King Arthur ist heute von Direll geradezu deklassiert worden. Ich selber habe mich von dem Kampf gegen Taylor täuschen lassen, das geb ich gerne zu. Damals hab ich Taylor zugetraut, Arthurs Schwächen aufzudecken. Dass es nicht so kam, lag aber offenbar weniger an Arthurs Klasse als vielmehr daran, dass Taylor einfach nicht mehr der Alte war. Möglicherweise hat auch Arthur sich von dem spektakulären Sieg gegen Taylor blenden lassen.
Direll hat mich schwer beeindruckt. Unglaubliche workrate vom ersten Gong an (hat zufällig jemand die punch stats?). Arthur stand mit seiner Doppeldeckung praktisch unter Dauerbeschuss und hat schon in den ersten 2 Runden, in denen er sich den Gegner wie gewohnt erst mal "ausguckt", unheimlich viele Körpertreffer nehmen müssen.
Der entscheidende Unterschied zu Arthurs bisheriger Gegnerschaft war, dass Direll sich Arthurs gefürchteten Attacken nicht nur im survival Modus entzog, sondern brandgefährlich konterte, was auch zum Niederschlag in der 4. Runde führte. Für Arthur eine ganz neue Erfahrung in seiner Karriere, nicht nur weil er zum ersten Mal am Boden war. Dass er davon schwer beeindruckt war, sah man auch im weiteren Kampfverlauf, z.B. in einer Szene, in der er nach einer wilden Attacke, bei der Direll sich wieder mal blitzschnell seitlich wegbewegte, sofort wieder die Doppeldeckung vors Gesicht hielt, weil er mit einem erneuten Konter rechnete. Das sah fast schon ein wenig ängstlich aus und war für Arthurs Verhältnisse völlig ungewohnt.
Die Befürchtung, Direll würde schmutzig kämpfen, viel Klammern und ansonsten nur weglaufen, hat sich auch nicht bewahrheitet. Da er viel zum Körper von Arthur geschlagen hat, sind auch die Tiefschläge eher unbeabsichtigt passiert. Arthurs Verhalten, sich bei vermeintlichen Tiefschlägen abzudrehen und beim Ringrichter zu beschweren, hat er sich durch seine vielen Kämpfe in Deutschland angewöhnt. Bei den Heim-Ringrichtern hat das jahrelang perfekt funktioniert, im Ausland sollte er das allerdings lassen.
Die Disqualifikation ging völlig in Ordnung und war für mich auch eine Folge von totaler Frustration und dem Druck, gegen einen konditionell fitten und schnellen Gegner den Lucky Punch erzwingen zu wollen. Die Diskussion über das Verhalten Dirells nach dem "K.O" halte ich für ziemlich überflüssig. Arthur hat sich ganz alleine durch sein Nachschlagen um die Chance gebracht, in der 12. Runde doch noch irgendwie den notwendigen K.O. zu schaffen. Schade, dass er nicht die Fairness besitzt, seinen Fehler offen einzugestehen und die Überlegenheit und Klasse seines Gegners anzuerkennen. Wie heißt es so schön: In der Niederlage zeigt sich die Größe eines Sportlers.
Das Fazit des Kampfes ist für mich, dass Arthur von einem wirklich exzellenten Gegner seine Schwächen und seine Grenzen deutlich aufgezeigt wurden. Wie weit diese erste Niederlage sein starkes Selbstbewusstsein und seinen großen Ehrgeiz (möchte Superstar in Amerika werden) beeinflusst hat, wird man gegen Froch sehen. Das wird dann der nächste hochinteressante Kampf in diesem super Turnier.