Olympia-Qualifikation Pyeongchang 2018


Benjamin

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Wie wir aus der Vergangenheit wissen, sind die Kriterien, nach denen die Anzahl der Olympia-Starter berechnet wird, die jedes Land stellen darf, alles andere als einfach. Bei der FIS ist vor wenigen Stunden ein Dokument veröffentlicht worden, in dem das Verfahren für Pyeongchang 2018 erläutert wird. Tatsächlich gibt es ein paar kleine Unterschiede zum System von Sotschi. Die Quelle habe ich nur auf englisch gefunden, ich übernehme daher keine Gewähr für die Richtigkeit meiner Angaben.

Quelle:
QUALIFIKATION SYSTEM FOR THE XXIII. OLYMPIC WINTER GAMES PYEONGCHANG 2018

Starterquotenberechnung für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang​

1. Wettkämpfe

Im Programm stehen bei den Herren zwei Einzelwettkämpfe, davon einer auf der Großschanze, der andere auf der Normalschanze. Außerdem findet wie immer ein Teamspringen statt. Die Damen tragen einen Einzelwettkampf auf der Normalschanze aus. Ein Mixed-Teamspringen taucht weiterhin nicht im Programm auf.


2. Teilnehmerbegrenzung

Das IOC unterscheidet (und das ist neu!) zwischen "competing athletes" (Wettkampfspringern) und "alternate athletes" (Ersatzspringern). Insgesamt dürfen maximal 65 Wettkampfspringer bei den Herren und 35 Wettkampfspringerinnen bei den Damen nominiert werden.
Dabei darf kein Land mehr als 4 Herren und 4 Damen nominieren. In den Einzelwettkämpfen darf kein Land mehr als 4 StarterInnen an den Start bringen. Ein persönliches Startrecht der Titelverteidiger gibt es im Gegensatz zu den Weltmeisterschaften also nicht. Wie viele Starter jedes einzelne Land tatsächlich an den Start bringen kann, hängt hauptsächlich vom Erfolg im Weltcup ab - das genaue Verfahren wird in Abschnitt 4 beschrieben.

Damit nicht aufgrund einer Verletzung die Teilnahme eines Teams am Teamspringen gefährdet ist, darf außerdem jedes Land, das eine Quote von 4 Wettkampfspringern hat, zusätzlich einen Ersatzspringer nominieren. Dieser Ersatzspringer darf an den Trainings teilnehmen; zum Einsatz kommt er aber nur, wenn einer der Wettkampfspringer krank wird oder sich verletzt.

Im Klartext: So wie ich das Dokument verstehe, wird es - anders als bisher - nicht mehr möglich sein, dass ein Trainer das Training abwartet, bevor er sich endgültig entscheidet, wer in der Qualifikation an den Start geht. Es muss bereits vorher feststehen, wer Wettkampfspringer und wer Ersatzspringer ist.


3. Grundvoraussetzungen für die Starter

Alle TeilnehmerInnen müssen vor dem 1. Januar 2003 geboren sein (das ist also die gleiche Altersbeschränkung wie beim Weltcup). Außerdem müssen sie irgendwann in ihrer Laufbahn mal einen Weltcup- oder SGP-Punkt geholt haben oder einen COC-Punkt innerhalb des Qualifikationszeitraums, welchen von Juli 2016 bis zum 21. Januar 2018 geht.


4. Starterquotenberechnung

Zur Berechnung der Starterquoten wird die "Olympic Quota Allocation List" verwendet. Hierzu werden alle Weltcup-Punkte der Saison 2016/17 und alle Weltcup-Punkte, die in der Saison 2017/18 bis zum 21. Januar 2018 gesammelt werden, zusammen gezählt. Ob auch die SGP-Punkte zählen, geht nicht ganz klar aus dem Dokument hervor, der SGP wird zwar nirgendwo erwähnt, andererseits beginnt der Qualifikationszeitraum im Juli...

Man geht nun diese Liste Springer für Springer durch (anfangend beim Besten) und zählt die Springer für jede Nation, um Anzahl der maximal zu nominierenden Springer zu ermitteln. Sobald ein Land die maximale Quote von 4 erreicht hat, werden alle weiteren Springer dieses Landes ignoriert.

