Viele erfolgreiche Amatuerboxer wollen gar nicht ins Profigeschäft wechseln, weil sie im Amatuerlager genug verdienen und man im Profigeschäft nur als Weltmeister an die richtig dicke Kohle kommt.
Ich hatte das Glück oder Pech, je nachdem wie man es nimmt, in der Zeit zu boxen, als der Boxsport noch verrufen war. Und wenn man die Tricks hinter der Szene allmählich durchschaut, konnte man auch als Amateur sehr gut verdienen. :cool4:
Das begann schon in jungen Jahren als Kind. Wenn man einigermaßen „süss“ aussieht und versteht, was ein Teil des Publikums sehen will. Man braucht nur im Ring etwas auf Ali machen und schon kamen nach dem Kampf immer ein paar Leute, klopften dir auf die Schulter und steckten dir ein, zwei Mark, manchmal auch nen Fünfer oder mehr zu, weil du sie so gut unterhalten hast. Andere sahen das natürlich als Angeberei und der Risikofaktor war natürlich nicht zu unterschätzen, wenn der Gegner auch gut boxen konnte. panik:
Mit zunehmenden Alter wird diese Art natürlich schwieriger. Dann muss man etwas die Augen und Ohren offen halten und sich nach einem Kampf unters gemeine „Bierzeltvolk“ mischen. Das führt oft zu solchen Gesprächen:
Zuschauer 1: „Hey, guter Kampf.“
Boxer: „Danke, man tut was man kann.“
Zuschauer 1: „Bist ein guter Boxer, ich hab Ahnung davon. Hab auch mal geboxt.“
Zuschauer 2 (lacht): „Du? Mit der Klappe vielleicht.“
Boxer: „Nein, das stimmt schon. Ich glaub, ich hab Zuschauer 1 mal im Training gesehen. Ließ einige von uns beim Sparring trotz seines Alters noch ganz alt aussehen.“
Zuschauer 2 bleibt der Mund offen.
Boxer zu Zuschauer 1: „Hast du mir nicht als Kind diesen Trick mit dem Antäuschen zum Kopf und dann auf den Körper beigebracht!“
Zuschauer 1 blickt verklärt und dankbar, Zuschauer 2 gafft sprachlos Zuschauer 1 an.
So oder so ähnlich konnte es manchmal stattfinden und der Lohn für solche oder ähnliche Konversation mit dem gemeinen Fußvolk war manchmal ein 10 oder 20 Mark Schein, der einem zugesteckt wurde. Besonders lukrativ: Kontakt mit den Vertretern des Rotlichtmilieus, die einem Boxer gegenüber immer offen waren und wenn du einen sehenswerten Kampf gezeigt hast, haben die dir schon mal lässig einen 50er oder 100er zugesteckt. Teils aus Ego, teils aus Annerkennung, teils aus Eigennutz. Außerdem hatten solche Kontakte auch seine Vorteile wie zum Beispiel freie Kost und Logis in gewissen Örtlichkeiten oder kleinere Jobangebote. Oder man bekam im Restaurant nebenan immer ne Freipizza u.s.w. So verdiente man an einem Sonntagvormittag oder Freitag-oder Samstagabend mit der normalen Kampfgage und Spesen bei einem ganz normalen Vergleichskampf zwischen zwei Boxvereinen schon mal ab und zu 200 DM oder mehr.
