Was ist Ihnen beim Matchball durch den Kopf gegangen, als der Ball die Netzkante touchierte?
"Ehrlich gesagt, fühlte ich mich ziemlich mies. Aber dann war ich einfach nur erleichtert, dass es vorbei war. Am Ende hatte ich vielleicht etwas Glück, aber insgesamt habe ich gut gespielt. Es war ein tolles Match von uns beiden, vor allem wegen der schwierigen Bedingungen. Der drehende Wind war für uns beide nicht einfach, um unseren Rhythmus zu finden."
Können Sie sich an mehr Ihrer Matches erinnern, die mit einem Netzroller beendet wurden?
"Viele habe ich zumindest nicht auf diese Art verloren, da bin ich sicher. Aber das erste Match, an das ich mich sofort erinnert habe, war ein Finale in Miami gegen Ivan Ljubicic. Ich habe 7:6, 7:6 und 7:6 gewonnen. Es stand, glaube ich, 8:7 im Tiebreak – er hat mit einem harten Ball meine Rückhand attackiert, ich habe den Ball rüber gechippt, das Match war vorbei und das Turnier auch. Ich habe Ivan gerade eine Nachricht geschrieben, dass ich es gar nicht glauben kann, dass das schon wieder passiert ist."
Sie waren in den letzten Wochen sehr erfolgreich. Wie würden Sie Ihre derzeitige Form mit Ihrer Bestform vergleichen?
"Ich denke, ich spiele momentan mein bestes Tennis. Ich weiß nicht, ob man noch sehr viel besser spielen kann. Ich bin sehr glücklich, es in die Medaillenmatches geschafft zu haben. Ich habe jetzt zwei Versuche. Daher habe ich das Match heute auch wie ein Finale betrachtet. Und Sie können sich vorstellen, warum ich jetzt so erleichtert und glücklich bin."
Sie haben gesagt: Wer Wimbledon gewinnt, hat auch gute Chancen, die Olympischen Spiele zu gewinnen. Denken Sie das immer noch?
"Ich will nicht sagen, dass ich mich unschlagbar fühle, aber ich fühle mich gut. Das mit dem Selbstvertrauen ist schon eine komische Sache. Manchmal unterschätzt man, wie entscheidend das ist. Man ist einfach viel ruhiger in den wichtigen Momenten in großen Matches. Man geht raus und glaubt einfach bis zum letzten Punkt daran, dass man gewinnen kann. Hat man dieses Selbstvertrauen nicht, dann zweifelt man vielleicht für einen Moment daran und das kann den Unterschied ausmachen. Aber ich bin auch nicht der einzige Spieler, der momentan Selbstvertrauen hat. Murray hat es, Djokovic auch und del Potro. Das Turnier ist völlig offen. Jeder von uns hat nun gute Chancen, Gold zu gewinnen."
Wie sehen Sie Ihre Partie gegen del Potro?
"Wir haben schon fünf Mal in dieser Saison gegeneinander gespielt, in Paris bin ich in einem harten Fünfsatzmatch noch mal davon gekommen. Ich bin nicht überrascht, dass er ins Halbfinale gekommen ist, er spielt eine sehr gute Saison bisher. Er hat sich die Auslosung hier zunutze gemacht und dabei überzeugt. Ich werde mein bestes Tennis spielen müssen. Er ist ein hochgewachsener Spieler mit einem enormen Aufschlag, darauf bin ich gefasst. Und das macht es besonders heikel auf einem so schnellen Untergrund wie Rasen. Und ich habe sicherlich nicht vergessen, das er mich in dem wichtigsten Match, das wir gespielt haben – das Finale der US Open – geschlagen hat."
In den Medien wurde berichtet, dass Stanislas Wawrinka am Abend vor Ihrem Doppelmatch bis 2 Uhr morgens im Schweizer Haus gewesen sein soll. Wie kommentieren Sie das?
"Es ist alles in Ordnung. 2 Uhr ist nicht 6 Uhr, wir gehen immer eher spät ins Bett. Und ich weiß, dass er nicht bis um 2 Uhr dort gewesen ist. Ich bin ziemlich enttäuscht über diese Berichte, sie stimmen einfach nicht. Ich denke, er hat ein gutes Doppel-Match gespielt, und das ist alles, was mich daran jetzt interessiert."
Wie verbringen Sie Ihre Zeit abseits des Turniers? Können Sie auch ein paar andere Wettkämpfe anschauen?
"Es ist schwierig, ich habe Einzel und Doppel gespielt. Und ich laufe ja nicht los, schaue mir Volleyball am Earl's Court an, komme zurück und spiele wieder. Ich wünschte, das würde so gehen. Ich denke, ich werde bis um 6 Uhr morgens feiern, dann zurückkommen und Einzel spielen (lacht). Nein, im Ernst, ich war einfach zu beschäftigt und bin die meiste Zeit hier geblieben. Es ist nicht wie in Wimbledon, wo man nur alle zwei Tage spielt und auch mal in die Stadt gehen kann. Ich wünschte, ich könnte mir mehr von den anderen Sportarten ansehen, aber dafür ist keine Zeit. Das hier ist eine Chance, die man nur einmal im Leben hat und alle Spieler sind völlig darauf konzentriert. Nur das Turnier zählt."
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