Saisonfazit 2022/23


Benjamin

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Vielleicht findet sich ja jemand, der einen Saisonfazitthread eröffnet. Im vergangenen Jahr hat mir das ein wenig gefehlt.

Ich will die Anregung von @Hakuba mal aufgreifen und mich an ein kleines Saisonfazit wagen. Anfangen werde ich mit dem Team, das mir am meisten am Herzen liegt, aber auch zu den anderen werde ich ein bisschen was schreiben.

Deutschland

Aus deutscher Sicht war das natürlich eine eher mäßige Saison. Auffällig war vor allem, dass man eigentlich die gesamte Saison hindurch nicht mit der absoluten Weltspitze mithalten halten konnte. Ausnahmen gab es eigentlich nur auf zwei Schanzen: Lake Placid, als Andreas Wellinger zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder einen Weltcupsieg holen konnte - und die Normalschanze bei der WM, wo es gleich zwei Einzelmedaillen für den DSV gab, und natürlich gemeinsam mit den Damen den Mixed-Titel. Rasnov würde ich hier ausklammern, weil dort aufgrund der Abwesenheit der gesamten Weltspitze kein echter Vergleich möglich war. Aber auf allen anderen Schanzen war deutlich sichtbar, dass das Spitzenquartett bestehend aus Granerud, Kraft, Kubacki und Lanisek auf einem ganz anderen Niveau war. Und auch der fünfte Platz im Nationencup spricht hier eine deutliche Sprache.

Nun muss man natürlich immer aufpassen, dass man nicht undifferenziert alles schlechtredet, nur weil das Gesamtbild negativ war. Denn natürlich gab es auch im deutschen Team durchaus ein paar Lichtblicke. Am ehesten wäre da natürlich Andreas Wellinger zu nennen, der es wirklich geschafft hat, sich nach seinem langen sportlichen Tief, das er nach seinem Kreuzbandriss durchlebt hat, wieder aufzurappeln und ein paar wirklich gute Ergebnisse einzufahren. Positiv ist auch, dass endlich mal sogar mehrere jüngere Athleten etwas deutlich an die Tür zum Weltcup geklopft haben - vor allem natürlich Philipp Raimund, aber gegen Ende der Saison auch Justin Lisso und Felix Hoffmann. Hoffnung macht das vor allem für die Zukunft, denn unsere Topspringer werden nicht jünger.

Nur ist es leider so, dass eine Verbesserung eines Sportlers von den Top 50 in die Top 25 nicht so deutlich wahrgenommen wird, obwohl es ja eine starke Leistung ist. Um so besser sichtbar ist es hingegen, wenn ein Sportler sich aus den Top 3 in die Top 15 verabschiedet - und das war letztlich in dieser Saison das Hauptproblem: Die beiden Springer, die in den letzten Jahren die Top-Ergebnisse erzielt haben - Markus Eisenbichler und vor allem Karl Geiger - sind in dieser Saison deutlich zurückgefallen. So haben die Spitzenplatzierungen größtenteils gefehlt, und das konnte keiner von den anderen ausgleichen - nicht Stefan Leyhe, nicht Pius Paschke und auch nicht Constantin Schmid, von dem man es sich eigentlich schon seit Jahren erhofft, dass ihm mal der nächste Schritt noch weiter in die Weltspitze gelingt. Aber wenn man seine Sprünge anschaut, die von der Normalschanze wunderbar funktionieren, von der Großschanze oder gar von der Flugschanze aber nicht so gut, dann macht er eigentlich immer noch das falsch, was man ihm schon vor zwei oder drei Jahren angekreidet hat.

Heißt es nicht eigentlich immer, der DSV hätte so viel Einfluss? Dann sollte er den vielleicht mal geltend machen, um ein paar Normalschanzen mehr in den Weltcup zu bringen. Den deutschen Ergebnissen würde das bestimmt nicht schaden. ;)

Hier gibt es noch einen Artikel zur Saison der Deutschen:



Norwegen

Da kann man letztlich nur neidvoll nach Norwegen blicken - denn Halvor Egner Granerud war zweifellos der Springer des Jahres. Die wichtigsten und sportlich wertvollsten Titel hat er sich gesichert: Den Gesamtweltcup und die Vierschanzentournee - und als Bonus hat er auch noch als erster Norweger die Raw Air gewonnen. Eine kleine Niederlage war höchstens die WM, wo er erneut wie vor zwei Jahren ohne Einzelmedaille geblieben ist. Aber das ein oder andere Ziel muss ja auch für die Zukunft noch bleiben.

Alles sah allerdings auch bei den Norwegern nicht rosig aus. Der nordische Kombinierer Graabak, der ja - um es freundlich auszudrücken - nicht auf den Mund gefallen ist, meinte vor einigen Wochen, dass Granerud der einzige Norweger sei, der besser springt als Jarl Magnus Riiber. Und möglicherweise hat er damit zumindest im Moment sogar recht, denn Granerud war am Saisonende der einzige Norweger unter den Top 15 im Gesamtweltcup. Insbesondere Marius Lindvik - seines Zeichens immerhin der aktuelle Olympiasieger und Skiflugweltmeister - hatte eine unerwartet schwache Saison, auch Johann Andre Forfang und Robert Johansson können eigentlich mehr. Daniel Andre Tande will ich hier ausklammern, denn der Tatsache, dass er überhaupt wieder springt, und dann noch auf diesem Niveau, kann man eigentlich gar nicht genügend Anerkennung zollen.

Neue Norweger wie Sundal oder Heggli haben punktuell gute Leistungen gezeigt, waren aber noch etwas zu unkonstant. Ein bisschen was bleibt also auch für Alexander Stöckl noch zu tun.


Österreich

Ganz anders dagegen war die Situation in Österreich. Dieses Team überzeugte gerade durch seine mannschaftliche Geschlossenheit und gleichzeitig einer guten Mischung aus jüngere und älteren Springern. Mit Kraft, Tschofenig, Fettner, Hayböck und Hörl haben es gleich fünf Österreicher unter die Top 15 gebracht, was ihnen auch gleichzeitig den deutlichen Sieg im Nationencup eingebracht hat.

