So, dann wollen wir mal die Saga fürs Erste beenden.
Zumindest sieht es aktuell so aus.
[1] Interview mit Alexander Stoeckl zum Thema Schuhe der polnischen Springer / Horngacher / Bindung der deutschen Springer:
"-Nach Willingen waren die Schuhe der polnischen Mannschaft das Hauptthema. Waren sie gegen die Vorschriften?
- Das ist schwer zu sagen, ich habe sie nicht direkt gesehen. Ich habe ihre Elemente nur durch das Material des Anzugs betrachtet, und man konnte einige Veränderungen erkennen. Meiner Meinung nach ging es bei der Disqualifikation nicht um Sicherheitsgründe, sondern um die Verbesserung der aerodynamischen Fähigkeiten. Es gibt klare Regeln, die besagen, dass man in den Stiefeln nichts zusätzlich geben darf, um die Aerodynamik zu verbessern. Aus diesem Grund waren die Schuhe meiner Meinung nach illegal."
"- Viele polnische Fans nehmen Stefan Horngacher seine Proteste übel. Ist er aktuell der Buhmann des Skispringens?
- Stefan Horngacher ist definitiv kein schlechter Mensch. Sie erinnern sich wahrscheinlich an die Zeiten, als er mit dem polnischen Team zusammenarbeitete und sie erfolgreich waren. Er ist ein Mann, der an Ehrlichkeit und Fairness interessiert ist. Ich stimme ihm hier vollkommen zu. Wir sollten Sport treiben. Wenn jemand Unstimmigkeiten bei der Ausrüstung sieht, sollte er das sagen. Jetzt war er es, das nächste Mal bin ich es, der Einspruch erheben kann."
Ergänzung von mir: Es gab auch eine Frage zu den Deutschen Bindungen, und ob Stoeckl glaubt, ob diese regelkonform sind. Er sagt ja, er sehe da keine große Veränderung und dass diese demnach regelkonform sind. Habe den Abschnitt nicht übersetzt, da es etwas zu sehr ins Technische hier geht und ich, wenn möglich, verhindern möchte, dass ich etwas falsch übersetze. Es geht um einen bestimmten Part der Bindung.
[2] Interview mit Kamil Stoch zum Thema Schuhe der polnischen Springer / Horngacher:
"Was Stefan Horngacher gemacht hat, ist ein bisschen kindisch. Du "verpetzt" im Kindergarten, nicht zwischen erwachsenen Personen.
Als Erwachsener klärt man Dinge unter einander, aber ich verstehe sein Vorgehen. Jeder will nur das Beste für seine Mannschaft, jeder will sich in irgendeiner Form einen Vorteil verschaffen."
[3] Interview mit Piotr Zyla zum Thema Schuhe der polnischen Springer und seiner Disqualifikation in Willingen:
"Noch heftiger reagierte Piotr Zyla, der zum ersten Mal beschrieb, wie genau der Vorgang seiner Disqualifizierung aussah. Es stellte sich heraus, dass er anfangs in die Irre geführt wurde. - Ich war sauer auf Jukkara, dass er mir nichts von der Disqualifikation gesagt hat, sondern nur, dass alles okay ist - und im Hotel sagt Stefan, dass er mir ein DSQ gegeben hat.
Als ich erfuhr, dass ich meine neuen Schuhe nicht benutzen kann, wollte ich nicht nach Peking fahren, sie waren gut, so Zyla gegenüber TVP Sport. - Hier gibt es keine Regelung. Es ist einfach unverständlich. Es ist schwer zu erklären. Es gibt keinen Unterschied. Dies ist kein neues Modell. Man könnte sagen, es ist eher ein 'Facelifting'. Es gab ein bisschen Aufregung, aber wir müssen unsere Arbeit machen."
