Eigentlich sollte ich für ne Klausur lernen ... aber ich hab keinen Bock. Gute Gelegenheit also Prognosen-Gedanken in Prognosen-Text umzuwandeln.
Diese Woche gibts interessantes. Damit kommt das Boxjahr nun in Fahrt, während der Winter (hierzulande) noch einmal kurz seinen vielleicht letzten eisigen Hauch der Saison aushaucht.
Nicolai Valuev vs Serguei Lyakhovich
Bei Valuev wird mittlerweile vor jedem Kampf groß erzählt, dass diesmal alles anders und alles neu und besser und überhaupt werden würde. Naja ... aber mittlerweile rechnet man damit nicht mehr wirklich. Die Zeiten, als Valuev gegen Leute wie Bango und Vidoz seine besten Leistungen abrief scheinen vorbei zu sein. Wirklich souverän sah er in jüngerer Vergangenheit nur gegen Beck und Barrett aus. Bei Beck war das kein großes Wunder ... jener hat nunmal keine Defensive. Und Barrett ... tjoa ... da musste sich Valuev erst nen Heumacher einfangen, damit er aufwachte und locker wurde.
Denn das scheint mir Valuevs Problem zu sein, in letzter Zeit wirkt er im Ring gerne mal verkrampft und unsicher. Dann kommen die Schläge nur geschoben, die Workrate sackt ... usw.
So mag es auch eine Frage sein, wie der sanfte Riese mental drauf sein dürfte. Also ob er das Gefühl hat "es läuft, mit dem komm ich klar", oder ob er nen ratlosen bis frustrierten Eindruck macht.
In den letzten Kämpfen hat man dabei auch den Eindruck bekommen, dass Valuev mit Rechtsauslegern nicht parat kommt (wie z.B. auch Ricky Hatton). Immer wieder geht da mal ein linker Haken über Valuevs hängende Schlaghand. Nun, Lyakhovich ist kein Rechtsausleger, aber er hat nen linken Haken in petto, der Brewster auch zugesetzt hat. Doch Brewster hat ganz andere physische Parameter als Valuev. Da könnte man schon eher den Kampf mit Shannon Briggs als Maßstab für Lyakhovich nehmen.
Der Kampf hat auch gezeigt, dass Lyas Leistungen schwanken können. Die Ringintelligenz die er im Brewster-Kampf besaß, als er in der 7ten Runde sich eine Pause auf dem Knie gönnte, besaß er gegen Briggs nicht, als er sich in der letzten Runde - genügend führend - richtig schön in Abschussdistanz bewegte, als würde er geradezu KO geschlagen werden wollen.
Bei seinen kurzen Ärmchen darf man sich natürlich schon fragen, wie Lyakhovich ordentlich zu Treffern kommen will. So wie Chagaev zu agieren hat er wohl nicht drauf. So wie gegen Briggs zu arbeiten wird wohl nicht reichen. Valuev hat zwar nicht die "One-Punch-Power" eines Briggs, aber dafür schlägt er pro Runde ein vielfaches mehr und gerät nicht schon außer Puste, sobald er von seinem Hocker in der Ecke aufsteht.
Zudem spricht gegen Lyakhovich, dass er seit der schmerzhaften Niederlage gegen Briggs nicht geboxt hat und es daher schon erstaunlich ist, dass er in der WBA-Rangliste nicht nach unten gerutscht ist. Das hat er wohl dem Faktor zu verdanken, dass sich dahinter Ruiz und Bidenko auch keine Beine ausgerissen haben. Man kann relativierend argumentieren, dass Lyakhovich vor dem Brewster-Kampf auch lange nicht geboxt hat und dann (wohl dank wedelnder Geldscheinchen) plötzlich in der WBO-Rangliste auftauchte. Aber damals hatte er zwischenzeitlich sich fit gehalten, weil er z.B. einen WM-Kampf mit Byrd in Aussicht hatte. 2007 hingegen hat man von Lyakhovich so ziemlich garnichts gehört ... da kann sich schonmal Ringrost durch die Handschuhe fressen.
Wenn Valuev gut aufgelegt ist und die Zusammenarbeit mit Zimin wider Erwarten nun nach etwas Eingewähnungsphase Früchte tragen sollte, dann wird es schwer für Lyakhovich. Er müsste eine absolute Top-Leistung abrufen und mir erscheint es zur Zeit fraglich, ob er das kann. Er kann zwar große Leute mit großer Reichweite schlagen, das hat er zu Amateur-Zeiten gegen Audley Harrison gezeigt ... aber Valuevs Kopp liegt noch einige Zentimeter weiter oben.
Ich kann mir vorstellen, dass Lyakhovich den ein oder anderen guten Treffer erzielen wird, aber nichts was Valuev so beeindrucken wird, wie Brewster. Vielleicht schafft er es den Kampf etwas enger zu gestalten, aber insgesamt glaube ich nicht, dass von ihm genug kommen wird um den stets freundlichen Valuev ein Schnippchen zu schlagen.
Nebenbei bemerkt: Die Undercard ist insgesamt sehr mau und zusammen mit dem Hauptkampf - der mächtig viel Potenzial für ne langweilige Nummer bietet - hat man Grund genug nicht nach Nürnberg zu fahren.
Valuev UD12 (so im 115:113/116:112-Bereich)
Alles was sonst noch so interessantes dieses Wochenende ist, beschränkt sich so ziemlich auf die Arum/DiBella-Card in Vegas.
Fernando Montiel vs Martin Castillo
Castillo hat zwar auch schon ne etwas längere Titelerfahrung, aber seit er seinen WBA-Gürtel an Nashiro verloren hat, hat er keine großen Erfolge mehr feiern dürfen. Von Montiel hab ich zwar auch noch nix gesehen, aber trotzdem glaube ich, dass er seinen Titel halten wird.
Montiel TKO11 Castillo
Cristian Mijares vs Jose Navarro
Die Tatsache, dass gleich 2 WM-Kämpfe einer Gewichtklasse auf einer Card stattfinden, könnte die Vermutung aufkommen lassen, dass es hier mal zu ner Titelvereinigung kommen könnte. Wäre nicht schlecht, denn unterhalb des Superfedergewichts haben selten genügend Boxer eine Popularität um jeweils andere Titelträger zu einem Vereinigungskampf zu überreden.
Wenn man bedenkt, wie Mijares so unheimlich beeindruckend und deutlich HBOs Darling Jorge Arce auseinandergenommen hat, dann ist es wirklich enttäuschend, was er danach geboxt hat. Insbesondere der schei.ße schlechte Franck Gorjux, der schlechter als Beyers Colabunny und Sturms Zuckerrübe zusammen war ... Mann oh Mann.
Jose Navarro ist da schon ne deutliche Steigerung. Zwar hat Navarro eigentlich keine großen Erfolge vorzuweisen, aber man darf doch bedenken, dass der ein oder andere meinte dass Kirilov in Moskau gegen Navarro (Kampf um den vakanten IBF-Titel), die knappe Nummer dank Heimbonus gewonnen hat.
Wie auch immer. Mijares ist zur Zeit mächtig gut und hat auch Potential für weiter nach oben (also Beachtung in P4P-Listen bei guter geschlagener Gegnerschaft). Ich denke er wird klar gewinnen.
Mijares UD12 Navarro
zu Pavlik-Taylor-II schreib ich ein andernmal ... is scho spät.