Ansonsten haben sie sich allerdings kaum belohnt - bei den wichtigsten Wettkämpfen war irgendwie stets ein anderer besser: Kein Tourneesieg, kein Gesamtweltcupsieg, keine Einzelmedaille bei der WM, im Team auch nur der dritte Platz. Die kleine Kristallkugel im Skifliegen steht noch auf der Habenseite, aber die hat vielleicht doch nicht ganz den Stellenwert der anderen Titel. Dennoch: Für die Zukunft ist Österreich hervorragend aufgestellt.


Polen

Gerade daran zweifeln allerdings die polnischen Fans weiterhin bei ihrem Team: Sicher, auch in der aktuellen Saison waren die Polen wie immer sehr stark; in erster Linie war es natürlich Dawid Kubacki, der zu Beginn der Saison der stärkste Springer überhaupt war und Sieg um Sieg eingeheimst hat. Auch Piotr Zyla ist stark gesprungen und hat mit der Titelverteidigung bei der WM den wohl wichtigsten polnischen Einzelerfolg eingefahren. Aber es waren eben wie so oft die alten Springer, die mit Spitzenleistungen überzeugt haben, während sich die jüngeren Springer nach wie vor etwas schwer tun.

Andererseits: Inzwischen gibt es doch auch recht viele jüngere Polen, die zumindest zeitweise ihr Talent unter Beweis gestellt haben: Wasek, Habdas, Pilch, Juroszek, Niznik, Joniak, Tomasiak und wie sie alle heißen - da sollten doch auch die Anhänger der Polen positiv in die Zukunft blicken können. Hinzu kommt ein Zniszczol, der eine recht ordentliche zweite Saisonhälfte hingelegt hat - und was er kann, können möglicherweise ein Muranka, ein Wolny oder ein Stekala auch.


Slowenien

Eine starke Saison haben auch die Slowenen hingelegt: Mit Anze Lanisek stammt einer der vier Spitzenspringer der Saison, die jederzeit für einen Sieg gut waren, aus ihren Reihen. Und mit Timi Zajc stellen sie den amtierenden Weltmeister auf der Großschanze. Sein 161,5-Meter-Sprung in Willingen wird ebenfalls unvergessen bleiben - ich bin immer noch froh, dass ihm da nichts passiert ist. Die Goldmedaille im WM-Teamspringen haben sich ebenfalls die Slowenen geholt, so dass man wirklich von einer gelungenen Saison sprechen kann. Auch an Nachwuchs fehlt es den Slowenen wie üblich nicht, stellvertretend für die jungen Springer will ich vor allem Rok Masle nennen; die Slowenen können frohen Mutes in eine gute Zukunft blicken; gerade ihre Topleute sind ja auch noch nicht so alt.


Japan

Ganz anders sieht es da bei den Japanern aus, die wirklich eine desaströse Saison hinter sich haben. Der einzige, der hin und wieder mit der Weltspitze mithalten konnte, war natürlich Ryoyu Kobayashi; ihm gelang sogar der ein oder andere Sieg - selbst er konnte allerdings nicht an seine besten Zeiten anknüpfen, auch wenn das hier natürlich Jammern auf hohem Niveau ist.

Viel dramatischer ist jedoch der Absturz der anderen: Eine halbwegs nennenswerte Zahl an Top-30-Ergebnissen hat sonst nur noch Naoki Nakamura aufzuweisen; bei allen anderen war es direkt schon eine Ausnahme, wenn sie sich mal fürs Finale qualifiziert haben. da müssen die Japaner wirklich ehrliche Ursachenforschung betreiben; denn es wäre schon schade, wenn der Weltcup ohne sie mehr oder weniger zum Europacup mutieren würde.


Weitere Teams

Aus Rücksicht auf die erschöpften Leser will ich die übrigen Teams nicht mehr zu detailliert behandeln; vielleicht fällt da anderen auch noch ein bisschen mehr ein. Am positivsten ist mir von den übrigen Springern zu Saisonbeginn eigentlich Giovanni Bresadola aufgefallen, der da wirklich einige gute Ergebnisse erzielt hat. Leider konnte er das dann ab der Tournee nur noch selten zeigen. Ich wünsche ihm wirklich, dass er gerade auf den anfänglichen Ergebnissen aufbauen kann und dass wir ihn auch nächste Saison des Öfteren im Finale sehen.

Anders war es bei den Schweizern: Nach einer durchaus recht ordentlichen letzten Saison begann diese ja gar nicht gut. Doch in der zweiten Saisonhälfte gelang es dann vor allem Gregor Deschwanden, regelmäßig zu punkten - möglicherweise hat man da auch einen zu Beginn vorhandenen Materialnachteil etwas wettgemacht. Positiv muss man auch den jungen Remo Imhof hervorheben, der zunächst mit guten Leistungen bei der Junioren-WM auffiel und diese dann auch gleich im Weltcup umsetzen konnte. Dafür ging es gegen Saisonende mit Dominik Peter etwas bergab - ich hoffe, dass auch er sich fängt, denn auch ihn werden die Schweizer in Zukunft noch brauchen.

Apropos Junioren-WM: Hier konnten die ewig gebeutelten Finnen endlich mal wieder jubeln, da mit Vilho Palosaari einer der ihren dort Gold geholt hat. Ob er langfristig auch für denn Weltcup ein Hoffnungsträger sein kann, wird man erst sehen müssen; zu viele junge Talente gerade aus den kleineren Nationen hatten dann oft nicht die nötige Unterstützung, um wirklich auch im Weltcup zu einem Topspringer heranzureifen. Zu wünschen wäre es ihnen natürlich.

Auch bei Decker Dean meine ich, eine gewisse Steigerung festgestellt zu haben; und mit Eric Belshaw hat zumindest ein weiterer US-Amerikaner mal Punkte holen können; das soll nicht unerwähnt bleiben.

Einen Springer muss man aber noch erwähnen, der sich wohl in unser aller Herzen gesprungen oder vielmehr geflogen hat: Den Ukrainer Yevhen Marusiak, der vor allem in Bad Mitterndorf mit ukrainischem Rekord und Weltcuppunkten beeindruckte und sich dann in Planica sowohl bei der WM als auch beim Skifliegen nochmals steigern konnte. Einen COC gewonnen hat er ebenfalls. Gerade vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs kann man diese Leistung eigentlich gar nicht hoch genug einzuschätzen. Man kann für ihn nur hoffen, dass er irgendwann auch wieder unter günstigeren Voraussetzungen trainieren kann - und dann vielleicht noch bessere Ergebnisse erzielt.