Dieses Verfahren wird zunächst fortgesetzt, bis man insgesamt 55 Springer durchgezählt hat (in der Regel dürfte man dann bereits deutlich jenseits des 55. Platzes liegen, da ja einige Springer ignoriert wurden). Sollten zu diesem Zeitpunkt nicht wenigstens 12 Länder eine Quote von mindestens 4 haben, so erhalten zunächst die Länder mit der Quote 3 einen zusätzlichen Quotenplatz, um ein Team stellen zu können (wenn das immer noch nicht ausreichen sollte, um auf 12 Teams zu kommen, werden vermutlich auch Teams mit Quote 2 berücksichtigt usw.).

Anschließend geht die Quotenberechnung weiter wie zuvor (Durchgehen der Liste), bis insgesamt 65 Quotenplätze vergeben sind. Sollte die WRLO zu Ende sein, bevor 65 Quotenplätze vergeben sind, wird die COC-Wertung herangezogen (auch hier die Summe beider Saisons). Korea als Gastgebernation darf auf jeden Fall einen Springer und eine Springerin stellen, so lange sie die Grundvoraussetzungen erfüllen (allerdings nicht automatisch ein Team, das ist auch eine kleine Änderung gegenüber dem letzten Mal).

Bei den Damen ist die Berechnung deutlich einfach - hier geht man die Liste einfach durch, bis - unter Berücksichtigung der ignorierten Damen - eine Quote von 35 Teilnehmerinnen erreicht ist.

Für Damen und Herren gilt: Falls ein Land die ihm zustehende Starterquoten nicht voll ausnutzt, rücken einfach die nächsten Länder auf der Warteliste nach.
 
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Lazergirl

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Im Klartext: So wie ich das Dokument verstehe, wird es - anders als bisher - nicht mehr möglich sein, dass ein Trainer das Training abwartet, bevor er sich endgültig entscheidet, wer in der Qualifikation an den Start geht. Es muss bereits vorher feststehen, wer Wettkampfspringer und wer Ersatzspringer ist.

Sind die Wettkampfspringer dann auch für beide Schanzen festgelegt? Das ist ja echt ätzend. Obwohl man das ja auch umgehen könnte, einer wird dann einfach krank.
 
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Benjamin

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So wie ich es verstanden habe ja. Schlimmer noch: Die Ersatzspringer scheinen wirklich nur im Teamwettkampf zum Einsatz kommen zu dürfen und nicht im Einzel, wenn sich einer der Wettkampfspringer bereits im Training verletzt. Das legt zumindest dieser Absatz nahe:
In the event of injury or illness of a competing athlete during the official training period or individual event competitions, the competing athlete may be replaced by the “P” alternate athlete in the Men’s Team competition.
Ob es möglich ist, sich einfach krank zu stellen, falls sich herausstellt, dass einer der Wettkampfspringer klar schwächer ist als der Ersatzspringer, ist fraglich, da die Jury einem Austausch zustimmen muss:
P alternate athletes can only become competing athletes with the approval of the Jury and as per the conditions outlined in the ‘IOC/PyeongChang 2018 Late Athlete Replacement policy’.
(jeweils Abschnitt H im Kapitel zum Skispringen)

Höchstens, es stehen in dieser "Late Athlete Replacement policy" noch Ausnahmen drin. Oder es regt sich Widerstand bei den Trainern und nationalen Verbänden, so dass diese Regel nochmals geändert wird. Denn aus meiner Sicht bringt diese Regelung nur Nachteile, keinen Vorteil.
 
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Ich hoffe dass möglichst viele Franzosen sich nen Weltcup, coc oder SGP Punkt holen, damit Sie Vllt ein Team stellen können.
 

Kirsten

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Nein, gibt es nicht, siehe Benjamins Beitrag

Sollten zu diesem Zeitpunkt nicht wenigstens 12 Länder eine Quote von mindestens 4 haben, so erhalten zunächst die Länder mit der Quote 3 einen zusätzlichen Quotenplatz, um ein Team stellen zu können (wenn das immer noch nicht ausreichen sollte, um auf 12 Teams zu kommen, werden vermutlich auch Teams mit Quote 2 berücksichtigt usw.).

