Kniefall des IOC: China zensiert Internet für Journalisten


Apollo Schwabing

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Weiss ich nicht.
Na, na, na... jetzt nicht alle gleich hier den Fuchs verteufeln.

In einigen Dingen hat er schon nicht ganz unrecht. Fakt ist, dass es, als man die Spiele vergab, es jedem klar war, dass diese Diskussionen früher oder später (Menschenrechte, Tibet, Zensur, Regime) zur Sprache kommen würde. Und trotzdem wurden die Spiele vergeben.

Tatsache ist auch, sobald einem das Hemd näher ist als die Hose ist (sei es beim normalem Sportforenuser für seinen Made-in-China Laptop oder Plasmafernseher, sei es beim deutschen Konzern für seine lukrativen Geschäfte) einen diese Thematik auf wunderbare Weise am A**** vorbei geht. Dann ist das billige Hightech Produkt doch bequemer als der Gedanke an Tibet.

Und im Endeffekt treten ja alle die westlichen Hüter von Moral und Demokratie schön geschlossen bei den Spielen an, eben auch weil es dort finanziell oder reputativ etwas zu holen gibt. Dann hätte man konsequenterweise auch die Spiele boykotieren sollen, wenn die Probleme die es dort schon lange gibt, auf einmal so "wichtig" sind.

Und das ganze ergibt dann schon ein Bild von heuchlerischer Doppelmoral. Wir (der Westen, und dazu gehören auch die Medien und Politiker aus "meinem" Luxemburg) geben dort nich gerade ein souveränes Bild ab...

Natürlich ist die Kritik von z.B. Barea an China zu 100% :thumb: , aber wer gedacht hatte dass man an schön an den Spielen teilnehmen kann (sprich absahnen) und somit nebenbei die hier diskutierten Probleme auf einen Schlag lösen kann, muss doch ein wenig naiv sein....

Die ganze Problematik war vorher bekannt, einem Boykott stand nix im Wege.
 

emkaes

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Stimme Dir zu Le Corbeau.

Aber solange die demokratischen Medien dieser Welt, seien sie westlich oder nicht, genau die Themen sehr deutlich ansprechen, die China unangenehm sind, dann sind die Spiele auch unabhängig von faktischen Veränderungen ein Erfolg. Wie radikal der Wandel des Chinabildes z.B. in den deutschen Medien in den letzten Jahren ausgefallen ist, so gut wirken die Spiele bisher als Korrektiv und bringen die Repressivität des Regimes wieder auf die Agenda und nicht nur die Wirtschaftszahlen.

In diesem Sinne hätte ein Boykott vielleicht nicht unbedingt gewirkt, die "ist doch alles nicht so schlimm da - da habt ihr es aber übertrieben" Aussagen wären vielleicht in der Überzahl gewesen.

Vielleicht helfen die Spiele keinem einzigen chinesischen Dissidenten, aber die Berichterstattung ist mir momentan doch kritisch genug, um im Chinadiskurs endlich wieder die Menschenrechtsproblematik als aktuelles Problem und nicht als "alten Hut" zu sehen, so könnten sie vielleicht mittelfristig und indirekt helfen.

Ich hoffe, diese Distanz bleibt auch nach Beginn der Spiele erhalten, dann wird das repressive System nicht so profitieren können wie die Nazis anno 36.
 

liberalmente

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ein olympia boykott ist aber im grunde genommen nie der richtige weg. olympia ist primär schlichtweg sport, betrieben von sportlern, und denen sollten politiker nicht aus irgendwelchen gründen die spiele kaputtmachen, auf die die sich teilweise ein ganzes leben (nowitzki) oder auch "nur" vier jahre lang freuen.

helmut schmidt hat bei maischberger vor ein paar monaten gesagt, dass er den boykott 1980 nur zugelassen hat, weil zu dieser zeit die russen einige verheerende bomben auf deutsche städte gerichtet hatten, und er es sich unter keinen umständen mit den amerikanern verscherzen wollte. es war damals seiner meinung nach richtig, wenn auch grundsätzlich die falsche entscheidung.


was ich allerdings absolut nicht verstehe oder tolerieren kann ist, dass china den ausländischen journalisten kein unzensiertes internet zur verfügung stellen will.
was sie bei sich bzgl menschenrechten etc. tun geht das ausland ja von grund auf nichts an, aber medienvertreter aus dem ausland während des großereignisses zu zensieren ist schon allerhand, zumindest für die zeit der spiele und zumindest für ausländer muss man das internet freigeben, und da hat die ioc sich auch über den tisch ziehen lassen, so darf das wirklich nicht laufen und das fällt auch mmn noch in den bereich der ioc.
 