Daher möchte ich dieses kleine Saisonfazit auch mit einem seiner Sprünge beschließen. Nicht ganz der weiteste, er hat sich ja danach sogar noch gesteigert - aber der, der mir am meisten in Erinnerung geblieben ist:

 

Hakuba

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@Benjamin

Danke! Kann man nicht besser machen!


Zum Herrenteam Japan habe ich im Japan-Thread auch was geschrieben anlässlich dessen, dass ihr Topmann das System infrage stellt und sich von seinem Firmenteam, in dem es ihm sicher nicht schlecht ging, unabhängig macht und sich auf eigene Füße stellt.

Ich denke, dass die Ursachen für das Abrutschen in Japan sehr wohl bekannt sind. Vieles hängt mit sicherlich mit fehlenden Geldern zusammen, aber das ganze System gehört auf den Prüfstand. Ressourcen müssen gebündelt und sicher einiges modernisiert werden.

Hoffentlich schafft man das. Der Druck müsste eigentlich stark genug sein. Es wäre für die Springer wirklich gut, wenn Sapporo sich doch noch für die Olympiabewerbung 2030 entscheiden würde, dann wäre ein noch deutlicherer Anreiz gegeben.


Zu den Damen

Ich fand die Entwicklung insgesamt sehr erfreulich. Die Spitze ist wieder etwas größer geworden, fünfzehn Damen konnten mindestens einen Podestplatz erringen, ein Jahr vorher waren es nur zehn (allerdings auch bei weniger Wettkämpfen). Das Tippen bei den Damen war schwieriger als bei den Herren, zumindest im ersten Teil der Saison, als vier Herren alle anderen regelmäßig hinter sich ließen.

Das augenfälligste Ereignis für die Emanzipation des Frauenskispringens war natürlich das Fliegen in Vikersund. Ich hoffe, dass es im Kalender bleibt und man eine passende Form findet, bei der Sicherheit und sportliche Ambitionen so gut es geht in Einklang gebracht werden.

Die fünf besten Teams des Vorjahres waren auch in diesem Jahr vorn, sie haben aber die Plätze getauscht. Die Aufsteigerinnen schlechthin aber waren Alexandria Loutitt und Abigail Strate mit ihrem frappierenden Leistungssprung. Endlich findet sich ein dritter Kontinent wieder in den vorderen Plazierungen des Skispringens. Krönung war natürlich der Weltmeistertitel von Loutitt!

Die schlimme Verletzung von Urša Bogataj, der Dritten der vergangenen Saison und eine der großen Favoritin dieser Saison, war bitter auch für das Team Slowenien, das mit ihr sicherlich um das Nationenpodest mitgekämpft hätte.

Über die GWC-Siegerin Eva Pinkelnig wurde schon viel gesagt, eine beeindruckende und ungewöhnliche Karriere, die sie hingelegt hat. Katharina Althaus hat ihr aber einen harten Kampf geliefert.

Der Ruhm der Saison geht an drei Springerinnen, die GWC-Siegerin, die Dominatorin der WM und die Siegerin des ersten Flugwettkampfes, Ema Klinec.

Schön auch, dass zwei Springerinnen zurückgekehrt sind, und das durchaus erfolgreich: Maren Lundby und Maruyama Nozomi.

Und last but not least: Der Zusammenhalt der Springerinnen und ihrer Trainer im Fall Itô zeugt von einer sehr angenehmen, respektvollen und sportlich fairen Atmosphäre.
 

Finn-Lady

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Vieles ist hier bereits gesagt worden (y), ich möchte es auch ungern wiederholen.

Hier noch so meine Gedanken:

Beim gestrigen Saisonfinale waren insgesamt 6 Österreicher, 6 Norweger, 5 Slowenen, 5 Deutsche, 4 Polen, 2 Japaner sowie 1 Italiener und 1 Schweizer vertreten. Das spiegelt die aktuelle Situation wieder. Natürlich muss man einbeziehen, dass da Kubacki fehlte oder zudem ein Lindvik und ein Raimund, da mit Zniszczol, Heggli und Paschke aber auch 3 Nachrücker aus diesen Nationen dabei waren, ändert es nichts an der Überlegenheit der Nationen, die die ersten 5 Plätze im Nationencup belegen. Bresadola rückte quasi für Peter Prevc nach.
Von diesen 5 Nationen hatte jeder einen Überflieger im Team (Granerud, Kraft, Lanisek und Kubacki) - nur eben die Deutschen nicht. Klar, Welli sprang die wohl beste Saison nach seiner Verletzung, aber eigentlich war das, was geboten wurde, einfach gepflegtes Mittelmaß und enttäuschend. Das können auch Lake Placid und die beiden Einzelmedaillen der WM nur schwer kaschieren. Die großen, auch selbst formulierten Ziele wurde deutlich verpasst. Da muss sicher einiges aufgearbeitet werden.
Als Fan kannst du das halt manchmal schwer fassen.
Für mich ein Highlight die Entwicklung der US-Boys, man merkt erste Früchte der Zusammenarbeit mit den Norwegern und die Teamergebnisse zum Saisonende bei den Schweizern. Was mit Ausnahme von Deschwanden so desaströs begann, bot zum Ende hin ein paar schöne Momente. Mit Remo Imhof scheint sich da auch ein Talent völlig unerwartet für mich aufzutun, bis zur JWM war mir der Name gänzlich unbekannt. Ich hätte Niko Kytösaho die Teilnahme am gestrigen Springen gegönnt, damit auch Finnland vertreten gewesen wäre. Vilho Palosaari ist ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft.
Halvor Egner Granerud ist ein verdienter Gewinner vom Gesamt-Weltcup, seine Saison war einfach phantastisch.
Als Tipper hätte ich mir sicher mehr Abwechslung gewünscht, aber die Standard-Kombination aus Granerud, Kraft, Lanisek und Kubacki war einfach vielmals der Goldrichtige. Der Gambler in mir fands phasenweise etwas langweilig, aber dafür können ja die Protagonisten nichts. ;)

