Darum geht's doch, du Genie. Waldi muss sich mit solchen Gegnern gar nicht erst herumplagen.
Seine Gegner sind ausnahmslos langsamer, unbeweglicher und haben eine geringere Workrate. Das ist halt das Schwergewicht, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen. Trotzdem fällt es ihm natürlich prinzpiell leichter, Schläge kommen zu sehen, als es irgendeinem Weltergewichtler fallen kann. Die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt nämlich nicht mit er Körpermasse zu.
Umso bemerkenswerter ist es, daß Floyd kaum mehr getroffen wird, obwohl er Gegner hat, die mehr und schneller schlagen
Mayweather ist natürlich beweglicher, schneller, ausdauernder. Wenn man ihn sich als Schwergewichtler vorstellt, dann kommt ein ebenfalls herausraugender Sportler bei raus, aber eben mit den Verhältnissen für das Schwergewicht. Ähnlich verhält es sich wenn man sich Wladimir als Welter vorstellt. Man sollte das, wie schon erwähnt, in Relation zum Körpergewicht sehen. Für einen Schwergewichtler ist Wladimir ein überragender Mann. Bei Maidana hingegen ist erkennbar, dass er koordinativ und technisch Defizite hat, die im Schwergewicht deutlich schwerer ausfallen könnten. Davon abgesehen gäbe es auch kein Grund ihm eine überragende Physis zuzubilligen. Möglicherweise wäre er mit diesem Stil auf höchster Ebene also nicht mehr effektiv.
Ansonsten spielt hier die Reaktion, Antizipation bzw. die Wahrnehmung auch eine sehr große Rolle, eine noch größere als die reine Schnelligkeit. Diese ist im Schwergewicht sicher nicht besser, aber eben auch nicht zwingend schlechter als in unteren Gewichtsklassen. Somit relativiert sich das ganze auch etwas.
Floyd kontert bei weitem nicht nur. Ja, Waldemar kontert maximal 5 Mal pro Kampf, da kommt es einem schon so vor, wenn Floyd das 5 Mal pro Runde macht. Trotzdem gewinnt er seine Kämpfe gerade WEIL er dem Gegner spätestens ab Runde 4 permanent zuvor kommt.
Kontern sollte man bestenfalls immer wenn es möglich ist, man kann auch als Angriffsboxer kontern, den Konter kontern usw. Das ist ein erheblicher Bestandteil der Wahrnehmung, Antizipation bzw. das was die Ringintelligenz ausmacht.
So offen boxt Maidana gar nicht. Um den zu treffen, muss man schon mitschlagen.
Was Mayweather übrigens kaum einmal getan hat.
Dass Mayweather auch offensiver boxen kann habe ich nie bestritten. Nur eben auf seine Weise, im Rahmen seiner Möglichkeiten. Dies gehört nunmal nicht zu seinen großen Stärken, was man auch zuletzt gegen Maidana sehr gut sehen konnte. Er studiert die Gegner zunächst ein, achtet verstärkt auf Bewegungsmuster, Reaktionen etc., um zu wissen wie weit er gehen kann. Dennoch lässt er dabei einiges liegen, weil er erst dann agiert wenn er weiß dass er den Gegner durchschaut hat. Es gibt aber auch Boxer, bei denen das antizipieren eher unbewusst geschieht, was gewisse Vorteile mit sich bringen kann. Man kann eher an seine Grenzen gehen und den Gegner stärker in die Passivität drängen. Die Grenzen sind hier fließend und die Unterschiede können minimal sein. Dennoch kann das einiges ausmachen.
Es kann aber auch sein, dass diejenigen gerade dann wenn sie selbst zum handeln gezwungen werden, zu wenig aus dem Unterbewusstsein heraus agieren und sich dann in den Details verlieren. Es hat Vorteile Dinge bewusst zu tun. Allerdings kann dies wertvolle Zeit kosten, in der man den Augenblick, den Moment nicht lebt, was die Nachteile dessen erschweren kann. Das optimale ist, Bewusstsein und Unterbewusstsein in gesundestem Maße zu vereinen, was aber vielleicht auf kaum jemanden zutrifft.
Bei Wladimir geschieht dieser Berechnungsprozess tendenziell etwas schneller. Er kann direkt in die Offensive gehen, während z.b Mayweather gedanklich noch damit beschäftigt ist abzuwägen was er tut. Er hat im Grunde auch gute Fähigkeiten zu kontern. Er macht dies nur sehr selten weil er seiner Sicherheitsschiene treu bleiben möchte. Gewisse Dinge zeigt er kaum noch, und es mag sogar sein dass manche seiner Fähigkeiten bereits abgestumpft sind weil er die Dinge seit Ewigkeiten lieber anders löst. Ich denke aber trotzdem dass er zu mehr in der Lage ist, als er in seinen Kämpfen in der Regel zeigt. Das blitzt hin und wieder auch mal auf, wenn es die Situation erfordert. Man sollte sich von den restlichen Dingen nicht zu sehr ablenken lassen.
Dafür fällt das Kartenhaus von Wladimir leichter zusammen, wenn die Dinge mal nicht so laufen wie er es wollte. Dann verliert er sich zwischen bewusstem und unterbewusstem agieren. Mayweather ist da ausgeglichener. Er kann wenn nötig auch immer mal im Defensiv-Modus agieren und schnell wechseln, das verschafft ihm insgesamt mehr Flexibilität.
Aber du willst doch nicht behaupten, daß Russel Westbrook, LeBron James, Kobe Bryant, Tyson Chandler, etc.. beim Boxen nicht genug skills an den Tag legen würden?!
Möglicherweise schon. Aber eben mit den Verhältnissen an Schnelligkeit, Beweglichkeit etc. ihrer Gewichtsklasse.