Gladiator
Banned
Dienstag, 18. Mai 2004
In den USA wird Klaus-Peter Kohl ehrfürchtig "Man of the rules" - Herr der Gesetze genannt. Vielleicht ist dies der Grund, dass der Chef der Hamburger Universum Box-Promotion im Vertragsstreit mit den Klitschko-Brüdern Wladimir (28) und Vitali (32) kühlen Kopf behält. Die ukrainischen Schwergewichte hatten, wie erst am Sonntagabend bekannt wurde, ihre Verträge mit Kohl außerordentlich und fristlos gekündigt. Am 4. Mai war das von Klitschko-Anwalt Sebastian Cording abgefasste Kündigungsschreiben bei Universum-Anwalt Björn Ziegler in Berlin eingegangen.
Wer geglaubt hatte, Kohl würde in Betriebsamkeit verfallen, um die Trennung von seinen Zugpferden abzuwenden, irrt. "Wir sollten uns zusammensetzen und über die Zukunft reden", sagt der 60-Jährige. Begonnen hatten die Streitigkeiten, als sich die Box-Brüder und Kohl nicht über die Laufzeit ihrer Kontrakte einigen konnten. Um diese zu klären, hatten die Klitschkos eine Feststellungsklage angestrengt. Ihre Hoffnung war, ohne Bindung an einen Promoter Kämpfe in Eigenregie zu vermarkten und so die Promoter-Provision - geschätzt rund 20 Prozent der Kampfbörse - selbst kassieren zu können. Dafür gründeten sie vor sechs Monaten in Los Angeles ihre eigene Veranstaltungsagentur K 2.
Das Landgericht Hamburg hatte jedoch im April festgestellt, dass eine Klausel im am 30. April dieses Jahres endenden Vertrag zwischen Kohl und den Ukrainern rechtens ist. Danach verlängert sich das Arbeitsverhältnis um die Dauer von Verletzungen, Krankheiten und anderen Ausfallzeiten. Der Zeitraum der Verlängerungen ist weiter strittig.
Zur Eskalation kam es, nachdem der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) gegen Wladimir als Konsequenz aus dessen Niederlage gegen Lamon Brewster (USA) am 10. April in Las Vegas vor zwei Wochen eine sechsmonatige Schutzsperre verhängte. "Das ist ein normales Maß, um die Gesundheit der Boxer nach einem K. o. zu schützen", sagt BDB-Präsident Bodo Eckmann. "Die Länge der Sperre ist nicht nachzuvollziehen, sie kommt einem Berufsverbot gleich", meint dagegen Cording, der Kohl als Drahtzieher der Sperre vermutet. Dass dieser wie der Verband nicht von einer Sperre profitiert, scheint der Anwalt zu ignorieren.
Dennoch sieht Wladimir in der Sperre einen Grund zur fristlosen Kündigung beim Universum-Stall, der ihm mitgeteilt hatte, sein Vertrag würde sich auch um die Dauer der Sperre verlängern. Cordings Begründung: "Kohl ist laut Managervertrag verpflichtet, alles für seine Boxer zu tun, stattdessen versucht er, eigene Interessen durchzusetzen und Geld zu verdienen." Zwei weitere Punkte führt er im Auftrag seiner Mandanten als Kündigungsgründe an. Universum habe die Miete für Vitalis Hamburger Wohnung nicht bezahlt, zudem seien TV-Rechte für die Ukraine und Russland nicht an die von den Klitschkos beauftragte Firma, sondern an Dritte vergeben worden.
Universum-Anwalt Ziegler, der bis Freitag beim Landgericht Hamburg seine schriftliche Stellungnahme einreichen will, glaubt, alle Gründe entkräften zu können. "Die Kündigung ist unwirksam. Aber da diese Frage Gegenstand der laufenden Verhandlungen ist, wird Universum sich dazu nicht äußern. Nun muss das Landgericht entscheiden." Ein Termin für die nächste Verhandlung steht noch nicht fest.
Fakt ist: Sollte das Gericht die Kündigung für unwirksam erklären und die Laufzeit der Verträge neu festlegen, wären die Klitschkos verpflichtet, sich weiter für Universum zu schlagen, auch wenn, wie Cording vermutet, "das Tischtuch zerschnitten ist". Täten sie es nicht, kämen immense Schadenersatzforderungen auf sie zu. Der "Man of the rules" könnte sich dann als härtester Gegner beweisen, den die beiden Ukrainer je hatten.
