Zur Verlängerung im Wettkampf:
Dass man in Planica nicht bei 215m verkürzt, sollte jedem hier klar sein.
Man wird wohl immer fokussieren, dass die Besten so zwischen 220m und 230m springen, solange es die äußeren Bedingungen zulassen werden, da die Neigung nach dem Hillsize durch die Buddelei nahezu gleichbleibend ist.
Wenn man ein wenig Ahnung von Thermik hat, dann weiß man, dass Sonneneinstrahlung Luftmassen erwärmen, die ihrerseits aufsteigen und damit einen Hangaufwind entstehen lassen. Sollte aber die Sonneneinstrahlung abnehmen bzw. der Hang gänzlich in den Schatten kommen, dann erkalten die Luftmassen. Deswegen werden sie schwerer als die Umgebungsluft und sinken ab, was den Rückenwind am Abend bildet.
Dieses System wird im Bergland durch die schiefen Oberflächen (Hänge) und die kahlen Oberflächen, also die schroffen Felsen verstärkt, da sich diese schneller erhitzen können. Jeder wird das merken, wenn er im Sommer einmal ins Gras fasst und dann an einen Stein, der ungeschützt in der Sonne liegt. Der Stein wird nämlich deutlich wärmer sein, als das Grün.
Die Wetterlage war heute so, dass Hochdruck das Wetter im gesamten Alpenraum bestimmte. Es war trocken, es gab keine Wolken. Außerdem waren keine Wetterumschwünge zu erwarten und die horizontalen Windbewegungen, die von der Großwetterlage gesteuert wurden, waren auch minimal. Das heißt, dass ausschließlich das Berg-Tal-Windsystem und die durch die ganztägige und ungetrübte Sonneneinstrahlung entstehende Thermik maßgeblich waren.
Da im ersten Durchgang die Sonne hinter dem Berg verschwand und der Hang in den Schatten geriet, war damit automatisch klar, dass der Aufwind nach einer kleinen Zeitverzögerung (30 Minuten bis 1 Stunde) erlöschen würde und Rückenwind einsetzen würde bzw. die Tangentialwindkomponente des Seitenwinds, der übrigens auch durch das Berg-Tal-Windsystem entsteht, mehr in Rückenwindwerte übergeht.
Diese Erläuterungen, die ich gerade äußerte, kamen auch zum tragen. Die etwas turbulenteren Aufwindbedingungen im Sonnenschein wichen den ruhigeren Rückenwindbedingungen.
Sowas ist kategorisch unverrückbar und immer gültig. Die Erklärung ist deshalb auch der Grund, warum Planicawettkämpfe immer am späten Vormittag stattfinden. Die oben angesprochenen Gründe führen nämlich wegen der stärkeren Aufwärmung durch die Sonne am Hang zu aufsteigenden Luftströmungen, also Aufwind. Und diese Bedingungen sind am Vormittag noch stabil, weil die Sonne noch nicht zu stark reinknallt und die Umgebungsluft noch relativ kühl ist, weswegen die Windbewegungen noch nicht zu stark sind. Aber das ist ein anders Thema.
Jedenfalls verstehe ich wegen der oben angesprochenen Problematik nicht, warum man nicht VOR dem 2. Durchgang den Anlauf verlängert hat. Solche meteorologischen Abläufe sind unverrückbar und kommen immer zum Tragen, wenn die Sonne unter ruhigen Bedingungen wie heute scheint. Man wusste bzw. muss als Verantwortlicher wissen, dass sich Rückenwind an einem ruhigen Tag im Schatten einstellt, sobald die Sonne hinter den Bergen verschwindet.
Jeder, der Skispringen eine längere Zeit beobachtet, kommt zur selben Beobachtung.
Warum hat man also nicht vorher verlängert?