Soderle, nu will ich auch mal vom Samstag berichten.
Um gut 17:40Uhr hab ich mich auf mein Rad geschwungen und mich auf den Weg zur Halle gemacht ... hatte mich ein bisserl verspätet.
Damit hab ich zwar den Kampf der Dresdnerin Kirstin Schönig verpasst, aber das machte mir nichts aus ... die war schon im November bei der ersten UBP-Veranstaltung in der Freiberger Arena ... und den Kampf hab ich auch nicht ganz gesehen, der war einfach zu schlecht.
Gegen eine bislang erfolglose Gegnerin hat Schönig dann ne MD-Entscheidung erzielt ... naja.
Gerade als ich in die Halle kam, sprachen die beiden Kartenabreißer von der Pütz-Firma über den Kampf und scherzten, dass es wohl ne Fehlentscheidung wäre, wenns ne MD war.
Naja, ich hatte mir dann meinen Platz gesucht, wo hier und da ein paar Schönig-Fans saßen. Dann kamen auch schon Balzsay und Tarvydas in den Ring.
Tarvydas brachte mehr mit, als manch anderer lettische Boxer ... wie z.B. die Taxifahrer und Karusselbremser im Schwergewicht oder so. Aber er konnte Balzsay nicht gefährlich werden. Der bewegte sich gut und traf im Rückwärtsgang. Tarvydas marschierte, schlug aber teils wild und unkontrolliert ... für Balzsay gut abwehrbar. Nach einigen Runden nicht gerade spannendem Ausboxen schlug Balzsay den Tarvydas dann in der zehnten mit ner Rechts-links-Kombi nieder. Tarvydas kam wieder hoch und fing sich weitere Schläge. Der Lette klammerte und ging nochmal freiwillig auf die Knie um sich Zeit zu verschaffen. Dann gings wieder weiter, Tarvydas kassierte erneut, ging erneut zu Boden ... Küchler winkte daraufhin ab. TKO10
Dann kam Blain gegen Bahari. Blain spricht man übrigens nicht Bläihn aus, sondern Blää (mit nem stummen n am Ende) ... ist halt n französischer Name.
Bahari aus Indonesien (auch unter den Top15 der WBO) ging immer auf Blain zu und attackierte. Doch Blain hatte ne gute Defensive und versuchte zu kontern. Doch auch Bahari ließ nicht viel durch. So gab es einige Runden kaum zählbares. Manchmal war da mehr Fuchtelei, als schlagen.
Bahari machte Druck und Blain brachte hin und wieder nen Jab oder nen Körperhaken durch. In der zweiten Hälfte gab Bahari mehr Gas, kassierte aber auch ein paar Konter mehr. Ab Runde 10 wirkte Blain dann etwas müder. Nun kam Bahari öfter durch. Die letzten beiden Runden waren klar auf Baharis Seite. Blain hatte nun keine Luft mehr und konnte sich nich mehr so gut verteidigen.
Hat für Bahari aber nicht mehr gereicht. Blain gewann 115:113, 115:113, 114:114. Ein paar Leute im Publikum pfiffen ... wohl weil Bahari im Kampf den Druck machte und die letzten Runden klar für sich entschied.
Aber das Urteil konnte man schon so geben.
Dann kamen Boytsov und Hawkins. Ein insgesamt ziemlich langweiliger Kampf. Hawkins setzte ein bisserl den traurigen Eindruck vom Pressetraining und dem Wiegen fort. Er wirkte nicht besonders engagiert, blieb auf Distanz und brachte nur einen zu kurz geratenen Jab. Boytsov schien der Situation aber auch nicht unbedingt gewachsen. Wann immer er die Distanz verkürzte, klammerte Hawkins sofort und ließ sich manchmal durch Ringrichter Langos nur schwerlich trennen. Von Boytsov kam also auch nicht viel, aber dafür die besseren Treffer. Nur in den Mittelrunden war Hawkins mal etwas besser dabei, als er vor allem Körperhaken ins Ziel brachte. Ich hatte 78:72 für Boytsov gepunkten, die offizielle Wertung mit 79:74, 80:72 und 79:73 ging auch ok.
Danach kamen dann Dzinziruk und Konecny. Ich fand Dzinziruks Leistung gegen Santos wirklich toll, aber an diesem Abend hat er mich enttäuscht. Vielleicht sorgte auch die tschechische Version von Karel Gotts "Biene Maja" als Konecnys Einmarschsong für Symphatien, so wie die gute Stimmung durch die angereisten tschechischen Fans, die nicht weit von mir saßen bzw. standen.
Nunja, ich hab mir den Kampf nochmal komplett angesehen.
1. Runde Konecny
Dzinziruk bringt zwar manchmal seinen Jab durch die Doppeldeckung Konecnys durch, doch der landet die klareren und härteren Treffer. Besonders der linke Haken sitzt.
