Richtig. Außerdem wird Fury doch im klassischen Sinne gar nicht gehyped (gerade im Vergleich mit Helenius oder Price nicht), weshalb ich den hier deutlich spürbaren Gegenwind nicht nachvollziehen kann. Wenn man von seinen völlig nebensächlichen Gelaber mal ablässt (und mal im Ernst, die Boxer, die wirklich Substantielles zu sagen haben, kann man an einer Hand abzählen), sieht das bei ihm im Großen und Ganzen nach geradlinigem, ehrlichem und gutem Sport aus, und ich habe wenig Zweifel daran, dass er sich, wie beabsichtigt, einem Pulev stellen wird.
Tja, was ist ein Hype? Steward hat ihn mal zum nächsten großen Ding erklärt, was er gerne mal macht. Das hat die Fach-Presse ebenso gerne aufgenommen. Das ein Boxstall/Manager/Promoter/Anteilsinhaber so was gerne aufgreift, wissen wir nicht erst seit dem Kohlschen Dimitrenko&Brähmer-Lobeshymnen. So ähnlich haben sich auch der Züngler und seine Bagage über Helenius geäußert - ein echter Hype ist da aber auch nicht entstanden. Eigentlich auch nicht bei Price. Fury, Helenius und Price wurden als die Nachfolger von Wladimir & Vitali betrachtet, was vielleicht auch an vordergründig ähnlichen physischen Parametern liegt.
Allen Dreien ist gemein, dass sie bis zu diesem Jahr wenig aussagekräftige Gegner geboxt haben. Fury hatte immerhin Chisora im Rekord, Helenius hatte nur Hasbeens im Rekord und selbst gegen diese phasenweise mau ausgesehen und gegen den ersten Mitcontender sah er nicht nur verletzungsbedingt richtig sch... aus. Price hat ein paar englische No-Hoper zersägt und ist am ersten Hasbeen gescheitert, der augenscheinlich doch nicht so has been war, wie man es sich bei Price Management erwartet hat. Bei allem was man von Fury bisher gesehen hat, wäre es denkbar, dass es dem ähnlich ergangen wäre.
Alle drei Boxer haben eine gewisse positive Erwartungshaltung bei einigen Boxexperten ausgelöst und haben auf der anderen Seite auch schon jede Menge - zum Teil eklatante - Schwächen gezeigt. Vielleicht ist das Missverhältnis von ersterem zu letzterem dann das, was diese Boxer zum Hype macht. Bei Pulev sieht das anders aus. Der hat neben der üblichen Laufkundschaft auch nur zwei Mitcontender ohne wirkliche Chance auf höhere Weihen geschlagen - wird eher als ehrlicher Handwerke wahrgenommen, der sich seinen Weg zum WM-Kampf erboxt - hat aber eigentlich auch nicht viel vorzuweisen. Bei ihm fallen die Erwartungen offenkundig geringer aus, was vielleicht auch daran liegt, dass er die Klappe nicht weit aufreißt.
Kurz gesagt: Die Hype-Einstufung mag sich gerade durch das Verhalten nach Außen in Kombination mit dem Verhältnis von erkennbaren Stärken und Schwächen ergeben.
Irgendwie macht Fury da eben eine schlechtere Figur - gerade auch durch den letzten Kampf - als Pulev. Bei Charr ist das Missverhältnis von offenkundigen Stärken und Schwächen einfach überdeutlich erkennbar. Haye hat sich selbst erfolgreich gehyped und sich dann selbst für viele Betrachter so sehr erledigt, dass das Pendel unberechtigterweise nun zu stark in die andere Richtung ausgeschlagen ist. Anderseits haben der Chisora-Kampf (genau genommen auch der Wladimir-Kampf mit seinen guten Ansätzen) und seine Leistungen im Cruisergewicht eigentlich ein Potenzial gezeigt, über das die anderen Herausforderer augenscheinlich derzeit nicht oder gar niemals verfügen (werden).
Fury muss natürlich Pulev boxen, wenn er so schnell wie möglich an einen M-Kampf kommen will und hat, indem er das macht, Haye nicht geduckt. Anderseits, womit will er den WM-Kampf eigentlich gewinnen (oder besser gefragt: womit will er Pulev besiegen)? Haye wäre da zwar kein leichterer Gegner. Trotzdem: Wann boxt Fury mal gegen einen Puncher? Erst im WM-Kampf? M.E. leichtsinnig...