Die Damen haben mir sehr viel Freude bereitet. Ich wiederhole mich da gern, dass was Maxi Mechler mit seinem Team erreicht hat, kam völlig überraschend, der Gewinn der Goldmedaille im Team war dafür die perfekte Belohnung. Selina Freitag hat für mich die größten Schritte gemacht und das verspricht viel für die Zukunft, der erste Weltcupsieg ist hoffentlich nur eine Frage der Zeit. Dass, was eine Katha Althaus zur WM gezeigt hat, war phänomenal.
Dass Kanada auf solch hohem Niveau springt, freut mich sehr. Abigail Strate steht mir oftmals zu sehr im Schatten einer Alexandria Loutitt. Aber klar, als Weltmeisterin und Junioren-Weltmeisterin ist das wohl einfach so. Mit Frida Westman war eine weitere Nation auf dem Podest vertreten. Ich hoffe, sie kann sich über den Sommer hinweg von ihrer Verletzung erholen und wieder da anknüpfen, wo sie vorher aufgehört hat.
Mit Eva Pinkelnig gewann eine den Gesamt-WC, die in Sachen Sympathie und Willen einfach ein Vorbild ist. Bei den Norwegerinnen konnte Anna Odine Stroem aus dem Schatten einer Lundby oder einer Opseth treten.
Wenn nun Marita Kramer oder Nika Kriznar wieder an vergangene Leistungen anknüpfen können, kann das eine tolle Saison 2023/24 werden. Ema Klinec konnte zumindest in der 2. Saisonhälfte wieder überzeugen. Josephine Pagnier hat leider sehr stagniert und auch die Malsiner-Sisters waren eher unscheinbar unterwegs.

Schön auch, dass zwei Springerinnen zurückgekehrt sind, und das durchaus erfolgreich: Maren Lundby und Maruyama Nozomi.
Auch Eirin Maria Kvandal konnte sich erstmals nach ihrer Verletzung wieder vorne platzieren. Ich mag dieses Mädel irgendwie. Sie ist mit einem großen Talent gesegnet und man wird sehen, wie ihr Weg weitergeht. Ich finde es toll, wie behutsam man sie aufbaut. Allerdings wird man das nicht immer machen können. Bin gespannt...

So, nun ist meine Analyse doch etwas länger geworden. Aber wenn ich einmal anfange :LOL:. Jetzt freue ich mich einfach mal auf etwas Durchatmen nach der langen Saison. Habt einen schönen Frühling und man liest sich :wavey:
 

Rising Sun

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Ich fand es war eine gute Saison. Ich freue mich vor allem für Halvor, der bis auf die Skiflugwertung und leider wieder die WM alle größeren Titel gewonnen hat. Und ich bin unglaublich stolz auf Daniel, der sich sogar überwunden hat wieder in Planica zu fliegen. Das hätte ich nie gedacht und es verdient den allergrößten Respekt 🥺

Polen kam dank Thomas auch wieder aus dem Tal der Tränen. Das Wichtigste hier ist natürlich, dass für Dawid wieder alles in Ordnung kommt, aber er hat gestern ja gesagt, dass er auf jeden Fall vorhat früher oder später wieder zum Skispringen zurückzukommen. Das ist schön, auch dass der König uns mindestens noch eine Saison erhalten bleibt. Beim verrückten Piotr muss man wirklich immer auf alles gefasst sein, er ist und bleibt grandios! Ein paar Sorgenkinder gibt es natürlich immer, aber gerade mit Pawel oder Janek kann man trotzdem ein bisschen optimistisch in die Zukunft blicken denke ich.

Bei den Damen habe ich mich natürlich am allermeisten über Eva und Ale gefreut, auch dass Maren mit einer WM Medaille belohnt wurde, ist einfach klasse!

Der Rest wurde hier schon schön erläutert und ich will mich da auch nicht wiederholen..
 
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sj44

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Augenscheinlich war die Dominanz der Top 4. Diese Leute haben die Weltcup-Saison (die WM einmal außen vor gelassen) bestimmt und auch diese für ihr eigenes Team größtenteils gerettet. Granerud für die Norweger sowieso, Kubacki für die Polen auch (wobei Zyla zeitweise schon einiges an Unterstützung geboten hat), Lanisek nicht zu unbeträchtlichen Teilen für die Slowenen (Planica sollte da nicht den Blick trüben, auch Zajc war selten weit vorne zu finden) und sogar Kraft für die Österreicher. Sonst hätte man sagen müssen: Brave Platzspringer, aber nicht mehr.
Die Deutschen hatten heuer halt keinen solchen Übeflieger.
Zweiter Punkt: Was schafften die Springer abseits der Top-6-Nationen? Schaut leider weiterhin traurig aus. Im Gesamt-WC taucht der erste von ihnen mit Deschwanden erst auf Platz 26 auf. Der nächste ist Bresadola auf Platz 33. Dann folgen auf den Rängen 37, 38, 39 Kytosaho, Aalto und Zografski. Die letzten drei haben aber weniger als 80 Punkte erreicht. Keine gute Entwicklung. Aber diese zeichnet sich seit Jahren ab.
Bei den Damen schien es auch in diese Richtung zu gehen (ohne Polen natürlich), aber da gab es in letzter Zeit doch einen Turnaround.
 

janafan

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Vieles ist hier bereits gesagt worden (y), ich möchte es auch ungern wiederholen.

