Das glaube ich nicht. Natürlich hatte Usyk harte Profikämpfe, natürlich hatte er weit über 300 Amateurkämpfe, natürlich ist er näher an der 40 als an der 30. Aber Fury hat die drei Wilder-Kämpfe, Fury war inzwischen acht (?) Mal als Profi am Boden oder wurde angezählt, Fury ist auch schon Mitte 30 und – hier ist der Knackpunkt – Fury hat extremen Raubbau an seinem Körper betrieben. Der Alkohol, die Drogen, das Gewichtsjojo. Das hat meiner Meinung nach alles Spuren hinterlassen.
Er war im ersten Kampf in der vielleicht bestmöglichen körperlichen Verfassung – und trotzdem hat die Kraft, die Ausdauer, nicht gereicht. Und warum sollte Usyk im Rückkampf vom Gaspedal gehen? Er wird wieder Druck machen, Fury wieder mehr beschäftigen als ihm lieb ist. Es ist ja nicht so, als wäre Fury von alleine auseinander gebrochen – das hatte einzig und allein Usyk zu verantworten. Um erfolgreich zu sein, musste Fury in den mittleren Runden unglaublich viel investieren und das schafft er nicht mehr über die volle Distanz, wahrscheinlich nicht mal mehr sechs oder sieben Runden. Hinzu kommt, dass Fury die gegnerischen Schläge nicht mehr so gut nehmen kann wie früher. Das ist zumindest mein Gefühl. Er erholt sich weiterhin wahnsinnig gut und schnell, aber er steckt Treffer nicht mehr gut weg. Das wird auch nicht mehr besser.
Deswegen bin ich mir auch sicher – einen Glückstreffer oder eine Verletzung ausgenommen –, dass Usyk den Rückkampf wieder klar gewinnen wird. Wahrscheinlich sogar vorzeitig. Er weiß jetzt, was im schlimmsten Fall auf ihn zukommt und hat schon im ersten Kampf daraufhin adaptiert und das Duell maximal gedreht. Fury hat natürlich auch neue Informationen auf seiner Festplatte, aber ich glaube nicht, dass er körperlich und technisch darauf eine Antwort finden kann. Usyk ist einfach zu gut und „all wrong“ für Fury.