10.07.2004
Klitschkos vs. Kohl: Wie es weitergeht
Gerangel um friedliche Lösung - wer bewegt sich zuerst?
Unter der sengenden Sonne Griechenlands versucht Klaus-Peter Kohl in diesen Tagen, Abstand zu gewinnen. Der Vertragsstreit mit den Schwergewichtsprofis Vitali und Wladimir Klitschko, der am Donnerstag eskaliert war (Abendblatt berichtete), zwang den Chef der Hamburger Universum Box-Promotion jedoch zum Nachdenken. Zwar war er gestern Morgen wieder an seinem Urlaubsort eingetroffen, die Vorwürfe der ukrainischen Brüder ließen den 60-Jährigen jedoch nicht los.
Die Klitschkos hatten Kohl vorgeworfen, nur ans Geld und nicht an seine Sportler zu denken. Auch wenn Kohl von diesem Vorwurf tief getroffen ist, sagt er: "Ich habe auch weiterhin Vertrauen zu Vitali und Wladimir." Wenn er nur ans Geld dächte, so Kohl, dann hätte er den Vergleichsvorschlag von Richter Kai Mückenheim, von den jeweils nächsten Kämpfen der Klitschkos so viel an Geld einzustreichen, wie er als Veranstalter verdient hätte, sofort annehmen müssen. "Ich halte jedoch weiterhin andere Lösungen für möglich", sagt Kohl. Somit wohl auch die, dass die Klitschkos weiter für ihn boxen.
Das jedoch ist definitiv ausgeschlossen, wie Klitschko-Anwalt Sebastian Cording dem Abendblatt noch einmal bestätigte. Cording hatte dem Kohl-Lager als neuen Vergleich angeboten, eine Summe zu nennen, die ihm als Schadenersatz für den "Verlust" der Klitschko-Brüder angemessen erscheint. Warum die Brüder dann, wie viele fragen, nicht gleich noch einen Kampf für Kohl machen, erklärt der Anwalt eindeutig: "Weil das Vertrauensverhältnis irreparabel erschüttert ist."
Cording hofft, dass das Universum-Lager durch eine "realistische" Forderung auf den Vergleichsvorschlag eingeht. Allerdings machte er deutlich, dass die Klitschkos eine "jahrelange Schadenersatz-Verhandlung, die die Folge einer verpassten Einigung wäre, nicht scheuen". Wichtig sei, die umstrittene Laufzeit der Verträge, die zur Eskalation des Streits geführt hatte, zu klären. "Erst dann können die Klitschkos wieder boxen. Vorher kann Universum sie mit einer einstweiligen Verfügung daran hindern." Diese Entscheidung will Richter Mückenheim am 5. August bekannt geben, sollte es bis dahin keine Einigung gegeben haben.
Für neues Konfliktpotenzial dürfte ein am Mittwoch eingereichtes Gutachten sorgen, das die Klitschkos vom US-Boxrechtsexperten Pat English erstellen ließen. Dieses soll schwere Vorwürfe gegen das Geschäftsgebaren Universums in den USA beinhalten. Cording: "Wenn dieses Gutachten verifiziert wird, dürfte die von den Klitschkos Anfang Mai ausgesprochene fristlose Kündigung wirksam sein." Bislang hatte Mückenheim diese als unwirksam angesehen. Universum soll gegen das Gutachten bereits eine Feststellungsklage eingereicht haben, um die Vorwürfe zu entkräften.
Kohls Aussage vor Gericht, er habe den Klitschkos 30 Millionen Euro mehr bezahlt, als ihnen vertraglich zustünden, kann Cording nicht nachvollziehen. "Nur wenn Herr Kohl davon ausgeht, dass ihm als Promoter sämtliche Rechte und Einnahmen zustehen, kann er zu dieser Summe kommen. Gerade diese Intransparenz ist jedoch ein Grund für die Unzufriedenheit der Klitschkos."
Einer, der in diesem verfahrenen Streit so fühlt wie viele Fans, ist Fritz Sdunek. Der Universum-Chefcoach, der eineinhalb Stunden vor Gericht aussagen musste und seine Vorzeige-Sportler verlieren wird, sagt: "Es ist traurig, dass eine fruchtbare Beziehung so enden muss." Es braucht keine Richter, um Sdunek Recht zu geben.
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2004/07/10/316977.html