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2004/05/18/296394.html
Klitschko gegen Kohl - die Hintergründe
In den USA wird Klaus-Peter Kohl ehrfürchtig "Man of the rules" - Herr der Gesetze genannt. Vielleicht ist dies der Grund, dass der Chef der Hamburger Universum Box-Promotion im Vertragsstreit mit den Klitschko-Brüdern Wladimir (28) und Vitali (32) kühlen Kopf behält. Die ukrainischen Schwergewichte hatten, wie erst am Sonntagabend bekannt wurde, ihre Verträge mit Kohl außerordentlich und fristlos gekündigt. Am 4. Mai war das von Klitschko-Anwalt Sebastian Cording abgefasste Kündigungsschreiben bei Universum-Anwalt Björn Ziegler in Berlin eingegangen.
Wer geglaubt hatte, Kohl würde in Betriebsamkeit verfallen, um die Trennung von seinen Zugpferden abzuwenden, irrt. "Wir sollten uns zusammensetzen und über die Zukunft reden", sagt der 60-Jährige. Begonnen hatten die Streitigkeiten, als sich die Box-Brüder und Kohl nicht über die Laufzeit ihrer Kontrakte einigen konnten. Um diese zu klären, hatten die Klitschkos eine Feststellungsklage angestrengt. Ihre Hoffnung war, ohne Bindung an einen Promoter Kämpfe in Eigenregie zu vermarkten und so die Promoter-Provision - geschätzt rund 20 Prozent der Kampfbörse - selbst kassieren zu können. Dafür gründeten sie vor sechs Monaten in Los Angeles ihre eigene Veranstaltungsagentur K 2.
Das Landgericht Hamburg hatte jedoch im April festgestellt, dass eine Klausel im am 30. April dieses Jahres endenden Vertrag zwischen Kohl und den Ukrainern rechtens ist. Danach verlängert sich das Arbeitsverhältnis um die Dauer von Verletzungen, Krankheiten und anderen Ausfallzeiten. Der Zeitraum der Verlängerungen ist weiter strittig.
Zur Eskalation kam es, nachdem der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) gegen Wladimir als Konsequenz aus dessen Niederlage gegen Lamon Brewster (USA) am 10. April in Las Vegas vor zwei Wochen eine sechsmonatige Schutzsperre verhängte. "Das ist ein normales Maß, um die Gesundheit der Boxer nach einem K. o. zu schützen", sagt BDB-Präsident Bodo Eckmann. "Die Länge der Sperre ist nicht nachzuvollziehen, sie kommt einem Berufsverbot gleich", meint dagegen Cording, der Kohl als Drahtzieher der Sperre vermutet. Dass dieser wie der Verband nicht von einer Sperre profitiert, scheint der Anwalt zu ignorieren.
Dennoch sieht Wladimir in der Sperre einen Grund zur fristlosen Kündigung beim Universum-Stall, der ihm mitgeteilt hatte, sein Vertrag würde sich auch um die Dauer der Sperre verlängern. Cordings Begründung: "Kohl ist laut Managervertrag verpflichtet, alles für seine Boxer zu tun, stattdessen versucht er, eigene Interessen durchzusetzen und Geld zu verdienen." Zwei weitere Punkte führt er im Auftrag seiner Mandanten als Kündigungsgründe an. Universum habe die Miete für Vitalis Hamburger Wohnung nicht bezahlt, zudem seien TV-Rechte für die Ukraine und Russland nicht an die von den Klitschkos beauftragte Firma, sondern an Dritte vergeben worden.
Universum-Anwalt Ziegler, der bis Freitag beim Landgericht Hamburg seine schriftliche Stellungnahme einreichen will, glaubt, alle Gründe entkräften zu können. "Die Kündigung ist unwirksam. Aber da diese Frage Gegenstand der laufenden Verhandlungen ist, wird Universum sich dazu nicht äußern. Nun muss das Landgericht entscheiden." Ein Termin für die nächste Verhandlung steht noch nicht fest.
Fakt ist: Sollte das Gericht die Kündigung für unwirksam erklären und die Laufzeit der Verträge neu festlegen, wären die Klitschkos verpflichtet, sich weiter für Universum zu schlagen, auch wenn, wie Cording vermutet, "das Tischtuch zerschnitten ist". Täten sie es nicht, kämen immense Schadenersatzforderungen auf sie zu. Der "Man of the rules" könnte sich dann als härtester Gegner beweisen, den die beiden Ukrainer je hatten.
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2004/05/18/296394.html