[4] Artikel zum Thema Schuhe der polnischen Springer und vorläufiges Ende der "Affäre" /
Informationen zu den weiteren Plänen der FIS im Materialbereich:
"Wir haben Informationen über die Antwort des Direktors des Weltcups der Männer, Sandro Pertile, erhalten. Dies ist auch die endgültige Entscheidung über die polnischen Schuhe. Zunächst einmal müssen wir bei jeder Verbesserung der Ausrüstung prüfen, ob es sich nur um eine geringfügige Änderung oder um etwas völlig Neues handelt. Und das ist nicht die Aufgabe des Herstellers, sondern die des FIS-Ausrüstungskontrolleurs. Er hat die Kompetenz, die Erfahrung und die neutrale Position, um zu beurteilen, wie jede Änderung zu bewerten ist. Das haben wir am Samstag in Willingen gemacht, als wir die polnischen Schuhe kontrolliert haben. Diese Änderung wurde als eine große, neue Lösung angesehen. / Pertile"
"Im aktuellen Reglement wird klargestellt, dass alle derartigen Lösungen vor dem 1. Mai eines jeden Jahres dem FIS-Unterausschuss für Ausrüstung vorgelegt werden müssen. Bei den polnischen Schuhen war dies nicht der Fall. Aus diesem Grund gibt es keine Diskussion und keine Möglichkeit, sich über die Verwendung und die Entwicklung der Schuhe zu einigen. Wir sind der Meinung, dass die Schuhe es ermöglichen, das Maß im Schritt des Anzugs zu verbessern. Das bringt aerodynamische Vorteile für den Sportler. / Pertile"
"Die von Sandro Pertile erwähnten weiteren Details sind jedoch nicht zu verstehen. Aber lassen Sie uns zunächst einen wichtigen Punkt klären: Die FIS hat damit begonnen, einen speziellen Katalog von "kleinen Verbesserungen" zu erstellen, die nicht als "große Verbesserungen" eingestuft werden, jedoch von einem Unterausschuss des Verbandes weiter geprüft werden müssen. Als die Polen fragten, ob ihre Schuhe in die Liste aufgenommen werden könnten, lehnte die FIS dies ab. Aber aus dem polnischen Lager ist zu hören, dass es ziemlich lächerlich ist, weil die Liste die Materialentwicklungen enthalten soll, die die deutschen Springer in dieser Weltcup-Saison verwenden."
"In der Antwort der FIS steht nichts über den Katalog. Zumindest nicht direkt. "Unter Berücksichtigung der Erfahrungen der letzten Monate werden wir eine neue Version unserer Verfahren entwickeln und den nationalen Verbänden und Herstellern zur Verfügung stellen, die auch einen Leitfaden für die Zulassung der Ausrüstung enthalten wird. Für die Olympischen Spiele ist ein Treffen der Ausrüstungskontrolleure des Skispringens und der Nordischen Kombination der Damen und Herren geplant. Danach können wir alle unsere Partner informieren und die nächsten Schritte für die nächsten Saisons vorbereiten". sagte Pertile.
Der Katalog ist Gegenstand der Sitzung und der späteren Diskussion auf dem FIS-Kongress. Es gibt nur eine entscheidende Frage:
Warum sollte die FIS zulassen, dass die deutschen Materialanpassungen in den Katalog aufgenommen werden und trotzdem Ausrüstung verwenden, die noch nicht zusammen mit dem Katalog genehmigt wurde?"
"Die Antwort der FIS schließt die Tür für die polnischen Verantwortlichen. Darin werden die Argumente, die sie in Bezug auf die Schuhe hatten, geklärt und es wird darauf hingewiesen, dass nicht einmal die FIS-Regeln für das Verbot verantwortlich sind, sondern wie Mika Jukkara sie interpretiert. Sandro Pertile gab dem Finnen diese Möglichkeit. Unserer Meinung nach ist dies ein klarer Missbrauch und eine Übertreibung. Der Italiener sieht das anders. Es sei daran erinnert, dass der Direktor des Weltcups bisher nicht einmal auf unsere Versuche, ihn zu kontaktieren, geantwortet hat."
"Die einzige Möglichkeit für eine polnische Antwort auf den Materialkrieg im Skispringen wäre nun ein Protest der polnischen Trainer und Mitarbeiter in Peking. Sport.pl fand jedoch heraus, dass dies nicht zu erwarten ist. Die polnische Mannschaft soll in Peking kapituliert haben. Die Trainer zeigten ihre Angst vor der FIS oder Stefan Horngacher. Viele machten Adam Malysz, den Direktor des PZN, für die Untätigkeit verantwortlich. Aber das ist nicht wahr. Es ist Malysz zu verdanken, dass am Samstag nicht alle polnischen Springer disqualifiziert wurden. Er war es, der die Angelegenheit mit Sandro Pertile besprach. Außerdem hat die FIS dank ihm die Disqualifizierung aller polnischen Springer vermieden, obwohl Dawid Kubacki in Rass-Schuhen und nicht in Nagaba-Schuhen springt."