Apollo Schwabing

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Stell dir vor es ist Krieg (oder eine Propagandaveranstaltung à la 1936) und niemand geht hin...

Mit leere Rängen, leeren Werbebanden, leeren Journalistentribünen und leeren Tartanbahnen drehst du keine Propagandavideos. Das wäre der Supergau für die Politführung in China schlechthin gewesen. Damit hätte man sie mehr getroffen als mit der jetzigen Kritik...die momentan in dieser Lage nur einen Tropfen auf den heissen Stein sind (Denn welche Konsequenzen hat die Chinesische Führung zu erwarten. Dass die Spiele abgebrochen werden?) und die man auch ohne Olympia formulieren kann resp. sogar muss :)wavey: Herr Steinmeier)

Politiker, Sponsoren, Sport-Funktionnäre, Zuschauer und Journalisten hätten zugunsten der Sportler auch eine alternative "Achse-der-Guten"-Olympiade veranstalten können.

Diese Spiele werden nicht in die "Geschichte" eingehen (im positiven Sinne von Antriebsmotor einer neuen Demokratie), die momentane Internetzensur etc. werden später in der Historie, wenn überhaupt, nur als Randnotiz erwähnt werden.

Dies ist zumindest meine bescheidene persönliche Meinung...
 
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fabikaze

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was ich allerdings absolut nicht verstehe oder tolerieren kann ist, dass china den ausländischen journalisten kein unzensiertes internet zur verfügung stellen will.
was sie bei sich bzgl menschenrechten etc. tun geht das ausland ja von grund auf nichts an, aber medienvertreter aus dem ausland während des großereignisses zu zensieren ist schon allerhand, zumindest für die zeit der spiele...

Bist du wirklich der Meinung, dass es das Ausland nichts angeht, was sich in China bezüglich Menschenrechten tut??
Bin mir nicht sicher ob ich den Satz falsch verstanden hab.
 

Barea

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Das wirklich problematische ist für mich, dass man die Bevölkerung des Landes aller Voraussicht nach nicht Sensibilisieren kann. Man beachte nur die Nationalisierungs-Effekte, die die Proteste des Fackellaufes im Inland auslösten.

Ich hätte mit der IOC Entscheidung "pro China" leben können, wenn durch die Öffnung und die ins Land reisenden Journalisten / Sportler der Horizont der Bevölkerung erweitert worden wäre, sodass sie ihr eigenes System hinterfragen. Das Regime hat es jedoch geschafft, durch Propaganda eine Einheitsfront zu schaffen.

Dies geht dann soweit, dass mein Mitbewohner, der Deutscher ist aber bis vor einem Jahr drei Jahre in China gelebt hat, mir erzählen will, das CNN genauso manipulativ ist wie das chinesische Staatsfernsehen! Und das ist keine totale Dumpfbacke, sondern jemand der Politikwissenschaften studiert panik:
 

emkaes

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Das Problem der Sensibilisierung der Bevölkerung ist natürlich schwierig von Außen, insbesondere in China, wo Kritik an der Regierung selten von Kritik an China selbst getrennt - und somit oft persönlich genommen wird.

Hier spielt auch der chinesische Nationalismus eine große Rolle, ich glaube die Regierung musste hier weniger für eine Einheitsfront leisten. Gerade bei einem solchen Ereignis wollen auch viele Skeptiker, dass China insgesamt gut dasteht und neigen von selbst zu einer affirmativen Haltung.

Zum Thema Olympiaboykott:

1) Selbst 1980 war der Westen sich nicht einig, in China wäre man es noch weniger gewesen.

2) Eine solche Demütigung Chinas hätte trotz idealistischer Motive die Lage der Dissidenten und sonstwie Unterdrückten um keinen Deut verbessert.

3) Stattdessen wäre das Klima für Dialog für Jahre wenn nicht sogar Jahrzehnte vergiftet und die Chance auf China Einfluss zu nehmen noch geringer als sie eh schon ist.

PS: Das erste olympische Ergebnis im Frauenfussball:

Deutschland - Brasilien 0-0
 

Linus Corretja

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Natürlich ist die Kritik von z.B. Barea an China zu 100% :thumb: , aber wer gedacht hatte dass man an schön an den Spielen teilnehmen kann (sprich absahnen) und somit nebenbei die hier diskutierten Probleme auf einen Schlag lösen kann, muss doch ein wenig naiv sein....

