Habe mir den Kampf jetzt auch mal angesehen und dabei hinterfragt und versucht gedanklich zu analysieren, wieso genau Ward's Kämpfe meistens zu einer Art Klammerorgie ausarten. Dabei habe ich so einige Feststellungen gemacht.
Distanz, Halbdistanz, infight, clinch - alles hat er überdurchschnittlich gut drauf.
Genau hier liegt der Punkt. Ward hat viele gute Boxerische Eigenschaften. Der Bereich "Halbdistanz" gehört allerdings zu seiner wohl größten Schwäche.
Die Dirty Tactics dienen zum größten Teil dazu, ihm dort die 100%ige Sicherheit zu geben, die er braucht(möchte) und ohne diese Dinge nicht hätte.
Er versucht die Halbdistanz fast schon zwanghaft zu vermeiden bzw. dort so kurz wie möglich zu verweilen.
Je weniger Erfolg er aus der Distanz hat, desto mehr verlässt er sich auf die folgende Taktik.
Wenn er die Distanz verkürzt, hat er meistens die Absicht dem Gegner auf die Pelle zu rücken und ihm dort, mit teils grenzwertigen Mitteln zu frustrieren und ihn in die Rückwärtsbewegung, also wieder raus aus dem Infight zu zwingen und genau auf die Situation zu lauern, wo der Gegner auf der Flucht aus dem Infight(klammergriff) und für einen Moment leicht Treffbar ist und nicht die Übersicht hat, um dann schnell seinen Haken zu setzen. Bleibt der Gegner weiterhin im Infight und wird dort unangenehm, versucht er auch häufig den Gegner kurz zu schupsen, um dann fast gleichzeitig ein Hand hinterherzuwerfen und währenddessen entweder ganz raus oder aber gleich wieder in den Mann zu gehen und das Spiel von vorn beginnen zu lassen.
Der Gegner wird also dazu gezwungen häufig zurückzuweichen und generell sehr viel mit den Beinen zu arbeiten. Da Ward genau auf diese Situation wo der Gegner am verwundbarsten ist wartet, tun ihm logischerweise einige (viele) Gegner diesen Gefallen nicht. Daraus entsteht dann eben die Klammerorgie.
Unterm Strich weiß er aber genau was er im nennen wir es "Infight" tun muss um zu treffen und um so wenig wie möglich getroffen zu werden.
In diesem Bereich hat er auch die Übersicht und Sicherheit, um die Lage vollstens unter Kontrolle zu haben.
Ward kann den Gegner aber nicht längerfristig in der Rückwärtsbewegung abkontern oder potshottend auspunkten. Er hat es einfach nicht gerne wieder rauszugehen, wenn er seinen Treffer und sei es auch nur einen Jab, gesetzt hat, weil er genau in dieser Situation nicht die völlige Sicherheit hat und theoretisch nicht schwer zu treffen wäre. Deswegen wird er an dieser Art zu boxen immer festhalten, weil es für ihn die einzige wirklich sichere Möglichkeit ist, seine Gegner durchgehend beherrschen zu können.
Um diesen Ward besiegen zu können, ist insbesondere ein sehr gutes Auge und die Fähigkeit notwendig, aus quasi jedem Winkel und jeder Lage mit gutem Timing, schnell, präzise und hart abfeuern zu können. Und gerade während ich diesen Satz ausspreche, schießt mir gleich der Name Kovalev durch den Kopf, auf den diese Dinge wohl ziemlich genauso zutreffen.