Sprich, Länder, die nach der ganzen Prozedur keine 4 Springer unter den 65 Springern haben, können eben kein Team stellen. Da allerdings 12 Länder bis auf 4 auffüllen können, sollte das möglich sein für Frankreich
 

tibonius

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Was die Teams natürlich noch vorsichtiger machen wird: Es müssen schon am Montag, dem 29. Jänner 2018, die vier Springer für alle drei Bewerbe genannt werden. Ein Ersatzmann darf zwar auch mit, aber der darf nur im Teamspringen eingesetzt werden, wenn sich jemand der Teamkollegen verletzt oder erkrankt. Das ist 12 Tage vor dem 1. Bewerb.
Tauschen darf man zwar noch so bis Di. und Mi. die Woche drauf - aber auch nur wenn jemand nachweislich nicht an Olympia teilnehmen kann.

Also nix mit 5 und 6 Springern mitnehmen und schauen, wer grad in Form ist.

Ist das echt so? Wer sich den Blödsinn wieder ausgedacht hat :donk:
 
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yeti

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Ist das echt so? Wer sich den Blödsinn wieder ausgedacht hat :donk:

Funktionäre ohne jeden Bezug zur Realität und Ahnung von der Sache.

Sesselfurzer.

:down:

Olympia ist Schrott, sag ich ja schon seit Jahren. Weg damit.
 
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sj441

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Ja, leider. Da der Link:

https://data.fis-ski.com/media/olym...for-olympic-winter-games-pyeongchang-2018.pdf

Die Anzahl der Quotenplätze insgesamt und per NOC findet man auf Seite 16. Es gibt nur höchstens vier pro Geschlecht.

Die Stelle mit dem Ersatzmann findet sich auf Seite 19:

A NOC that has qualified four (4) athletes and is eligible to enter a team for the Men’s Team competition may register one (1) P alternate athlete. This athlete is not part of the NOC athlete quota, but may participate in all Ski Jumping official training sessions for safety reasons.
In the event of injury or illness of a competing athlete during the official training periodor individual event competitions, the competing athlete may be replaced by the “P” alternate athlete in the Men’s Team competition.
 
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Martin_D1

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Olympia ist Schrott, sag ich ja schon seit Jahren. Weg damit.

Wenn ich etwas bei der FIS zu sagen hätte, würde ich den Alpinen Skirennsport und den Nordischen Skisport von Olympia abziehen und statt dessen jedes Jahr eine nordische und eine alpine WM durchführen. Dann würden die Saisonhöhepunkte wenigstens an geeigneten Orten statt finden.
 

sj441

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Wenn ich etwas bei der FIS zu sagen hätte, würde ich den Alpinen Skirennsport und den Nordischen Skisport von Olympia abziehen und statt dessen jedes Jahr eine nordische und eine alpine WM durchführen. Dann würden die Saisonhöhepunkte wenigstens an geeigneten Orten statt finden.
Das wird die FIS mit Sicherheit nicht machen und das wäre auch nicht so eine tolle Idee.
Im Gegenteil: Einen größeren Gefallen könnte die FIS dem IOC gar nicht machen. Manche Leute im IOC hätten am liebsten überhaupt nur Sportarten, die man in Hallen ausüben kann. Dass sich Dubai und Doha für die Spiele bewerben, ist der feuchte Traum manches IOClers.

Siehe auch die Diskussion, den olympischen Abfahrtslauf zu streichen.
 
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Lazergirl

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Ja, leider. Da der Link:

https://data.fis-ski.com/media/olym...for-olympic-winter-games-pyeongchang-2018.pdf

Die Anzahl der Quotenplätze insgesamt und per NOC findet man auf Seite 16. Es gibt nur höchstens vier pro Geschlecht.

Die Stelle mit dem Ersatzmann findet sich auf Seite 19:
Also wenn sich einer von der Normalschanze verletzt dürfen von der Großschanze nur drei starten??? Was ein Schwachsinn.

Aber falls jemand der eigentlich vorgesehenen 4 richtig schlecht sein sollte...ist der eben ganz offiziell krank und im Team startet der eigentliche Ersatzmann. Magen-Darm usw können die kaum anzweifeln.
 

