde, weil die einzige Möglichkeit ihn aufzuhalten eine Teamdefense ist, die Zone spielt (wie die Raptors in den Playoffs gezeigt haben). Damals leider nicht erlaubt. Kannst Du nicht widerlegen? Tja, dann wird es wohl stimmen.
Bei der ganzen Debatte ist einfach viel zu viel Spekulatius dabei und mich stört diese unnötige Mystifizierung und Glorifizierung von Jordan. Das hat er doch wirklich nicht nötig.
Am besten ist immer die Annahme, dass er heute dann eben Dreier ballern würde und in der Disziplin natürlich überragend wäre ("Jordan hat auch in den Jahren mit normaler Dreierlinie 34% getroffen!!"). Sample Size scheint da egal zu sein. Michael Jordan hat über seine Karriere 2,2 (!!!) Dreier pro 100 Possessions genommen. Das ist im Grunde nichts. Wäre er talentiert genug, um heute bei hohem Volumen Pull-Up Dreier bei solider Effizienz zu treffen? Klar. Mir geht nur auf die Nerven, dass das alles immer als selbstverständlich angesehen wird, am Ende aber nur Spekulation bleibt. "Heute sind alle Spieler 3,10m? Dann wäre Jordan eben 4m oder würde einfach über sie drüberspringen."
Reicht es nicht, zu sagen, Jordan würde in jeder Ära dominieren? Muss man dann immer gleichzeitig die Nostalgiekeule schwingen und die heutige Liga runtermachen?