"Selbst die Athleten sprechen mutiger als Michal Dolezal, aber es liegt nicht in ihrer Hand, Protest einzulegen. Wir haben hier darüber geschrieben, welche Teile der Ausrüstung der deutschen Springer möglicherweise nicht legal sind. Aber die polnischen Veranwortlichen werden sich nicht mit Pertile oder Mika Jukkara streiten. Mit seiner passiven Haltung hat der polnische Stab die einzige Chance vertan, Horngacher zu zeigen, wie sehr die Skisprunggemeinschaft sein Verhalten missbilligt. Sie haben es im Grunde genommen akzeptiert. Nach allem, was wir gehört haben, könnte sie das nach den Spielen teuer zu stehen kommen."
[1]
https://sport.tvp.pl/58278806/skoki-alexander-stoeckl-stefan-horngacher-dba-o-uczciwosc
[2]
https://sport.tvp.pl/58276655/skoki...st-horngachera-conosi-sie-w-przedszkolu-wideo
[3]
https://www.sport.pl/skoki/7,65074,...szukany-wkurzylem-sie-powiedzial-ze-jest.html
[4]
https://www.sport.pl/skoki/7,65074,...-sie-poddaja-fis-mial-skorzystac-z-zasad.html
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Puh, wieder ziemlich viel Zündstoff, aber auch viele interessante Neuigkeiten.
Diesmal auch Einiges, was man an den Polen kritisieren muss.
[1] Habe ich hinzugefügt, damit auch andere Meinungen gehört werden und es nicht immer nur gegen die Deutschen geht. Ich glaube zwar, dass Stoeckl ganz anders reagiert hätte, wenn diese neuen Schuhe für seine Springer gedacht wären und Horngacher gegen sein Team Protest eingelegt hätte, aber sei es drum. Interessant ist hier, dass die von den Polen kritisierte und als irregulär bezeichnete Bindung, welche die Deutschen springen von Stoeckl als regelär angesehen wird. Gerade im Hinblick darauf, dass er hier der Konkurrenz eins auswischen könnte, wenn er sich auf die Seite der Polen schlägt, deutet das für mich an, dass die Anpassungen der Bindung der Deutschen an sich nicht illegal ist.
Zu Punkt [2] möchte ich sagen, dass dies ein ziemlich merkwürdiges und definitiv nicht übliches Interview von Kamil war. Ich habe schon sehr viele Interviews gesehen und immer, wenn er zu Entwicklungen abseits der Schanze, zur FIS oder zur Konkurrenz befragt wird, sagt er, dass er sich zu solchen Themen nicht äußert. Ich bin Fan der polnischen Springer und sogar noch mehr von Kamil selbst, aber diese Aussage ist schon komisch.
Ich sehe Horngachers Aktionen weiterhin aus Fan-Sicht als unfair an und werde ihm sein Verhalten sicher noch einige Zeit nachtragen, aber aus neutraler Sicht hatte er natürliches das Recht dazu. Nur als kindisch würde ich sein Verhalten nicht bezeichnen. Und wie hätte Horngacher das denn unter "Erwachsenen" klären sollen. Soll er zu Dolezal gehen und ihn nett bitten die Schuhe bitte nicht zu verwenden?
Punkt [3] ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Jukkara sicher noch einige Zeit brauchen wird, bis alles so läuft wie bei Sepp Gratzer. Die Fehler häufen sich in letzter Zeit aber schon und wenn man einem Springer bei der Kontrolle selbst noch sagt, dass mit dem Schuh alles OK ist und er dann im Hotel von der DSQ erfährt, ist das sicher alles andere als angenehm.
Punkt [4] passt auch aktuell gut in die Diskussion, wie die FIS in Zukunft mit dem Thema Material umgehen soll.
Hat
@Skisprungschwester vielleicht schon etwas über diesen neuen Katalog gehört, der ja bald eingeführt werden soll?
Anscheinend werden die polnischen Schuhe aufgrund von Jukkaras Interpretation der Regeln nicht zugelassen. Vorteile werden bei der Aerodynamik vermutet. Ich hatte gelesen, dass die Schuhe jedoch samt Anzug im Luftkanal geprüft wurden und dass keine zusätzlichen Verbesserung der Aerodynamik nachgewiesen werden konnten. Die Polen wollten dieses Dokument der FIS vorlegenen, es wird jedoch nicht akzeptiert.
