Das war ein ganz großer Boxabend.
Menzer - Schouten: Man kann in Deutschland nicht gewinnen, selbst wenn die Heimboxerin nach sechs Runden resignierend in der Ecke sitzt und von den folgenden vier Runden auch nur zwei gewinnen kann, und das nichtmal deutlich. Schouten traf mit fast jedem Jab - aber wenn man dann die wenigen klaren Treffer der Menzer in Zeitlupe zeigt (und die zahlreicheren klaren Treffer der Gegnerin dezent übergeht), könnte man fast noch zu der Annahme gelangen, daß 96:94 ein gerechtes Urteil sei...
Kentikian - Sahin: Tja, die gute Susi kann nicht boxen. Grottenkampf, der einmal mehr gezeigt hat, wie limitiert Kentikian eigentlich ist. Außer der Workrate bringt sie nichts mit, was der Erwähnung wert wäre: Miese Technik, null Präzision. Sie fing sich dann ja auch ein paar "ordentliche Treffer" ein (der Hauch eines Wacklers lag in der Luft), von einer "punchlosen" Gegnerin, die konditionell nicht mithalten konnte. Sahin merkte man die Pause an, war auch nicht anders zu erwarten. In ihrer "Prime" hätte sie die Kiste wohl geschaukelt. Insgesamt erschreckend schwache Darbietung von Kentikian, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch "exposed" wird, trotz nicht vorhandener Leistungsdichte. Nur schlechter als dieser Kampf war der Kommentator.
Boytsov - Gavern: Warum man an jedes schlagstarke Talent direkt einen Tyson-Vergleich heranträgt, bleibt mir ein Rätsel. Würde Tyson deutsch sprechen und verstehen, würden ihm diese Vergleiche wohl größere Schmerzen bereiten als alle Treffer, die er von Holy je kassiert hat, zusammen. Vermutlich braucht man den Unsinn, um diese Leute in Deutschland besser vermarkten zu können, auch wenn dieses Geschwätz mit der Realität nichts zu tun hat.
Daß selbst ein angeschossener Gavern (sehr lustiger Kerl übrigens) immer mal wieder ein, zwei Hände unterbringen konnte, finde ich bermerkenswert; etwas, das mir schon gegen Maddalone aufgefallen ist. Boytsov ist leicht abzukontern, leicht auszurechnen - nur treffen lassen sollte man sich von ihm halt nicht. Im Oberkörper ist er zu steif (er orientiert sich übrigens an Jones Jr. und Tyson, kein Witz), kein head movement, zuviele Kunstpausen, zuviel Ratlosigkeit. Ich bleibe dabei: Solange Boytsov ungetestet ist, will ich in ihm nicht die "große Hoffnung" sehen, zu der er gerade gepushed wird. Mir egal, was im "Ring" geschrieben steht. Die Anlagen sind da, allerdings können Kämpfe gegen smarte Boxer (oder gute Puncher mit Kinn) in seinem Fall auch anders ausgehen.
Da ich mir diese Sache wegen dem hohen Frauenbox-Anteil nach Comedy-Gesichtspunkten angesehen habe, bin ich da voll auf meine Kosten gekommen. Wäre alles in allem 'ne prima Undercard für Timo vs. Botha gewesen.