Hier noch so meine Gedanken:

Beim gestrigen Saisonfinale waren insgesamt 6 Österreicher, 6 Norweger, 5 Slowenen, 5 Deutsche, 4 Polen, 2 Japaner sowie 1 Italiener und 1 Schweizer vertreten. Das spiegelt die aktuelle Situation wieder. Natürlich muss man einbeziehen, dass da Kubacki fehlte oder zudem ein Lindvik und ein Raimund, da mit Zniszczol, Heggli und Paschke aber auch 3 Nachrücker aus diesen Nationen dabei waren, ändert es nichts an der Überlegenheit der Nationen, die die ersten 5 Plätze im Nationencup belegen. Bresadola rückte quasi für Peter Prevc nach.
Von diesen 5 Nationen hatte jeder einen Überflieger im Team (Granerud, Kraft, Lanisek und Kubacki) - nur eben die Deutschen nicht. Klar, Welli sprang die wohl beste Saison nach seiner Verletzung, aber eigentlich war das, was geboten wurde, einfach gepflegtes Mittelmaß und enttäuschend. Das können auch Lake Placid und die beiden Einzelmedaillen der WM nur schwer kaschieren. Die großen, auch selbst formulierten Ziele wurde deutlich verpasst. Da muss sicher einiges aufgearbeitet werden.
Als Fan kannst du das halt manchmal schwer fassen.
Für mich ein Highlight die Entwicklung der US-Boys, man merkt erste Früchte der Zusammenarbeit mit den Norwegern und die Teamergebnisse zum Saisonende bei den Schweizern. Was mit Ausnahme von Deschwanden so desaströs begann, bot zum Ende hin ein paar schöne Momente. Mit Remo Imhof scheint sich da auch ein Talent völlig unerwartet für mich aufzutun, bis zur JWM war mir der Name gänzlich unbekannt. Ich hätte Niko Kytösaho die Teilnahme am gestrigen Springen gegönnt, damit auch Finnland vertreten gewesen wäre. Vilho Palosaari ist ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft.
Halvor Egner Granerud ist ein verdienter Gewinner vom Gesamt-Weltcup, seine Saison war einfach phantastisch.
Als Tipper hätte ich mir sicher mehr Abwechslung gewünscht, aber die Standard-Kombination aus Granerud, Kraft, Lanisek und Kubacki war einfach vielmals der Goldrichtige. Der Gambler in mir fands phasenweise etwas langweilig, aber dafür können ja die Protagonisten nichts. ;)

Die Damen haben mir sehr viel Freude bereitet. Ich wiederhole mich da gern, dass was Maxi Mechler mit seinem Team erreicht hat, kam völlig überraschend, der Gewinn der Goldmedaille im Team war dafür die perfekte Belohnung. Selina Freitag hat für mich die größten Schritte gemacht und das verspricht viel für die Zukunft, der erste Weltcupsieg ist hoffentlich nur eine Frage der Zeit. Dass, was eine Katha Althaus zur WM gezeigt hat, war phänomenal.
Dass Kanada auf solch hohem Niveau springt, freut mich sehr. Abigail Strate steht mir oftmals zu sehr im Schatten einer Alexandria Loutitt. Aber klar, als Weltmeisterin und Junioren-Weltmeisterin ist das wohl einfach so. Mit Frida Westman war eine weitere Nation auf dem Podest vertreten. Ich hoffe, sie kann sich über den Sommer hinweg von ihrer Verletzung erholen und wieder da anknüpfen, wo sie vorher aufgehört hat.
Mit Eva Pinkelnig gewann eine den Gesamt-WC, die in Sachen Sympathie und Willen einfach ein Vorbild ist. Bei den Norwegerinnen konnte Anna Odine Stroem aus dem Schatten einer Lundby oder einer Opseth treten.
Wenn nun Marita Kramer oder Nika Kriznar wieder an vergangene Leistungen anknüpfen können, kann das eine tolle Saison 2023/24 werden. Ema Klinec konnte zumindest in der 2. Saisonhälfte wieder überzeugen. Josephine Pagnier hat leider sehr stagniert und auch die Malsiner-Sisters waren eher unscheinbar unterwegs.


Auch Eirin Maria Kvandal konnte sich erstmals nach ihrer Verletzung wieder vorne platzieren. Ich mag dieses Mädel irgendwie. Sie ist mit einem großen Talent gesegnet und man wird sehen, wie ihr Weg weitergeht. Ich finde es toll, wie behutsam man sie aufbaut. Allerdings wird man das nicht immer machen können. Bin gespannt...

So, nun ist meine Analyse doch etwas länger geworden. Aber wenn ich einmal anfange :LOL:. Jetzt freue ich mich einfach mal auf etwas Durchatmen nach der langen Saison. Habt einen schönen Frühling und man liest sich :wavey:
Jetzt habe ich Tripper statt Tipper gelesen.
 

blackswan

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Es überleg ich schon den halben Tag, was ich formuliere zumal das Meiste schon gesagt ist und ich das alles nicht so eloquent wie Benjamin hinbekomme.

Mein Herzensteam, die Finnen, tun mir leid. Ich hatte das Gefühl, dass es diese Saison wieder ein paar Schritte zurückging, nachdem man letztes Jahr schon Hoffnungen hatte. Was aus Vilho wird muss man sehen, bzw generell wer da nun als Trainer das Heft in die Hand nimmt. Und auch unnötige Nebenschauplätze, wie dieses Jahr die Sponsorenfrage etc aus dem Weg geschafft werden können.
Bei den Damen hat Jenny ja richtig gute Sprünge gezeigt, hoffentlich kann sie das so halten.

In den letzten Jahren sind mir ja auch einige deutsche Springer sehr ans Herz gewachsen und eigentlich ist zu dem Team viel gesagt und wird noch diskutiert. Dass es dieses Jahr gar nicht lief haben alle mitbekommen. Ob es an der falschen Vorbereitung oder Material oder was auch immer lag werden wir wohl nie erfahren. Postitiv möchte ich aber sagen, dass es als Fan schön war zu sehen, wie Eisei sich stabilisiert hat während der Saison und am Ende mit diesem Mega-Flug die Saison beenden konnte. Dagegen wirkten doch die anderen ab spätestens der WM alle eher müde und mental erschöpft. Hoffentlich finden sie da einen Weg.
Zu den deutschen Damen ist alles gesagt. Katha hatte eine MEGA Saison und Selina ist jetzt auch voll in der Spitze angekommen. Mit Michelle Göbel steht auch die Jugend schon bereit.

Allgemein fand ich das Fliegen der Damen einfach wundervoll. Auch dazu ist ja alles genug gesagt worden.

Persönlich fand ich es eine schöne Saison, und trotz der Länge fand ich die letzte irgendwie anstrengender (als Fan) kann das aber gar nicht direkt an was fest machen.
 