Benjamin

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Wenn ich etwas bei der FIS zu sagen hätte, würde ich den Alpinen Skirennsport und den Nordischen Skisport von Olympia abziehen und statt dessen jedes Jahr eine nordische und eine alpine WM durchführen. Dann würden die Saisonhöhepunkte wenigstens an geeigneten Orten statt finden.
Aber auch aus Sicht der Vermarktung ist das keine gute Idee. Wenn ich mir die Einschaltquoten so ansehe, dann schauen bei den Olympischen Spielen wesentlich mehr Leute zu als bei Weltmeisterschaften. Da würde man sich ins eigene Fleisch schneiden.
 

Rising Sun

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Vor allem sind die Olympischen Spiele nunmal was ganz besonderes für die Athleten , ein Highlight, was viele nur ein-, zweimal pro Karriere erleben dürfen und wonach die gesamte Planung ausgerichtet wird. Und das wird sich nie ändern, egal in welche blöden Länder das IOC es noch vergibt oder was sie sonst alles für einen Schwachsinn verzapfen. Eine nordische WM ist nichts dagegen, mal davon abgesehen dass es eh nie eintreten wird dass der nordische Sport von Olympia abgezogen wird, würde man die Athleten ja nur bestrafen mit sowas und den Sportarten auch in Sachen Nachwuchs den Todesstoss versetzen.
 
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yeti

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Es findet nur deswegen in irgendwelchen komischen Ländern, man könnte auch sagen Diktaturen statt, weil sich demokratische, aufgeklärte Länder vom IOC nicht länger verarschen lassen.

Ne Bedeutung hat das Ganze schon lange nicht mehr, das ist nur noch Kommerz.

Diese OWS sollten ja auch erst in München sein. Ich war damals am Marienplatz, als die Entscheidung gefallen ist und hab mich damals tierisch gefreut!:huepf::huepf::huepf:
 

sj441

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Also wenn sich einer von der Normalschanze verletzt dürfen von der Großschanze nur drei starten??? Was ein Schwachsinn.
Schaut so aus. Ja.

Aber falls jemand der eigentlich vorgesehenen 4 richtig schlecht sein sollte...ist der eben ganz offiziell krank und im Team startet der eigentliche Ersatzmann. Magen-Darm usw können die kaum anzweifeln.
Ich denke, dass das vor Ort von neutraler Stelle überprüft wird. Aber selbst, wenn man was simulieren kann, muss man erst den Springer dazu bringen, das zu tun. Das ist dann eine höchst heikle Sache. Das geht nur, wenn der Springer selbst überzeugt ist, dass er nicht springen sollte und das ist selten der Fall.
 
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Da muss der Springer bestimmt zum IOC-Amtsarzt!

Diese alten Betonköpfe lassen sich ihre schwachsinnigen Regeln doch nicht einfach so kaputt machen!:idee:
 

Kirsten

Moderator Wintersport
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Es findet nur deswegen in irgendwelchen komischen Ländern, man könnte auch sagen Diktaturen statt, weil sich demokratische, aufgeklärte Länder vom IOC nicht länger verarschen lassen.

Ne Bedeutung hat das Ganze schon lange nicht mehr, das ist nur noch Kommerz.

Diese OWS sollten ja auch erst in München sein. Ich war damals am Marienplatz, als die Entscheidung gefallen ist und hab mich damals tierisch gefreut!:huepf::huepf::huepf:

Für dich vielleicht nicht. Aber wie Rising Sun schon sagte, für die Sportler hat eine Olympia-Teilnahme noch sehr viel wert, mehr als die Teilnahme an einer WM
 

Skispringen4Fan

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Die Idee hinter OWS ist schön, die Umsetzung durch das IOC eine Katastrophe.

Außerdem werden mir olypische Erfolge viel zu hoch gehängt. Da bin ich froh das es noch andere große Titel im Skispringen gibt. In vielen Randsportarten ist Olympia ja die gefühlt Einzige. Das man sich in Deutschland da nur auf die Medallienbringenden Sportarten konzentriert ist da nur logisch, aber halt auch sehr sehr schade.
 
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