Eines vorweg: Ich konnte das heutige Springen nicht sehen. Aber die Grundsatzdiskussion über die Jury, die nicht lang genug wartet, hatten wir ja schon häufiger. Ich muss sagen, dass ich hier ausnahmsweise mal ganz bei mf_fcb bin und das System mit dem Korridor eigentlich relativ fair finde.
Die gegenwärtige Regelung besagt nun einmal, dass vor dem Wettkampf ein Windkorridor festgelegt wird, in dem gesprungen wird - und wenn der Wind sich in diesem Korridor befindet, dann wird auch Grün gegeben. Natürlich mag das im Einzelfall unfair sein, weil auch innerhalb des Korridors die Bedingungen unterschiedlich sein können. Aber man hat zumindest ein klares System, an das man sich halten kann.
Sobald man anfängt, auch innerhalb des Korridors zu warten, geht doch die Diskussion um den Wind erst recht los. Ich will illustrieren, warum: Nehmen wir an, der Korridor liegt zwischen 0 m/s und 2 m/s Rückenwind. Wenn dann ein Springer nochmal vom Balken darf, weil er 2,2 m/s Rückenwind hat, während ein Springer mit 1,9 m/s Rückenwind springen muss, ist das einfach Schicksal. Aber zumindest nachvollziehbar, weil es so eben am Anfang festgelegt wurde.
Wenn aber auf einmal bei einem Springer mit 1,9 m/s Rückenwind eine Ausnahme gemacht wird und man bei ihm auch wartet, dann wird sich der Springer, der bei 1,6 m/s springen musste, sofort beschweren. Und es würden in so einem Fall sicher schnell Stimmen laut werden, die unterstellen, dass man bei bestimmten Springern wartet und bei anderen nicht... denn es wäre dann eine Willkürentscheidung.
Klar, werden jetzt einige sagen, dann muss man den Korridor eben enger machen. Aber es muss eben auch klar sein, was das für Konsequenzen hat. Die Pausen zwischen den Springern würden deutlich länger werden, Wettkämpfe würden sich wieder 3 bis 4 Stunden hinziehen (oder es gäbe mehr Entscheidungen in nur einem Durchgang, wodurch die Wettkämpfe aber gerade nicht fairer werden), was man heute kaum in einem TV-Fenster unterbringt. Und wahrscheinlich gäbe es auch mehr Wettkampfabbrüche. Ich denke, dass das dem Skispringen im Endeffekt mehr Schaden als Nutzen bringen würde.
Und das vor dem Hintergrund, dass sich über die Saison hinweg vieles ausgleicht - so dass einzelne unfaire Springen gar nicht so schlimm sind.