Heute recht langweilige Vuelta-Etappe mit Option Sprint, aber mit dem Zielort
Zaragoza. Dort war ich schon mal, aber habe seit meinem 1. Besuch ein
Zaragoza-Verbot in einer potentiellen Fahndungsakte und mich seitdem nie wieder dahin getraut.
Dank der Eurosport-Übertragung
durfte ich heute wenigstens via TV endlich noch mal wieder dahin.
In dieser spanischen Großstadt war ich zusammen mit Kumpels während einer Interrail-Tour circa Anfang der 1980er regelrecht gestrandet. Ohne Geld. Die Story habe ich zu anderem Anlass und im Radsportforum schonmal erwähnt bzw. grob zusammenfassend berichtet. Soweit ich mich an sämtliche Details noch erinnern kann, hatte das Stadt-Verbot diesen Ursprung:
Wir wollten von Barcelona über Madrid nach Lissabon und dann nach Lagos, wo wir in irgendeiner Woche mit anderen Leuten grob verabredet waren.
Im HBF Barelona fragten wir in bröckeligem Spanisch einen Schaffner, ob wir mit unserem Interrailticket auch diesen schicken
Rapido Talgo nutzen durften, der zur Abfahrt nach Madrid bereit stand. "Niente Supplemento?" Nö, kein Problem, hieß es seitens des Schaffners.
Der dann nach Abfahrt auch irgendwann durch die Abteile ging, um die Tickets zu überprüfen. Wir überreichten ihm unsere Interrail-Tickets und er kassierte sie sofort ein. Dieser Zug sei zuschlagspflichtig und die Tickets bekämen wir erst wieder, wenn wir den fälligen Zuschlag bezahlen. Wir hatten zwar kaum Bargeld in Peseten, mussten diese zwecks Rückgabe der Tickets aber opfern und selbst das reichte nur bis zum nächsten Bahnhof Zaragoza, dort mussten wir den Zug verlassen.
Wir beschwerten
uns nach dem Rauswurf sofort beim Bahnkommissariat bei der englisch sprechenden Leitung über diesen korrupten Beamten in ihren Reihen.
Anschließend wollten wir in Zaragoza neues Geld über Euro-Schecks besorgen, doch es war Sonntag und sämtliche Banken hatten geschlossen.
Wir warteten also ohne auch nur 1 mickrigen Peseta in der Tasche
am Bahnhof Zaragoza auf den nächsten erlaubten Zug nach Madrid und wurden von örtlichen Freaks zum Rotwein-Saufen eingeladen. Das Angebot nahmen wir gerne an.
Wir teilten verbliebenes Essen und Trinken und wir konnten selbst nur paar verbliebene kümmerliche Francs dazu beitragen, damit die Rotweinflaschen wieder aufgefüllt wurden.
Dann kam der Bahnkommissar und warnte uns, dass wir einen "anderen Kontakt" (als mit diesen Leuten) pflegen sollten, doch gefiel uns das Rotwein-Angebot besser als sein Angebot.
"Diese Freaks sind die nettesten Leute, die wir in Zaragoza angetroffen haben!" So in etwa dürfte unsere Antwort auf diesen Deal (gleich no Deal) ausgefallen sein.
Nach ein paar Runden Wein tauchte der Kommissar erneut auf. Diesmal mit einem Trupp
Guardia Civil mit Gewehren samt aufgepflanztem Bajonett im Anschlag und wir wurden unter Androhung von Waffengewalt abgeführt. In die Amtsstube des Kommissars, bei dem wir uns über den korrupten Schaffner beschwert hatten.
Er entließ uns unter der Auflage "
Zaragoza-Verbot!"
und wir mussten diesen ungastlichen Ort mit dem nächsten Zug verlassen. Ich glaube, einen Zug hatten wir über späteres Rotwein-Frustsaufen sogar verpasst, doch für den nächsten hat es zum Glück gereicht. Der war so marode, dass er zwischenzeitlich mitten in der Pampa verreckte.
Immerhin keine Guardia Civil mit aufgeplanztem Bajonett.
Von Zaragoza ist mir daher nur der Bahnhof, der Vorplatz, die Straßen bis zum ersten Bankinstitut und das Kommissariat in Erinnerung.
Seitdem war ich nie wieder dort. Ich weiß ja nicht, ob das Zaragoza-Verbot immer noch gilt.
Das Expo-Gelände 2008 sieht ziemlich cool aus.