2. Runde Konecny
Am Fernsehbildschirm siehts nicht so schlimm aus wie live. Aber trotzdem sieht Dzinziruks Jab nicht besonders aus. Er wirkt irgendwie geschoben statt geschlagen ... wenig explosiv, der Arm ist selten stärker gestreckt. Manchmal streut er so was wie einen rechten Haken ein, was oft was von Innenhand hat. Seine linke Schlaghand wirkt schwach ... das is eher Zbik-Niveau ... nicht der Dzinziruk der Santos schlug.
Konecny semmelt ihm wieder harte Treffer um die Ohren. Defensiv ist Dzinziruk in dieser Runde grottenschlecht.
3. Runde Konecny
Von Dzinziruk kam in dieser Runde ein guter Aufwärtshaken aber ansonsten nur kleine Trefferchen. Die harten Hände, und das in guter Anzahl, hat Konecny im Ziel.
4. Runde Konecny
Das sieht einfach nicht weltmeisterlich aus, was Dzinziruk da macht. Nicht nach einem der „besten Techniker“ des Halbmittelgewichts. Da schiebt er seine Schläge nach vorne, ohne seinen Oberkörper auch nur ein Bisschen zu bewegen und trifft in der ersten Minute der Runde fast gar nichts.
Später in der Runde kommt er aber besser in den Kampf und landet hier und da mal nen linken und rechten Haken. Die Runde sehe ich aber auch bei Konecny, der weiteren mehr gute Hände im Ziel hat ... beziehungsweise weniger Ziel bietet.
5. Runde Konecny
Es geht in den Infight, beide Boxer stehen sich mit Doppeldeckung gegenüber. Konecny sieht auch hier besser aus. Er hat Bewegung im Oberkörper ... Dzinziruk kaum. Konecny bewegt seine Arme, Dzinziruk hält sie einfach nur in der immer gleichen Position vor sich und bietet so Lücken. Mit zwei Armen kann man sich nun mal nicht dauerhaft vor Geraden und Haken schützen, wenn man diese Arme an der immergleichen Stelle belässt. Je nach eigener Körperhaltung, Position zum Gegner und der Vermutung was dieser tut, hält Konecny seine Hände mal vor das Gesicht, mal näher bei den Ohren, mal höher, mal tiefer. Eine Doppeldeckung klingt einfach, aber es gehört schon was dazu, damit sie wirklich effektiv wird. Dzinziruk hat hier das gewisse Etwas nicht. Er reagiert kaum auf einen Schlag von Konecny ... er pariert oder meidet sie selten ... er antizipiert weniger ... entweder Konecny trifft oder er schlägt daneben ...
6. Runde Konecny
Dzinziruk hat nen guten Moment, als er Konecny mit Körperhaken beeindruckt, doch Konecny hat immer noch die härteren Treffer zum Kopp in Petto. Etwas knapper, aber dennoch imo eine Runde für ihn.
Die Vorteile für Dzinziruk, die ZDF-Kommentator Daniel Pinschower gesehen haben will, habe ich persönlich nicht entdeckt.
7. Runde Konecny
Ne knappe Runde. Dzinziruk anfangs etwas besser, bringt Körper- und Aufwärtshaken unter. Doch Konecny hat ne starke Schlussminute und stielt die Runde auf meinem Punktzettel.
8. Runde Dzinziruk
Ähnlich knapp wie die vorher gehende Runde, diesmal jedoch etwas besser für Dzinziruk, der nun öfter trifft als in der Frühphase des Kampfes.
Konecnys Schläge tendieren so langsam ab und an zur Innenhand
9. Runde Konecny
Konecny teilt sich die Kräfte nun ein. So n bisserl Abraham-like wenn man so möchte. Die erste Hälfte der Runde macht er weniger, holt sie sich dann aber mit harten Treffern in der zweiten.
10. Runde Dzinziruk
Konecny lässt etwas nach. Die Schläge kommen langsamer, öfters mit der Innenhand. Besser Runde für Dzinziruk.
11. Runde Konecny
Beide teilen hier aus, Konecny aber mehr.
Pinschower meint, man müsse die Runde Dzinziruk geben ... nä
12. Runde Konecny
Beide geben alles, Konecny hat am Ende doch mehr Saft im Tank, Dzinziruk ist am Ende doch etwas angeklingelt ... ne Runde mehr hätt er wohl nicht mehr geschafft, denke ich.
Fazit: Ich bleibe dabei, 118:110 Konecny. Vielleicht war manch Runde knapper ... aber schon ein unentschieden für Dzinziruk ist imo seeeehr schmeichelhaft.
Was Sammarito gepunktet hat, ist einfach nur Unsinn.
Dzinziruks Pläne von Titelvereinigungen dürften damit erstmal nen Dämpfer bekommen haben. Konecny wünsche ich, dass er nen Rückkampf bekommt ... und das Urteil.
