Sindarov vs Martinez:
In der ersten Tie-Break-Partie geriet Sindarov unter Zeitnot, so dass Martinez seinen Springer gegen einen Turm eintauschen konnte und mit dem Vorteil die Schlinge immer enger zuzog.
In der zweiten Partie geriet Martinez jedoch schnell (nicht mal 20 Züge) in Nachteil. Sein Damenflügel sah ziemlich zerflückt aus, Sindarov kontrollierte bald deutlich mehr als das halbe Brett.
Nach einer ausgeglichenen 10+10-Partie entschied Sindarov die vierte Tie-Break-Partie für sich, als Martinez nach 47. ...Ta4 zuließ, dass Sindarov nach dem folgenden Abstausch mit einem Mehrbauern rausgeht ... den dieser dann ins Ziel brachte.
Sindarov trifft im Halbfinale auf Yakubboev, womit feststeht, dass ein Usbeke auf jeden Fall in das Finale kommt und somit auch mindestens ein Usbeke im Kandidatenturnier dabei sein wird.
Yi vs Erigaisi:
Den kürzesten Tie-Break spielten Yi und Erigaisi. In der ersten Partie verspielte Yi noch seinen klaren Vorteil den er nach der Eröffnung hatte. In der zweiten Tie-Break-Partie patzt Erigaisi jedoch beim 41sten Zug und findet auch nicht die Möglichkeit die Stellung noch zu retten, als Yi ihm diese nach seinem 46sten Zug bietet.
Nach 60 Zügen hat Erigaisi nurnoch einen Läufer, mit dem er gegen die zwei schwarzen Bauern und den gleichfeldrigen schwarzen Läufer wenig ausrichten kann. Den Läufer muss er für einen Bauern hergeben, so dass der andere durchspazieren kann.
Der Top-gesetzte Erigaisi hätte schon längst aufgeben können, aber letztlich hat er dann doch so lange weiter gespielt, bis Yi ihn Matt setzte.
Vor zwei Jahren scheiterte Erigaisi knapp gegen Pragg im Viertelfinale (das Halbfinale hätte das Kandidatenturnier bedeutet). Er hätte beim Grand Swiss mit einem Sieg im letzten Spiel das Kandidatenturnier erreicht (holte aber nur ein Remis gegen Nakamura, der stattdessen dabei war). Mit einem dicken Blunder im letzten Spiel des Qatar Masters (nachdem er auf dem Weg zum Remis und zum Turniersieg war) verlor er nicht nur eine Partie, sondern damit auch die Punkte die für ihn sonst die Teilnahme im Kandidatenturnier über den FIDE Circuit 2023 bedeutet hätten.
Nun haben ihm im FIDE Circuit 2024 wieder nur wenige Punkte für die Teilnahme am Kandidatenturnier gefehlt. Im Grand Swiss bleibt er erneut einen halben Punkt hinter dem Zweitplatzierten (ich glaube, diesmal hätte er mit einem Sieg am letzten Tag wegen der schlechteren Feinwertung auch nicht mehr 2ter werden können). Seine hohe ELO-Zahl nützt ihm nicht wirklich viel, wenn Nakamura wenig riskiert. Und im World Cup scheitert er erneut im Viertelfinale.
Oh Mann....
Shankland vs Esipenko
In der ersten Tie-Break-Partie fand Shankland nicht die richtigen Züge mit seinem Springer. Anstatt Druck auf den schwarzen König auszuüben, suchte er nach einer Möglichkeit den schwarzen Freibauern aufzuhalten. Esipenko konnte so seinen Läufer wieder mehr ins Spiel bringen und seinerseits Druck auf den weißen König ausüben. Nach einem Patzer im 46sten Zug stand der Springer nun zu weit weg. Esipenko konnte die Damen abtauschen und der Springer hätte den schwarzen Bauern nicht mehr aufhalten können.
Wie Sindarov konnte jedoch auch Shankland in der zweiten Partie zurückschlagen. Esipenko kam nicht gut aus der Eröffnung. Shanklands Figuren standen besser, so dass sich nach und nach ein paar weiße Bauern verabschiedeten und Shankland das Spiel zielsicher in Richtung Sieg lenkte.
Doch wie schon gegen Keymer hatte Esipenko auch gegen Shankland bei den 10+10-Partien die Nase vorne.
Shankland nahm sich beim 45sten Zug nicht die Zeit zum Nachdenken und blockierte mit Ke2 einen seiner Türme und hatte nach weiterem Schach durch Esipenkos zweiten Turm aufgrund des schwarzen Bauerns auch keine Möglichkeit mit dem König auszuweichen. Das bedeutete den sicheren Verlust der Dame und des Spiels.
Shankland gelang es in der folgenden Partie nicht zurück zu schlagen. Er war eher damit bemüht auf seine Figuren aufzupassen, so dass Esipenko am Königsflügel einen Bauern nach dem anderen beseitigen konnte. Shankland sah sich dann irgendwann einer Situation gegenüber, in der er nicht mehr hätte verhindern können, dass Esipenko früher oder später Läufer und Türme vom Brett holt und seine Bauernmehrheit verwandeln wird.
Damit ist Keymer wie schon 2023 auch dieses Mal gegen einen späteren Halbfinalisten ausgeschieden.
