Zu seiner Zeit war er körperlich allen anderen Spielern meilenweit überlegen. Wenn man sich mal nur seine Bestmarke von 50 Rebounds in einem Spiel in Erinnerung behält, sagt das doch alles.
Es waren 55 Rebounds.
Die hohen Reboundzahlen haben aber so gut wie nichts mit der körperlichen Dominanz zu tun. Bill Russell war für einen Center (nach heutigem Maßstab) recht klein und vor allem auch sehr leicht. Trotzdem holte er Boards en masse. Die Gründe dafür hat Giftpilz gut erläutert.
Man nannte ihn ja auch "Gigant unter "Zwergen"". Die Verhältnisse waren damals einfach anders.
Also erstmal hatte er auch den einen oder andern größeren Gegenspieler und zweitens waren seine "durchschnittlichen" Gegenspieler auch keine Zwerge, sondern einfach 4-5 Zentimeter kleiner als es der heutige NBA Standard verlangt.
Diese Anmerkung nur, damit hier niemand die Vorstellung erhält, er hätte gegen 1,90 Meter große Center gespielt.
Ich mag es gar nicht, wenn Chamberlain immer auf seinen Körper reduziert wird. Es stimmt ganz einfach nicht, dass seine physische Dominanz der Hauptgrund für seine enormen Statistiken ist. Er war in erster Linie ein überragender Spieler, der übrigens auf seiner Position aus spielerischer Sicht wesentlich toughere Konkurrenz als Shaq anno 2000 hatte.
Natürlich hatte er einen herausragenden Körper, der ein wichtiger Teil seines Erfolges war. Nur ist das bei Jordan oder Shaq überhaupt nicht anders.
Man kann es auch von einem anderen Standpunkt betrachten: Man nehme Shaquille O'Neal aus dem Jahr 2000. Dann streicht man den egoistischen Kobe aus dem Kader und erstellt ein Teamkonzept, das ganz auf den Mann in der Mitte zugeschnitten ist. Jeder Ball geht im Angriff zuerst an Shaq.
Anstelle von Phil Jackson nimmt man einen Coach, der Shaq grünes Licht gibt um in erster Linie Rekorde zu brechen. (alles in Chamberlains frühen Jahren in etwa so geschehen)
Jetzt müsste man Shaq eigentlich nur noch Chamberlains Fitness und Foul-unintensive Defense geben, woraufhin er auch alle Partien durchspielen könnte.
--> Dieser Shaq würde unter diesen Voraussetzungen auch bei den heutigen Gegenspielern locker 40, wenn nicht sogar 45 Punkte im Schnitt machen.
Wenn ich jetzt noch die schneller Spielweise und die schmälere Zone von damals bedenke, könnte ich mir gut vorstellen, dass unter den gegebenen Voraussetzungen auch heute noch eine 50 Ppg Saison mögliche wäre. Das ganze entkräftet die Theorie der "Zwergengegner" (die ich sowieso für Blödsinn halte) doch enorm, möchte ich meinen.