Genau DAS ist das Thema! Diesen Sachverhalt so (realistisch) zu betrachten hat noch lange nichts damit zu tun, die Menschenrechtsverletzungen in China gutzuheißen.
 

Barea

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Andersrum wird ein Schuh draus: nur weil ich die Umstände kritisiere, muss ich nicht zwangsläufig davon ausgegangen sein, dass durch Olympia alles super wird :licht:
 

liberalmente

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Bist du wirklich der Meinung, dass es das Ausland nichts angeht, was sich in China bezüglich Menschenrechten tut??
Bin mir nicht sicher ob ich den Satz falsch verstanden hab.


das ist ein sehr schwieriges thema, bei dem es für mich auch keine "richtige" oder "falsche" meinung gibt.

ich persönlich bin tatsächlich eher auf der linie von schmidt (der einzige, der so argumentiert ohne volkswirtschaftliche hintergedanken), der der meinung ist, dass eine regierung sich nur in klaren ausnahmefällen in die inneren angelegenheiten eines anderen staates einmischen sollte, da ansonsten die souveränität des staates ad absurdum geführt wird.

ngo's und journalisten müssen so viel druck wie nur möglich machen, aber eine regierung sollte sich zurückhalten, und ein olympiaboykott wäre nur durch regierungen möglich gewesen.


@ corbeau

in einer von dir skizzierten theorie hättest du vermutlich recht, dann würde ein boykott etwas bringen, aber was glaubst du wer alles einen boykott gegen china machen würde, egal, was sie da unten mal wieder abziehen? russland wäre sicherlich nicht dabei, die "schurkenstaaten" ebenfalls, sowohl aus trotz als auch aus verbindung zu china, vermutlich ganz afrika wäre dabei, aus abhängigkeit von china.

china ist kein kleiner wau wau mehr, dem man einen maulkorb verpassen kann, china ist nahe dran, eine weltmacht zu sein, und gegenüber einer weltmacht wird man keinen akzeptablen boykott hinbekommen.

und wenn dann die stadien voll sind, die werbung boomt und die deutschen, die amerikaner und die franzosen wären nicht dabei würde das das chinesische volk nicht interessieren und es würde nahezu ein hass auf chinesischer regierungsseite aufkommen, der für beide seiten nicht von vorteil wäre.
 

emkaes

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Das hier ist ein richtiger Hammer!

Noch nicht einmal Kritik an Chinas internen Verhältnissen...

Das muss eigentlich auch vom IOC eine richtige Reaktion geben, wenn ein Olympiasieger aus politischen Gründen an dem Besuch der olympischen Spiele gehindert wird.
 

Barea

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US-Schwimmerin vs. Pelz

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Quelle


Vielleicht ist sie auch bald unauffindbar? Nach Vesper könnte man bestimmt auch die Linie: AI = NPD = PETA ziehen :saint:
 

Arielle

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Irgendwie, werden die Chinesen von den Sportlern "überrollt". :laugh2:

Ich habe gestern einen Bericht, über Chinesen gesehen, die sich auf Olympia freuen und die auch ein paar Brocken englisch lernen. Sie freuen sich auf Kontakte mit Ausländern. :thumb:

Ob sich die chinesische Regierung, auch so freut? Vielleicht hat man sich ein klein bißchen überschätzt. Alle Ausländer kann man nicht überwachen.
 

liberalmente

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In welchem Land man auch sei, "die Leute müssen die Gesetze des betreffenden Landes respektieren", sagte Rogge. Indirekt kritisierte der IOC-Präsident auch westliche Demonstranten - und lobte stattdessen die chinesische Regierung für ihre Bemühungen, das Smog-Problem in der Hauptstadt in den Griff zu bekommen.


ok, also das geht auch mir deutlich zu weit. den chinesen während olympia tür und tor für zensur zu öffnen, und das vom olympia komitee, die das nun wirklich zu interessieren hat, also langsam fängt rogge an zu nerven.
 

