Was JKD beschreibt ist doch eher so etwas wie ein Trance-Zustand des Athleten, der einen aus dem bewußten Erleben herausnimmt. In einem solchen Zustand wachsen Menschen über sich hinaus.
Das ist keine reine Esoterik, das passiert wirklich. Halt nicht immer und nicht bei jedem.
Sportwissenschaftler nennen das Flow. Dabei sind die linke und rechte gehirnhälfte von ihrer Aktivität her im Gleichgewicht und die gehirnwellen sind ruhig, was zu einer extrem hohen Wachsamkeit führt, ohne das man nennenswert ermüdet.
In meiner aktiven Zeit habe ich das in ca. 10 Jahren Training vielleicht so maximal 1-2* im Jahr gehabt. Da konnte ich im Sparring immer vorhersehen, was der andere macht und zwar schon einen Bruchteil einer Sekunde vorher. Da war so als ob alles Zeitversetzt ablief und der andere immer zu spät war. Alles was der gemacht hat, war für mich als ob er es in Zeitlupe gemacht hat, und ich wusste es vorher, ohne drüber nachzudenken. Es war mühelos ohne Anstrengung und doch stand hinter der Mühelosigkeit eine große Anstrenung, nur war die in den Momenten nicht anstrengend. Das kann man niemanden erklären, der es nicht selbst erlebt hat.
Alle diese Male hatten eins gemeinsam, ich war dahin durch unvorstellbare Quälerei gekommen, wo es weit über den toten Punkt hinausging, und auf einmal war es da. Dem ganzen ging vor dem Training auch oft eine ZEN-Meditation voraus, die immer eine unangenehme Qual und Kastei für den Willen war. Nur wenn bei der ZEN-Sitzerei bereits ein ansatzweiser ruhiger Geist erreicht war, kam es im Training dann auch zum Flow.
Der Zustand des "Eins-Sein" ist auch nichts Unbekanntes. Bei vielen traditionellen Kampfkünsten wie ZEN-Bogenschiessen usw. ist das sogar das Ziel. Den Zustand hat Eugen Herrigel auch in einem Buch beschrieben. Loslassen ohne Loszulassen, es lässt automatisch los. Der Eberspacher hat das als westlicher Wissenschaftler mit Flow beschrieben. Ich habe dann immer versucht, dass in jedem Training zu erreichen, geklappt hat das aber nur in maximal 1 oder 2 von 100 Trainingseinheiten, was bei mir dann immer zu großer Verärgerung geführt hat. Je größter die Verärgerung dann wurde, dass der Zustand nicht mehr erreicht wurde, desto näher kam ich ihm wieder, da die Bereitschaft zur Selbstkasteiung durch die Verärgerung anstieg.
Im ZEN heisst es: "Es genügt, frei zu sein von Liebe und Hass, Damit die Einsicht sich zeigt, unvermittelt klar Wie das Licht des Tages in einer Höhle." Das ist kein leeres Gerede. Solche tiefen Weisheiten sind nach stundenlangen ZEN-Sitzungen als Folge jahrelanger Übung entstanden.
Westliche Menschen mit ihrer stark linkslastigen gehirnarbeit verstehen davon oft viel weniger als die Menschen in Asien.