Sprungbärchen

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Eigentlich hatten nur die Österreicher und Slowenen ein richtig geschlossenes Team. Die Norweger müssen sich tatsächlich sehr bei Granerud bedanken, denn ansonsten wäre das eine ziemlich trübe Saison für das Skisprungland geworden. Da hat Stöckl einiges zu tun. Auch Polen hat wieder sehr von Kubacki, Stoch und Zyla profitiert. Dahinter sollte sich defintiv mehr tun, es gibt genügend Springer mit Ansätzen dafür.

Das deutsche Team hatte tatsächlich eine Saison mit Licht und Schatten. Aber wenn du dann noch immer was gewinnst, so hält man eben ein Niveau was über die Zeit so nicht selbstverständlich ist. Mag den einen oder anderen Erfolgsfan nicht zufrieden stellen, ist aber durchaus wichtig um in Ruhe an den Verbesserungen arbeiten zu können.
 

Finn-Lady

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Das deutsche Team hatte tatsächlich eine Saison mit Licht und Schatten. Aber wenn du dann noch immer was gewinnst, so hält man eben ein Niveau was über die Zeit so nicht selbstverständlich ist. Mag den einen oder anderen Erfolgsfan nicht zufrieden stellen, ist aber durchaus wichtig um in Ruhe an den Verbesserungen arbeiten zu können.
Ich bin doch immer wieder fasziniert, dass man gleich ein Erfolgsfan ist, wenn man für sich feststellt, dass die Saison halt gepflegtes Mittelmaß war und man auch die selbst gesteckten Ziele eines Stefan Horngachers nicht umsetzen konnte :crazy:.
Ich bin da halt weniger die Schönrednerin, sondern eher die, die sich ehrlich eingesteht, dass nicht alles gut war.
Was war die Saison denn sonst außer gepflegtes Mittelmaß mit ein paar Ausreißern nach unten, natürlich aber auch nach oben? Es gab natürlich die Einzelmedaillen und die im Mixed-Team, es gab die Weltcup-Siege von Lake Placid und die von Rasnov, auch wenn ich da um das Fehlen der Anderen weiß. Es gab andererseits auch die VST, der Teambewerb bei der WM um Beispiele zu nennen, auch Planica war nicht wirklich berauschend - auch wenn ich die Abschlussflüge von Welli und Eisei Balsam für die Seele fand.
Ich denke, auch die Springer sind nicht 100%ig mit dem zufrieden, was sie gezeigt haben, zeigen konnten.
Der Eine nennt es Verbesserungen, die Andere Aufarbeiten. Aber unterm Strich bleibt es das Gleiche.
 

Benjamin

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Wie viel Schatten und wie viel Licht gab es eigentlich? @Benjamin hat vielleicht das schon irgendwo statistisch mit Nummern erklärt und vergleicht mit vorigen Jahren? Zum Beispiel mit durchschnittlichen Punkten pro Wettbewerb?
Durchschnittliche Punktzahlen pro Wettbewerb habe ich nicht; aber folgende Zahlen verdeutlichen das Ganze schon recht gut:
  • Zum einen die Platzierung im Nationencup: Deutschland war tatsächlich seit der Saison 2011/12 immer unter den Top 3 im Nationencup - 11 Jahre am Stück! Die letzte Saison, die Deutschland nur auf dem fünften Platz beendet hat, war die Saison 2007/08 - vor 15 Jahren! Das zeigt schon, dass die Leistungen in der Breite in diesem Winter einfach nicht so gut waren wie sonst.
  • Zum anderen die Anzahl der Podestplätze in den Einzelwettkämpfen. Hier hat Deutschland in dieser Weltcup-Saison 8 Stück geholt; weniger waren es zuletzt in der Saison 2010/11 mit 6 Podestplätzen. Das zeigt, dass die Leistungen auch in der Spitze nicht so gut waren.
  • Bei der Vierschanzentournee war Andreas Wellinger auf Platz 11 der beste Deutsche in der Gesamtwertung. So weit hinten lag der beste Deutsche zuletzt auch in der Saison 2010/11 - damals war es Michael Uhrmann. Und um ein schlechteres Spitzenergebnis zu finden, müssen wir gar bis zur Saison 1994/95 zurück, als Jens Weißflog auf dem Gesamtrang 12 bester Deutscher war.
  • Die WM war zwar noch mit das positivste Ereignis aus deutscher Sicht - aber dennoch war es das schwächste Abschneiden der deutschen Herren bei einer WM seit 2013 in Val di Fiemme.
 

Sprungbärchen

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Irgendwann ist es immer das schlechteste Ergebnis seit Saison X. Ich finde genau diese Rückblicke sind ein Beweis für den Erfolg des DSV der letzten Jahre. Und deshalb kann man auch mit relativer Besonnenheit die Saison aufarbeiten und in Ruhe überlegen, wo Schalter wieder umgelegt werden können. Das kann beim Material sein, aber vielleicht auch bei der Gewinnung von neuem Selbstvetrauen für konstantere Leistungen. Der eine Schritt mehr, kann hier schon Veränderungen auslösen.
 

Benjamin

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Ich bin ja auch gegen jeglichen Aktionismus à la "Horngacher raus" - aber diese Aufarbeitung muss dann eben auch stattfinden. Denn sonst besteht eben doch die Gefahr, dass diese Saison - ähnlich wie 2003/04 - nur den Beginn einer langen Abwärtsspirale darstellt, aus der man sich dann später nur mit großer Mühe wieder herauskämpfen kann.
 

Sprungbärchen

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Ich sehe das Team da heute besser gerüstet, als damals. Viel wichtiger ist die langfristige Gewinnung von Talenten für die Sportart Skispringen, und das ist und bleibt eine Challenge.
 

Benjamin

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Ich sehe das Team da heute besser gerüstet, als damals. Viel wichtiger ist die langfristige Gewinnung von Talenten für die Sportart Skispringen, und das ist und bleibt eine Challenge.

