Nach der Beinahe-Meisterschaft in 2013/2014 folgte in der letzten Spielzeit die zu erwartende Rückkehr zur „Normalität“ an der Anfield Road. Platz 6 sprang am Ende der Saison heraus, nichts war es mit einer weiteren Champions League-Qualifikation. Die Suarez-Millionen, so muss man sich im Nachhinein eingestehen, waren leider nicht besonders gut investiert, auch wenn man mit Emre Can durchaus eine positive Überraschung unter den Neuzugängen verbuchen konnte. Er war leider auch der einzige mit merklich positivem Impact.
Adam Lallana war zu unkonstant, genauso wie Dejan Lovren und Alberto Moreno. Lazar Markovic merkte man noch an, dass er sowohl körperlich als auch taktisch noch nicht reif für die wohl beste Liga der Welt ist. Über Mario Balotelli verlieren wir hier mal lieber gar kein Wort. Hinzu kam der Langzeitverletzte Daniel Sturridge, sodass im Endeffekt vom Supersturm aus Sterling, Sturridge und Suarez nur noch Ersterer übrig blieb. Allerdings erhielt er bis auf Coutinho in der Offensive keine Unterstützung, sodass man gerade in der Offensive oftmals große Probleme hatte, mal mehr als zwei Tore (es gelang nur fünf Mal) in einer Partie zu erzielen.
Ein Lichtblick war dennoch die Phase zwischen dem 17. und dem 29. Spieltag, als man kein einziges Spiel verlor und sich zuweilen durch gute adjustments von Rodgers wieder ins Gespräch um die CL-Plätze brachte. Letztendlich verliefen aber die restlichen neun Spiele zu schlecht und man konnte lediglich zwei weitere Siege einfahren, womit man am letzten Spieltag durch ein desolates 1:6 bei Stoke City sogar noch den 5. Rang an Tottenham abtreten musste.
Auf all diese Geschehnisse hat man, zumindest auf dem Papier, reagiert. Insgesamt geschätzte 105,00 Mio. € wurde ins Team investiert, gleichzeitig wurden 68 Mio. € eingenommen.
Klublegende Steven Gerrard sowie der wohl derzeit begehrteste englische Spieler, Raheem Sterling, verließen den Verein Richtung Los Angeles bzw. Manchester. Für letzteren erhielt man trotz andauerndem Hick-Hack umgerechnet noch gut 60 Millionen Euro.
Die Offensive schaut derzeit dennoch besser als noch in der vergangenen Saison aus. Mit Roberto Firmino wurde ein weiterer Kreativspieler verpflichtet, der zuvor in der Bundesliga bei Hoffenheim konstant starke Leistungen zeigte und durchweg bester Spieler im Team von Trainer Markus Gisdol war. Die Sterling-Millionen wurden letzten Endes tatsächlich in Stürmer Christian Benteke reinvestiert, der auch noch dringend benötigt wurde. Nebenbei verpflichtete man bereits zu Beginn des Transferfensters Danny Ings ablösefrei vom Absteiger Burnley und erhielt Divock Origi, den man bereits im Vorjahr gekauft hatte, von seiner Leihe zu Lille.
Für Steven Gerrard, dessen Abgang jeder Fanseele nur weh tun kann, kam James Milner von Manchester City und zeigte bereits in der Vorbereitung, dass er ein absolutes gutes Niveau mitbringt und der Mannschaft definitiv helfen kann, ob im zentralen Mittelfeld oder als Außenbahnspieler.
Der Vierte namhafte Neuzugang kommt dann (mal wieder) aus Southampton. Rechtsverteidiger Nathaniel Clyne wird ab nächster Saison an der Anfield Road versuchen, seine definitiv vorhandene Qualität auf den Platz zu bringen.