Wahrscheinlich um Jukkara nicht zu untergraben, da er die Entscheidung ja schon gefällt hat. Nur war es bei den Handschuhen ja auch so, dass er sich geirrt hat und die doch regelkonform waren.
Auch der Punkt, dass die Deutschen ihre Materialentwicklungen angeblich schon in diesem neuen oder angepassten Regel-Katalog, der noch nicht abgesegnet ist, eingetragen haben, dies den Polen aber verwehrt wurde, wirft einige Fragen auf.
Weiter heißt also auch, dass die polnischen Medien in den letzten Tagen eher das Thema "Polen mit der Konterattacke auf Deutschland", "Polen legt Protest gegen Deutschland" etc. forciert haben, aber offziell am Ende von der Seite des polnischen Skiverbands aber auch vom Trainerstab nichts passiert ist.
Ehrlich gesagt haben mich diese Schlagzeilen auch gewundert, denn Dolezal ist nicht der Typ für sowas. Er scheint ein netter Kerl zu sein und man sieht, wie er sich für die Arbeit mit den polnischen Springern aufopfert, aber er ist niemand, der mal mit der Faust auf den Tisch haut oder sich gegen die FIS oder Horngacher durchsetzen könnte.
Der einzige, der das ansatzweise könnte, ist laut meinen letzten Infos nicht vor Ort. Malysz ist nicht in China, weil er "mehr auf sich achten" müsse, meinte er. Ich hoffe es ist nichts Schlimmes und wünsche ihm nur das Beste. Zumindest wollte er der wahren Grund nicht mit der Öffentlichkeit teilen und das sollte man respektieren.
Und zum Schluss noch ein Punkt, der in dem Artikel [4] vielleicht etwas untergeht, den ich aber herausheben möchte.
"Viele machten Adam Malysz, den Direktor des PZN, für die Untätigkeit verantwortlich. Aber das ist nicht wahr. Es ist Malysz zu verdanken, dass am Samstag nicht alle polnischen Springer disqualifiziert wurden. Er war es, der die Angelegenheit mit Sandro Pertile besprach. Außerdem hat die FIS dank ihm die Disqualifizierung aller polnischen Springer vermieden, obwohl Dawid Kubacki in Rass-Schuhen und nicht in Nagaba-Schuhen springt."
Keine Ahnung, wieso dies in einem Artikel steht, der doch eigentlich die Polen gut darstehen lassen soll. Dies zeigt doch ganz eindeutig, dass Malysz doch Einfluss auf die FIS/Jukkara hat (Herzlichen Gruß an
@Benjamin ). Einerseits hätte die FIS sich lächerlich gemacht, wenn man alle Polen wegen des Schuhs disqualifiziert hätte, da Dawid ja wie in dem Artikel angegeben mit Rass-Schuhen gesprungen ist. Aber andererseits heißt das doch, dass Stoch und Wasek auch mit Nagaba-Schuhen gesprungen sind? Wieso sind die dann nicht disqualifiziert worden?
Also entweder wird das Schuh-Modell Nagaba komplett verboten und 4 Polen sind DSQ oder es liegt wirklich nur an der Dicke der Rückwand der Schuhe, wie im Falle von Zyla und Hula, aber das würde doch auch heißen, dass man diese Rückwand dann nur anpassen müsste und der Schuh an sich regelkonform ist.
So sehr ich Malyszs Einsatz fürs Team schätze, aber dass dieses "Runterhandeln" auf 2 statt 4 DSQs wirft ein schlechtes Licht auf den polnischen Skiverband, wenn es wirklich so gewesen ist. Aber ich lese es zumindest so raus. Kann natürlich auch daran liegen, dass die Angelegenheit mit dem "Wunderschuh" eben nicht so eindeutig ist, wie die FIS, Horngacher und Stoeckl es darstellen wollen.
Sicher sind einige von euch schon müde von diesem Thema, aber ich finde es echt super interessant, dass man in den polnischen Medien so hinter die Kulissen blicken kann und mehr über die internen Abläufe erfährt.
Aber auch wenn ich es interessant finde, hoffe ich, dass nachdem jetzt zumindest das Thema mit den Schuhen und Handschuhen der Polen geklärt ist, etwas mehr Ruhe reinkommt und die Sportler sich aufs Springen konzentrieren können, was ja heute schon mit dem Training beginnt.
Hoffe nur, dass alle, die die Slatnar-Ski springen diese jetzt auch anpassen konnten und dass es da dann auch keine Probleme mehr mit gibt.