Und das sehe ich eben ganz anders: Wenn du mich damals direkt nach der Saison 2003/04 gefragt hättest, wie ich die Zukunft des deutschen Skispringens sehe, dann hätte ich sie mir viel rosiger ausgemalt, als es dann letztlich gekommen ist.
  • Einem Martin Schmitt hätte ich damals noch - trotz zweier schwächerer Jahre - locker zugetraut, wieder in die Weltspitze zurückzukommen und wieder Springen zu gewinnen.
  • Dass wir Sven Hannawald nie wieder auf der Schanze sehen würden, hätte ich damals auch noch nicht geglaubt.
  • Mit Michael Uhrmann und Georg Späth hatten wir zwei relativ neue Springer, die damals erst ihre ersten richtigen Erfolge gefeiert hatten - die hätte ich als echte Stützen der zukünftigen Mannschaft und potentielle Siegspringer gesehen.
  • Maximilian Mechler hatte sich als junger Nachwuchsspringer in der Mannschaft etabliert, hatte auch zum ersten Mal auf dem Podest gestanden.
  • Auch bei Stephan Hocke als großem Talent hätte ich trotz zweier schwächerer Jahre geglaubt, dass da noch ein bisschen mehr kommt.
  • Hinzu kamen "Ergänzungsspringer" wie Alexander Herr, Michael Neumayer, Jörg Ritzerfeld oder der amtierende deutsche Meister Stefan Pieper.
Wir hatten eigentlich eine so große und vielversprechende Mannschaft, dass es mir heute noch schleierhaft ist, wie man das damals so in den Sand setzen konnte. Und ich frage mich oft, wie es gelaufen wäre, wenn man nicht Wolfgang Steiert mehr oder weniger in einer Nacht-und-Nebel-Aktion kurz vor Beginn der Wintersaison 2004/05 durch Peter Rohwein ersetzt hätte - er hatte eigentlich nie eine echte Chance zu zeigen, was er als Trainer kann. Oder wenn man wenigstens damals schon systematisch einen Trainer vom Schlage eines Werner Schuster gesucht hätte. Wie viel hätte man aus all diesen Talenten herausholen können!

Vor allem waren die damals mit Ausnahme von Sven Hannawald immer noch recht jung - kein Vergleich zu unserer jetzigen Ü30-Mannschaft mit Pius Paschke, Markus Eisenbichler, Stefan Leyhe und Karl Geiger. Da erwarte ich mir für die Zukunft ehrlich gesagt bei weitem nicht mehr so viel - das ein oder andere gute Jahr kann vielleicht noch kommen, aber dann müssen die Jungen ran. Und die haben eben einfach noch nicht das gezeigt, was wir damals schon von Uhrmann, Späth, Hocke oder Mechler gesehen hatten. Klar, das kann trotzdem noch kommen - aber da muss eben so vieles zusammenpassen...
 
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Kirsten

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Josephine Pagnier hat leider sehr stagniert und auch die Malsiner-Sisters waren eher unscheinbar unterwegs.


Auch Eirin Maria Kvandal konnte sich erstmals nach ihrer Verletzung wieder vorne platzieren. Ich mag dieses Mädel irgendwie. Sie ist mit einem großen Talent gesegnet und man wird sehen, wie ihr Weg weitergeht. Ich finde es toll, wie behutsam man sie aufbaut. Allerdings wird man das nicht immer machen können. Bin gespannt...
Bei Josephine bin ich ganz bei dir. Ich hoffe, die Franzosen halten da trotzdem einfach mal den eingeschlagenen Weg bei. Man hat als Unterstützung für Maitre ja Matura dazugeholt und die Mädels sagen oft, dass ihnen das ganz viel gebracht hat, weil er neue Impulse gesetzt hat, andere Arten der Technik etc. Dazu hat man mit Zepchi und Chervet (vor allem erstere) zwei Nachwuchsmädels. Es ist einfach wichtig, dass sie den Trainern jetzt auch die Zeit geben, das Team weiter nach vorne zu bringen.

Bei den Herren haben sie es ja total in den Sand gesetzt. Jiroutek schon als Coach gemeldet, dann doch verloren. Matura erst für die Männer angestellt, dann zu den Damen geschoben. Der Trainer der Herren ist jemand, der eigentlich irgend eine Koordinationsfunktion haben wollte... Geld bekommen die Jungs wohl auch nicht wirklich. Und wenn man so manchen Kommentar von den Jungs, vor allem aber von Ex-Springern/Kombis liest, dann scheint der Verband die Herren wirklich "im stich zu lassen". Ja, sie reißen im COC keine Bäume aus, aber wenn man sie nicht wirklich richtig trainiert, sie nur vereinzelt zu Wettkämpfen schickt, dann kann halt auch irgendwie nichts nachkommen. Von daher hoffe ich, dass die Damen diesen Weg nicht gegen müssen.


Bei Kvandal müssen sie im Sommer definitiv an dem Landungs"problem" arbeiten. So wie ich die Trainer und den verband einschätze, werden sie das auch tun.


Die Norweger müssen sich tatsächlich sehr bei Granerud bedanken, denn ansonsten wäre das eine ziemlich trübe Saison für das Skisprungland geworden. Da hat Stöckl einiges zu tun. Auch Polen hat wieder sehr von Kubacki, Stoch und Zyla profitiert. Dahinter sollte sich defintiv mehr tun, es gibt genügend Springer mit Ansätzen dafür.

Das deutsche Team hatte tatsächlich eine Saison mit Licht und Schatten. Aber wenn du dann noch immer was gewinnst, so hält man eben ein Niveau was über die Zeit so nicht selbstverständlich ist. Mag den einen oder anderen Erfolgsfan nicht zufrieden stellen, ist aber durchaus wichtig um in Ruhe an den Verbesserungen arbeiten zu können.


Ich finde, es wirkt auch ein bisschen wie messen mit zweierlei Maß.
Die Norges hatten immerhin Granerud, der eine menge Erfolge erzielen konnte. Die Polen hatte Kubacki, Zyla und zumindest kurzzeitig auch Stoch. Und trotzdem war es hinter den erfolgreichen Leuten eine "trübe Saison" und es gibt "einiges zu tun" bzw. "sollte sich mehr tun".

Die Deutschen hatten aber eben nicht mal einen Granerud und erst recht keine 2-3 Springer, die regelmäßig vorne dabei waren. Aber hier ist es dann schon wichtig, dass Niveau (irgendwo um die Top 15?) zu halten? Und hier ist man dann Erfolgsfan, weil man sagt, dass sich da was tun muss?