Auf der Trainerposition blieb trotz einiger, vor allem nach dem 1:6 in Stoke laut werdender Kritik, alles beim Alten. Auch in der kommenden Spielzeit wird Brendan Rodgers die Fäden bei Liverpool in der Hand halten, was ich persönlich auch für eine gute Entscheidung halte. Gute Alternativen sind auf dem Trainermarkt einfach rar gesät und auch von Neu-Madrid-Coach Rafa Benitez (Gerüchte gab es ja), der ja schon einmal bei Liverpool die Bank hütete und 2005 sogar die Champions League gewinnen konnte, wäre ich nicht überzeugt gewesen. Einzig Jürgen Klopp wäre verdammt interessant geworden, aber letztendlich schien ein Trainerwechsel auch zu kaum einem Zeitpunkt eine ernsthafte Diskussion zu sein.
Zugänge:
Roberto Firmino (Hoffenheim), Christian Benteke (Aston Villa), Danny Ings (Burnley), Nathaniel Clyne (Southampton), Divock Origi (OSC Lille), Joe Gomez (Charlton Athletic), James Milner (Manchester City), Ádám Bogdán (Bolton Wanderers)
Abgänge:
Raheem Sterling (Manchester City), Steven Gerrard (Los Angeles Galaxy), Iago Aspas (Sevilla), Glen Johnson (Stoke City), Sebastián Coates (Sunderland), Ricky Lambert (West Bromwich Albion), Javier Manquillo (Olympique Marseille)
Manager: Brendan Rodgers
Seit der Saison 2012/2013 ist Rodgers nun mehr bereits bei den Reds angestellt. Der 39-Jährige schaffte dabei in seiner zweiten Saison fast die Sensation, nach 24 Jahren wieder eine Meisterschaft an die Anfield Road zu bringen, bevor man sich aber letztendlich doch Manchester City wenige Spieltage vor Schluss geschlagen geben musste. Zuvor stand Rodgers bei Watford, wo seine Karriere 2008 begann, Reading und Swansea an der Linie und schaffte mit den den „Swans“ in der Saison 2010/2011 den Aufstieg in die Premier League, die sich seitdem immer besser etablieren konnten. In Liverpool besitzt Rodgers noch einen Kontrakt bis 2018. Trotz des eher durchwachsenen letzten Jahres zählt er für mich zu den besten Trainern der Premier League, was er bereits auch mehrfach bewiesen hat.
Player(s) to watch: Roberto Firmino/Christian Benteke
Mit beiden Spielern stellte man zum jeweiligen Zeitpunkt einen Rekordtransfer auf die Beine, was die Ablöse anbetrifft. 41 bzw. 46,5 Mio. € wurden für die beiden gezahlt, die nun der Offensive der Reds zusammen mit Coutinho wieder neues Leben einhauchen sollen. Überzeugen konnten sie bereits bei ihren jeweiligen Stationen zuvor, nun gilt es den nächsten Schritt zu schaffen. Ich für meinen Teil bin sowohl von Firmino, der bei der TSG einfach überragend war, und Benteke sehr angetan.
Prediction: 5.
Die Top-4 bestehend aus Chelsea, City, Arsenal und United scheint relativ sicher, da diese einfach insgesamt noch ein Stückchen besser und tiefer besetzt sind. Dahinter streitet man sich mit Tottenham aller Voraussicht nach um den 5. Platz. Allerdings ist bei gutem Verlauf der Saison auch deutlich mehr möglich, da der Kader definitiv viel Potenzial und deutlich mehr Qualität als noch im Jahr zuvor aufweisen kann. Wichtig wird es sein, mehr Konstanz in die Leistungen zu bekommen und, im Fall der eintreffenden Vorhersage meinerseits, den Abstand zur Top-4 nicht zu groß werden zu lassen, sondern im besten Fall eine Top-5 daraus zu machen. Schlechter als Platz 6 wird man wohl eher nicht abschneiden, hoffe ich zumindest, denn dafür besitzt man dann wiederum wirklich viel zu viel Qualität im Kader.
Das Ziel der Reds wird wohl die Qualifikation für die Königsklasse, also mindestens der 4. Platz, sein. Diesen Anspruch sollte man auch haben und vor allem haben dürfen. Realistisch ist das allemal, aber auf dem Papier ist man Stand jetzt eher ein Kandidat für die Euro League-Qualifikation.