Auch mit Ring- und Punktrichtern sollte man es sich als Boxer nie verscherzen. „Danke, du hast den Kampf super geleitet“ oder „Hast schon recht gehabt mit deiner Verwarnung“ etc. bleiben den Offiziellen in guter Erinnerung. Das zahlt sich hin und wieder bei Vergleichskämpfen aus: Die Börse für einen Amateurkampf ist üblicherweise natürlich nicht so hoch wie für einen Profikampf. Also muss man mehr boxen. Problem: Als Ligaboxer zum Beispiel hat man nur noch beschränkte Starterlaubnis bei Freundschaftskämpfen oder je mehr Kämpfe, desto schwerer im allgemeinen auch die Gegner. Wer will mit zehn Kämpfen schon jemand boxen, der über 50 oder mehr hat? Dazu gab es den Trick mit den Startausweisen bzw. Kampfpässen. Jeder Verein hat Ausweise von Kindern, Jugendlichen oder Senioren, die nur ein paar Kämpfe gemacht und dann aufgehört haben. Solche Pässe kosten dem Verein Geld und die werden oft natürlich nicht vernichtet oder dem Boxer mitgegeben. Diese Ausweise hatten nämlich den Vorteil, dass die Lichtbilder oft von billiger Sorte waren und der Mensch verändert sich natürlich mit der Zeit. Zudem wurden im Amateurboxen früher eh fast nie die Lichtbilder genau angeschaut, geschweige denn mit einem Personalausweis oder dem Aussehen des Boxers verglichen. Oder man hat das alte Bild rausgerissen und ein neues reingeklebt. Das Siegel des Amateurboxverbandes war so tolle nicht und die ärztlichen Jahresuntersuchungen und jährlichen Überprüfungen stellten auch kein Problem dar. So konnte so mancher gute Boxer sich bei Reisen ins Ausland zu Vergleichskämpfen oder in sog. Bierzeltkämpfen hin und wieder gegen etwas einfachere Gegner relativ problemlos 50 bis !00 DM, manchmal mit, manchmal ohne Spesen verdienen. Dumm nur, wenn der Gegner es genauso machte.
Im Boxsport lernt auf Reisen zudem viele Menschen unterschiedlichen Standes kennen. Bei den Funktionären waren oft Banker, Versicherungsheinis, Rechtsanwälte, Steuerberater, Selbständige etc. anzutreffen, während es bei den Boxern mehr Handwerker gab. Auf jeden Fall immer ne Möglichkeit Kontakte zu knüpfen oder Wissenswertes zu erfahren. So lernte ich beispielsweise da was vom Fliesenlegen, da was vom Auto reparieren und dort was von der Steuer etc. So sparte ich im Laufe meines Lebens ne Menge Geld, man bekam da was billiger, man bekam kostenlos Rat oder Hilfe.
Man sieht, man hat ne Menge Möglichkeiten auch als Boxamateur Geld zu verdienen. Nicht zuletzt gab und gibt es ja immer noch Chancen für Amateurboxer als Sparringspartner für Profis sich ab und zu zu verdingen. Früher gab es hier zwar statt Geld oft einige Freikarten für Veranstaltungen, die man dann „schwarz“ verkauft hat, aber das war auch nicht zu verachten. Tja, diese Zeiten sind aber heute ein wenig vorbei. Dank der vielen Reformen im Amateurbereich lässt das Zuschauerinteresse allmählich nach und die Spenden der sog. zwielichtigen Gesellschaft in den Rundenpausen sind passe. Diese Zeiten sind vorbei, aber so ähnlich läuft es ja im Profigeschäft oder bei den guten Amateuren in allen Herren Ländern auch heute noch ab.
PS: Natürlich ist mein Posting etwas überspitzt dargestellt und das ist keine Anleitung zum Nachmachen. Schließlich lesen ein Evander, ein Ref. und der Mann der Gerechtigkeit Rohanff auch mit. Außerdem: Schwarzarbeit lohnt sich nicht, Hände weg von Drogen und die meisten Boxer sind Lügner, ausgenommen der Bernd Hieber, der ist promovierter Theologe (ist nur ein Insidergag!).
War jetzt zwar etwas Off Topic, aber sollte nur zeigen, dass sich Amateurboxen und Profiboxen gar nicht mal so sehr unterscheiden, wenn es um Geld verdienen geht.
Von Alexey Lezin hört man nicht so viel letzte Zeit, es war eigentlich ein sehr talentierter Boxer.
Sorry, was der macht, da muss ich passen. Wenn ich mal was über den weiß, sag ich dir Bescheid. Aber bei den Russen bin ich leider nicht so bewandert, aber ich weiß, dass Jisi falsch liegt. Sowohl Vitali als auch Wladimir haben als Amateur auch schon mal vorzeitig verloren, aber die ganzen osteuropäischen Namen und Kämpfe kann ich mir leider nicht so gut merken.