Für mich ist die Situation in allen drei Nationen ähnlich. In allen drei Nationen muss gearbeitet werden, um in der Breite wieder besser zu werden, um Leute, die schon im Spitzenfeld waren, wieder dahin zu bringen und um jüngere Leute nach vorne zu bringen
 

Petterson

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Augenscheinlich war die Dominanz der Top 4. Diese Leute haben die Weltcup-Saison (die WM einmal außen vor gelassen) bestimmt und auch diese für ihr eigenes Team größtenteils gerettet. Granerud für die Norweger sowieso, Kubacki für die Polen auch (wobei Zyla zeitweise schon einiges an Unterstützung geboten hat), Lanisek nicht zu unbeträchtlichen Teilen für die Slowenen (Planica sollte da nicht den Blick trüben, auch Zajc war selten weit vorne zu finden) und sogar Kraft für die Österreicher. Sonst hätte man sagen müssen: Brave Platzspringer, aber nicht mehr.
Die Deutschen hatten heuer halt keinen solchen Übeflieger.
Zweiter Punkt: Was schafften die Springer abseits der Top-6-Nationen? Schaut leider weiterhin traurig aus. Im Gesamt-WC taucht der erste von ihnen mit Deschwanden erst auf Platz 26 auf. Der nächste ist Bresadola auf Platz 33. Dann folgen auf den Rängen 37, 38, 39 Kytosaho, Aalto und Zografski. Die letzten drei haben aber weniger als 80 Punkte erreicht. Keine gute Entwicklung. Aber diese zeichnet sich seit Jahren ab.
Bei den Damen schien es auch in diese Richtung zu gehen (ohne Polen natürlich), aber da gab es in letzter Zeit doch einen Turnaround.

Das Problem fängt ganz wo anders an. Als junger Sportler, gerade aus so kleinen Nationen, brauchst du ja Ziele.
Vielleicht erstmal FIS Cup? Da haben die Italinier (Cecon, Bresadola, Insam) ganz gut mitgehalten, Contamine hatte auch einen Ausreißer Wettkampf und kommt damit aber auch nur auf Platz 40. Viele Punkte der kleinen Nationen kommen hier zustande, weil ein FIS-Cup nicht gut besetzt ist. Wenn wirklich (was meistens der Fall ist), Österreich, Slowenien, Polen und Deutschland normal am Start ist, gibt es kaum einen Platz für andere Nationen.
Im COC ist es noch düsterer, denn die sind eigentlich immer gut besetzt von den Top-Nationen. Dadurch geht es erst kurz vor Platz 50 mit den anderen Nationen los. Man muss schon viel Talent haben, um den Ressourcennachteil auszugleichen. Welches Ziel kann man denn da realistisch anpeilen? Man steckt als normales Talent eines kleineren Landes im CC auf Platz 38 fest. Da ist es klar, dass viele frustriert früh aufhören.

In dieser Saison sind meine Lichtblicke deswegen Imhof, Ipcioglu, Marusyiak und Bresadola. Ich hoffe sie alle können konstant die nächsten Jahre punkten. Bei den Damen sind dementsprechend die Kanadierinnen und Westmann meine Hoffnungsträger auf ein "globaleres" Skispringen.
 

Finn-Lady

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Bei Josephine bin ich ganz bei dir. Ich hoffe, die Franzosen halten da trotzdem einfach mal den eingeschlagenen Weg bei. Man hat als Unterstützung für Maitre ja Matura dazugeholt und die Mädels sagen oft, dass ihnen das ganz viel gebracht hat, weil er neue Impulse gesetzt hat, andere Arten der Technik etc. Dazu hat man mit Zepchi und Chervet (vor allem erstere) zwei Nachwuchsmädels. Es ist einfach wichtig, dass sie den Trainern jetzt auch die Zeit geben, das Team weiter nach vorne zu bringen.

Bei den Herren haben sie es ja total in den Sand gesetzt. Jiroutek schon als Coach gemeldet, dann doch verloren. Matura erst für die Männer angestellt, dann zu den Damen geschoben. Der Trainer der Herren ist jemand, der eigentlich irgend eine Koordinationsfunktion haben wollte... Geld bekommen die Jungs wohl auch nicht wirklich. Und wenn man so manchen Kommentar von den Jungs, vor allem aber von Ex-Springern/Kombis liest, dann scheint der Verband die Herren wirklich "im stich zu lassen". Ja, sie reißen im COC keine Bäume aus, aber wenn man sie nicht wirklich richtig trainiert, sie nur vereinzelt zu Wettkämpfen schickt, dann kann halt auch irgendwie nichts nachkommen. Von daher hoffe ich, dass die Damen diesen Weg nicht gegen müssen.

Danke für die näheren Infos zu den Französinnen. Das hatte ich so noch nicht gehört. Ich denke auch, dass es extrem wichtig ist, dass man "dran" bleibt und Zepchi und Chervet das Vertrauen schenkt. Für das Team wäre auch schön, wenn Julia Clair dabei bleibt, damit die Jungen auch von ihrer Erfahrung profitieren können. Zumindest wäre man in der Lage, ab und an auch mal ein Team an den Start zu bringen.
Eine Selina Freitag wurde ja auch behutsam aufgebaut. In der Saison 2021/22 gab es halt nur kleinere Schritte. Aber man ist da im Umbruch zu Maxi Mechler nicht in Aktionismus verfallen. Diese Saison hat sie es dann zurückgezahlt. Aber ok, im Team gab/gibt es halt eine Katha Althaus, die ihre Leistung gebracht und mit ihren Ergebnissen vieles kaschiert hat. Da ist die Situation in Frankreich halt auch - nicht nur finanziell - leider eine andere. Ich glaube jedenfalls an Josephine Pagnier für die kommende Saison.

Schade, dass bei den französischen Herren gerade kaum einer nachkommt/nachkommen kann. Das zu lesen, frustriert mich schon sehr. :(

Denn die Franzosen gehören für mich definitiv zu den Nationen, die ich auf jeden Fall zum Skispringen sehen will.
 
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