Die Herausforderung fĂŒr RB ist einfach, dass der Sprung von der jetzigen Position in Richtung Bayern gröĂer ist als alles, was man bisher investiert hat. Vielleicht mal die Kataris von PSG ausgenommen, gibt es keine andere Liga, wo der finanzielle Vorsprung dermaĂen groĂ ist, dafĂŒr aber der Weg durch den "Mittelbau" der Liga aber stattdessen so schnell gehen kann. RB konnte daher mit gröĂtenteils gut investierten Geld den Sprung in die internationalen RĂ€nge schaffen und nun nominell Platz 2 / 3 avisieren. So kommt man in die CL, kann sich vermarkten, etc.
Der Sprung aber zu den Bayern ist einfach riesig. 19/20 - Bayern mit Personalkosten von 340 Mio, BVB 215 Mio, RB 147 Mio. Da hat RB sicherlich noch was draufgepackt, aber das dĂŒrfte weiterhin ungefĂ€hr die HĂ€lfte von dem sein, was Bayern zahlt. Und rechnet man das auf ein paar Jahre hoch inkl. Transferausgaben, Handgelder, Berater... wĂ€ren wir mit Sicherheit bei mehr als einer Milliarde Euro, die RB aufbringen mĂŒsste, um die LĂŒcke einigermaĂen zu schlieĂen. Jo, Mateschitz hĂ€tte die Kohle. Ob er sie aber so in den Verein pumpen könnte, steht auf einem anderen Blatt. Wollen wird er es wohl nicht, weil der Erfolg dann auch nicht garantiert wĂ€re und der Verein auch so bisher lĂ€uft. Und zudem dĂŒrfte bei RB die Pandemie zuletzt auch gut reingehauen haben, so ganz ohne Events.
Aber man stelle sich vor, dass RB plötzlich einen auf PSG oder City macht und richtig die Kohle raushaut. Ggfls. dann auch anfĂ€ngt, Bayern nicht nur Spieler wegzuschnappen, sondern einen Musiala zu holen, weil er bei RB plötzlich mehr verdienen kann. Wer wĂ€ren denn die ersten, die dann bei der UEFA auftauchen wĂŒrden und RB wegen den Finanzen anschwĂ€rzen, weil sie plötzlich ohne Ende aufrĂŒsten? Das FFP ist am Ende ja nicht da, um die GroĂen zu begrenzen, sondern eher, dass niemand die Position der aktuellen Spitzenclubs angreifen kann.
Es wurde ja hier schon mal angesprochen - es ist richtig, dass die handelnden Personen bei RB wohl damit zufrieden sind, wie es bisher gelaufen ist. Die ganz groĂen Ambitionen (sprich absoluter europĂ€ischer Topverein) hat man nicht. HĂ€tte man vielleicht, wenn der Vorsprung der Bayern nicht so riesig wĂ€re. Aber die Schere wird man nicht schlieĂen können. Das hĂ€tte eventuell klappen können, wenn man den letztjĂ€hrigen Kader mit paar VerstĂ€rkungen hĂ€tte komplett halten können, inkl. Nagelsmann. Aber das hat Bayern halt perfekt verstanden - eigene Vakanzen mit den Leuten auffĂŒllen, die woanders dann groĂe LĂŒcken reiĂen. War in den 00er-Jahren mit Leverkusen (Lucio, Ballack, Ze Roberto) so, dann mit dem BVB und jetzt wurde fĂŒr einen Sommer mal RB richtig gerupft. HĂ€tte dann doch gern gesehen, wie eine B-Lösung auf der Bayern-Bank gegen ein aufgerĂŒstetes RB-Team ausgehen hĂ€tte, aber gut, es sollte nicht sein. Aus Bayern-Sicht lief das perfekt, selbst ohne den Blick auf RB. Nagelsmann ist der bestmöglichste Trainer fĂŒr sie. Upamecano ein Weltklasse-Innenverteidiger in der Mache. Und Sabitzer ein Allrounder, der den Kader auf mehreren Positionen Tiefe gibt. DafĂŒr hat man auch um die 80 Mio gezahlt. Was man z.B. bei Upa nicht vergessen darf - der hĂ€tte auch problemlos ablösefrei in 2021 wechseln können, aber hatte dann nochmal seinen Vertrag verlĂ€ngert mit einer entsprechend niedrigen AK. HĂ€tte ihn auch gerne lĂ€nger in Leipzig gesehen, aber das war schon kein so schlechter Zug von ihm (analog Werner). Dass die Bayern damit natĂŒrlich sehr groĂe Löcher beim vorherigen Tabellenzweiten reiĂen, nimmt man aber natĂŒrlich auch gern mit.
Ich sehe absolut keine vernĂŒnftige Lösung fĂŒr die Liga (auĂer im nĂ€chsten Absatz). Der Vorsprung ist so riesig, dass kann kein Verein auf normale Weise mehr schlieĂen. Dortmund hat dieses Jahr Sancho verloren und nĂ€chstes Jahr Haaland. Bellingham wird sicherlich auch folgen. RB wird 2022 Olmo abgeben, Nkunku bleibt auch nicht ewig. Ist ja nicht nur Bayern, auch die PL, PSG & Co. zahlen einfach viel mehr. Und Bayern schnappt sich das, was fĂŒr sie interessant und bezahlbar ist. Vielleicht keinen Haaland, aber die nĂ€chsten ligainternen Transfers werden sicherlich auch folgen (z.B. Wirtz). Die Liga ist - leider - am Arsch. Das meiste Interesse generiert sich eben aus dem Kampf um den Titel. Und der ist zu 99% vor dem Saisonstart entschieden. Kann mir keiner erzĂ€hlen, dass die Liga aktuell spannender ist als z.B. in den 90er, wo die Bayern trotzdem mehr Möglichkeiten hatten, aber der Abstand bei weitem nicht so groĂ war. Bayern hat natĂŒrlich demnĂ€chst ein paar Hausaufgaben zu lösen. Neuer, Lewandowski, MĂŒller. Aber auch das wird man hinbekommen, wenn man nicht völlig danebengreift und Nagelsmann sich nicht in 2 Jahren in die Berge verabschiedet und wieder eine Ancelotti-Lösung kommen wird.
In der jetzigen Form gibt es eigentlich nur eine Alternative - und das ist die europÀische Superliga. Alles andere ist einfach kein normaler Wettbewerb mehr. Und das kann man den Bayern nicht mal vorwerfen, sie machen halt sehr viel aus den Möglichkeiten. Aber sie könnten am Ende ungewollt auch der TotengrÀber der Liga in der aktuellen Form werden.