Dann kam ne Pause. Sofort verließen zahlreiche Leute die Halle um zu rauchen. Irgendwie amüsant fand ich am Eingang den Tisch mit den zahlreichen konfiszierten Damenparfüms und -deos. Naja ... die Boxer sollen ja atmen können. Die Pütz-Security hätte da glatt ne Douglas-Filiale aufmachen können.
Ich bin dann auch raus in den Raucherbereich um mir einen Weg durch de stinkende Dunstwolke zu bahnen. Denn anfangs konnte ich in der Halle noch ne SMS verschicken, aber später ging das telefonieren in dem Betonkasten mit den vielen anderen anwesenden Handys nicht mehr. Und ich wollte nunmal telefonieren.
Vor dem Hauptkampf war ich dann wieder rein. Hier machte sich ein klarer Unterschied zu den Sauerland-Veranstaltungen deutlich. Waldi Hartmann probt schon lange vor Beginn der Übertragung sowas wie "Hallo Berlin", "Hallo Magdeburg", "Hallo Oldenburg" usw. mit dem darauf antworteten Publikum. Die ZDF-Übertragung begann plötzlich, ohne dass es das Publikum groß mitkriegte ... ein Großteil war eh noch am Rauchen oder Getränke holen. Van der Groeben war dann am erzählen und sagte "Und damit herzlich willkommen in Dresden.", Umschnitt der ZDF auf das Publikum (auf der Videowand sichtbar) ... und dieses reagiert überhaupt nicht. Beinahe Totenstille. Ich hätte beinahe losgelacht, weil diese Aktion scheinbar gründlich schief gegangen war.
Naja, so ist das halt, bei Sauerland werden die Veranstaltungen anders aufgezogen. Ist irgendein Promi in der Halle, so stellt ihn Ringsprecher Wolfgang Ley vor. Der Promi winkt in die Menge, das Publikum klatscht, die Stimmung ist gut. Die Athmosphäre bei UBP ist da doch kühler. Es wird ein Boxkampf nach dem andern nüchtern abgespult ... mehr nicht.
Naja, Erdei-Abron ging dann los, wobei es mir so schien als käme Abron mit nem Veilchen in den Ring. Naja, am Fernseher sah's nich so arg aus.
Den Kampf hat hier ja so mancher verfolgt, also brauch ich da nich groß was zu sagen. Bemerkenswert war da eher das Publikum, dass sich irgendwann nur noch für die Nummerngirls interessierte und jeweils nach Ende einer der letzten drei Runden enttäuschte Pfiffe äußerte. Einmal kam auch ein kleiner Sprechchor "Wir wollen nach Hause geh'n."
Hier wollten ein paar, dass der nicht gerade gute Kampf endlich aufhört ... ohne dass sie was verpassen.
Naja, irgendwann ertönte der Schlussgong und sofort stand mehr als die Hälfte aus und verließ die Halle. Für das Urteil und weiteres interessierten sich weniger.
Naja, am Ende kam dann Bedak gegen Cardenas. Der kleine Ungar Bedak war schon häufiger mit Balzsay und Erdei am gleichen Abend aufgetreten. Cardenas zwar ein Aufbaugegner mit nicht gerade tollem Rekord ... aber er machte Bedak das Leben schwer. Anfangs hatte Bedak die besseren Runden. Er verteidigte ordentlich, hatte die schnelleren Hände und konnte Cardenas gar in der zweiten mit Körperhaken beeindrucken. Doch Cardenas selbst brachte auch zur Mitte des Kampfes mehrere Körperhaken ins Ziel, die Bedak in der vierten auch mal kurz beeindruckten. In der zweiten Kampfhälfte landeten beide Boxer einige gute Treffer. Mehrmals rüttelte es die Köpfe durch, so dass der Schweiß wegflog.
Den verbliebenen Zuschauern bot sich somit ein guter Kampf ... der zweitbeste des Abends denke ich.
Insgesamt bleibt unterm Strich aber eine nicht allzu gute Veranstaltung. Da fand ich die bisherigen Kampfabende wo ich war (Abraham-Ikeke, Abraham-Gevor, Erdei-Mendoza/Arslan-Hill, Povetkin-Chambers) besser. Diesmal gabs mehrere nicht allzu unterhaltsame Kämpfe (Balzsay, Blain, Boytsov, Erdei) und imo ein Fehlurteil (Dzinziruk-Konecny).
Was mir bei den UBP/ZDF-Shows besser gefällt als bei Sauerland/ARD, ist dass über dem Ring vier Videoschirme hängen, wodurch jeder Zuschauer beispielsweise die Zeit und Zeitlupen gut im Blick hat. Bei Sauerland hängt über dem Ring eine umgedrehte blaue ARD-Kuppel, die Videowand versteckt sich irgendwo in irgendeiner Ecke ... bei Povetkin-Chambers hatte ich sie erst beim letzten Kampf entdeckt, als die ARD-MAZ vorm Hauptkampf gezeigt wurde und sich einige Köpfe im Publikum zum Schirm drehten.