Limitless

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Man sollte zumindest zur Kenntnis nehmen, dass die Olympischen Spiele der Menschenrechtssituation in China derzeit einen Platz in der Öffentlichkeit einräumen, den sie für gewöhnlich nicht hätte. "Menschenrechte in China" ist so ein Thema, dass einfach durch das lange Vorhandensein weit unten in den Schubladen landet und höchstens dann hervorgeholt wird, wenn mal wieder 5 Minuten Nachrichtensendung nicht mit "Tier des Tages" oder die Seite 4 mit einem "Skandal" gefüllt werden kann. Da kann man denn entweder darauf hinweisen, dass irgendwo auf der Welt ein Krieg tobt, der von Öffentlichkeit und Medien schon lange ignoriert wird, oder eben darauf, dass nicht überall auf der Welt ein Grundrechtekanon vorherrscht, wie hier in Deutschland. Dank der Olympischen Spiele regen wir uns nun in großer Zahl und zu Recht auf, verurteilen das Handeln der Regierung Chinas und bewundern den Mut von Wasserballern, orange Bademäntel zu tragen. Was wäre hier heute los, wenn Olympia schon dieses Jahr in London wäre? Ich denke ja nicht, dass wir uns über die Fragwürdigkeit der Monarchie unterhalten würden, höchstens ein paar Beiträge zum Thema "Britisches Engagement in Afghanistan/Irak" wären vielleicht vorstellbar. Gäbe es große Diskussionen bezüglich die chinesischen Menschenrechtssituation? Hmm...

Ich finde es durchaus richtig, den Chinesen eine gewisse Zeit (und das sind nicht nur wenige Jahre) zuzugestehen, sich in Richtung der Demokratie zu öffnen. Sich von innen heraus zur Demokratie zu entscheiden, ohne durch einen verlorenen Krieg dazu gezwungen zu sein, ist ein Prozess, der nicht grade alltäglich ist, und die spezielle Psyche der Chinesen hinzugenommen wird die Situation nicht gerade einfacher. Unser "westliches Selbstverständnis" entspricht eben lange nicht dem chinesischen, in dem der Gesichtsverlust nicht nur das schlimmstmögliche Unglück ist, und darüber hinaus noch an jeder Ecke wegen Nichtigkeiten lauert. Man kann nicht erwarten, dass China innerhalb von fünf Jahren sagt "Und ab morgen sind wir so wie Deutschland, Frankreich, die USA!". Fällt dir morgen beim Geschäftstermin die Visitenkarte deines Gegenübers hin, bückst du dich, hebst sie auf und weiter gehts. In China ist dir grade dein Geschäft ins Wasser gefallen. Sagst du an deinem Geburtstag bei einem Geschenk "Das wäre doch nicht nötig gewesen" reißt du es trotzdem gleich auf. In China wird a) das Geschenk nicht aufgemacht (könnte im Vergleich für irgendwen ein Gesichtsverlust bedeuten. Für dich, den Schenker oder jemanden, dessen Geschenk im Vergleich schlechter aussieht) und b) wirst du das Geschenk noch gute zehn Mal wieder aufgedrängt bekommen "Nimm's doch wieder mit, wäre doch nicht nötig gewesen". Aber bloß nicht mitnehmen. Gesichtsverlust.

Natürlich, dass alles sind keine Rechtfertigungen für die kapitale Missachtung von Menschenrechten, aber ich finde, ein gewisses Verständnis sollte man gegenüber China eben doch aufbringen. Ein Land, dass jahrhundertelang zu den hochentwickeltsten der Erde zählte und nun erst langsam wieder den Platz in der Welt einnimmt, der ihm eigentlich aufgrund der Größe zusteht, dass sich oftmals stiefmütterlich behandelt und bevormundet fühlte, was den Stolz eben dieses Landes, in dem, wie oben angesprochen, der Gesichtsverlust der GAU ist, schmerzlich getroffen hat, ein solches Land kann man nun nicht einfach auffordern "So, und jetzt erreich mal unsere Standards in Punkto Menschenrechte und Demokratie, sonst bist du barbarisch". Das ist, zumindest meiner Meinung nach der falsche Weg, die Chinesen zu überzeugen.
 

KGZ49

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Ich finde es durchaus richtig, den Chinesen eine gewisse Zeit (und das sind nicht nur wenige Jahre) zuzugestehen, sich in Richtung der Demokratie zu öffnen. Sich von innen heraus zur Demokratie zu entscheiden, ohne durch einen verlorenen Krieg dazu gezwungen zu sein, ist ein Prozess, der nicht grade alltäglich ist, und die spezielle Psyche der Chinesen hinzugenommen wird die Situation nicht gerade einfacher.
das solltest du vielleicht den Menschen erklären die unter dieser Diktatur leiden bzw. "leben" müssen und von ihnen ein wenig mehr Geduld einfordern :rolleyes:


Unser "westliches Selbstverständnis" entspricht eben lange nicht dem chinesischen, in dem der Gesichtsverlust nicht nur das schlimmstmögliche Unglück ist, und darüber hinaus noch an jeder Ecke wegen Nichtigkeiten lauert. Man kann nicht erwarten, dass China innerhalb von fünf Jahren sagt "Und ab morgen sind wir so wie Deutschland, Frankreich, die USA!". Fällt dir morgen beim Geschäftstermin die Visitenkarte deines Gegenübers hin, bückst du dich, hebst sie auf und weiter gehts. In China ist dir grade dein Geschäft ins Wasser gefallen. Sagst du an deinem Geburtstag bei einem Geschenk "Das wäre doch nicht nötig gewesen" reißt du es trotzdem gleich auf. In China wird a) das Geschenk nicht aufgemacht (könnte im Vergleich für irgendwen ein Gesichtsverlust bedeuten. Für dich, den Schenker oder jemanden, dessen Geschenk im Vergleich schlechter aussieht) und b) wirst du das Geschenk noch gute zehn Mal wieder aufgedrängt bekommen "Nimm's doch wieder mit, wäre doch nicht nötig gewesen". Aber bloß nicht mitnehmen. Gesichtsverlust.


ich finde deinen "Hinweise" (ernsthaft) auf die gesellschaftlichen Normen/Abläufe sehr interessant, aber sie haben nichts mit der ua. jetzigen Diktatur zu tun.
 

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das solltest du vielleicht den Menschen erklären die unter dieser Diktatur leiden bzw. "leben" müssen und von ihnen ein wenig mehr Geduld einfordern :rolleyes:

Wie gesagt: Ich habe auf keinsten Fall versucht, hier Verletzungen der Menschenrechte und ähnliches zu relativieren, beschönigen, rechtfertigen. Allerdings ist mir eben durch die "persönliche Verwicklung" in das Thema China zum ersten Mal diese gewisse Arroganz wirklich deutlich geworden, mit der die westliche Welt ihr Konzept des Staates und des Staatsaufbaus versucht, anderen Kulturen und Ländern "aufzuerziehen". Damit wir uns nicht falsch verstehen: Mir gefällt die Demokratie ausgesprochen gut, ein besseres System habe ich nicht auf Lager und auch wenn die Mehrheit nicht immer unbedingt Recht hat, so halte ich die Demokratie doch auch für einigermaßen fair. Und wenn Österreicher, Dänen, Franzosen das ähnlich sehen, dann verwundert mich das nicht großartig, denn bei allen Unterschieden und bei allen pro/kontra EU-Argumenten sind wir doch alle zumindest dahingehend Europäer, dass unsere Kulturen sich eben doch relativ nahe sind.

Bei der ganzen Einigkeit, die in unseren hochtechnologisierten, demokratischen, sicheren Staaten herrscht, übersehen wir dabei aber nur zu oft, dass die Welt außerhalb Europas und Nordamerikas eben in den letzten 100 Jahren nicht die gleiche Entwicklung genommen hat. Die Gleichung "Demokratie = Frieden" ging hier in Deutschland in den letzten 60 Jahren ganz gut, also gehen wir wie selbstverständlich davon aus, dass Afghanen, Iraker, Palästinenser sich wohl ähnlich entwickeln werden und friedliebende Völker werden, in denen jeder sagen kann, was er mag und auf den Autobahnen so schnell fahren darf, wie er möchte. Grade das Beispiel Palästina zeigt aber auch wieder, dass wir uns aus neuen Demokratien oftmals nur erhoffen, die Bewohner des jeweiligen Staates würden sich unserer Linie anschließen. Die Palästinenser wählen die Hamas, blöd gelaufen. Was wäre wenn die Chinesen auch weiterhin die KP wählen würden? Wenn die Chinesen damit also die Menschenrechtsverletzungen demokratisch legitimieren würden - wären sie dann besser, gerechter, weniger schlimm?

Und im Endeffekt wollte ich mit dem, was du "Hinweise auf gesellschaftliche Normen" nennst, eigentlich genau den Unterschied aufzeigen, der zwischen der deutschen und der chinesischen Kultur herrscht. Es scheint uns absurd, Geschäfte wegen fallen gelassener Visitenkarten platzen zu lassen, und wer von uns würde sich gesellschaftlich geächtet fühlen, nur weil ein Geburtstagsgeschenk nicht so toll ist, wie das der besten Freundin des Geburtstagskindes? Mehr noch, für wen wäre das Gefühl der Scham, einem Freund ein vermeintlich minderwertiges Geschenk gemacht zu haben, das schlimmstmögliche Gefühl, gar ein Suizidgrund? Chinesen sind anders als wir, und genau wie es Unrecht ist, Gleiches ungleich zu behandeln, so ist es eben auch Unrecht, Ungleiches gleich behandeln zu wollen.
 
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