Nach Courchevel kann man sagen: Der Sommer bleibt - in Abwesenheit der großen Österreicher - eine Wundertüte. Nachdem bereits in Wisla mit Maciej Kot ein Springer ein Sommer-Grand-Springen gewonnen hatten, der noch nie zuvor in der höchsten Liga auf dem obersten Treppchen gestanden hatte, setzte sich hier ein in Mitteleuropa nahezu völlig unbekannter Japaner durch. Dabei kommt dieser Erfolg nicht von ungefähr - fast alle Trainingssprünge von Reruhi Shimizu waren blitzsauber. Er war noch nicht einmal der einzige Japaner, der gute Leistungen zeigte; nur Altmeister Kasai konnte sich aufgrund eines verpatzten Sprungs nicht für das Finale qualifizieren - die anderen fünf sprangen alle unter die Top 15. Streckenweise erinnerte mich das schon an die 90er-Jahre, als Japan eine Zeit lang die führende Skisprung-Nation war.
Aus deutscher Sicht blickt man dann doch mit etwas gemischten Gefühlen auf diesen Wettkampf zurück: Andreas Wanks zweiter Platz ist aller Ehren Wert - so weit vorn ist er zumindest im SGP auch noch nie platziert gewesen. Er hat über beide Tage auf beiden Schanzen eine stabile gute Leistung gezeigt, die doch auch für die kommenden Wettkämpfe hoffen lässt. Auch Michael Neumayer kann mit seinem achten Platz zufrieden sein.
Einen etwas bitteren Nachgeschmack hinterlässt allerdings das Auftreten der anderen Deutschen. Dass Richard Freitag bis jetzt im Sommer nicht stabil gesprungen ist, wussten wir - aber weil es ihm in Wisla gelungen war, seine besten Sprünge im Wettkampf zu zeigen, hofften wir natürlich, dass er das auch in Courchevel vollbringen würde. Pascal Bodmer - gestern noch zweifacher Gruppensieger und Sieger der Qualifikation - gelangen ebenfalls zwei gemessen an diesen Leistungen nur mittelmäßige Sprünge. Dennoch haben die Wettkämpfe in Frankreich gezeigt, was er für ein Potential hat - und ich hoffe, dass er sich diese guten Sprünge merkt und dass er sich an ihnen weiter hochziehen kann. Und Maximilian Mechler? Ich glaube, es gibt kaum einen anderen Springer, der so oft auf Platz 29 oder 30 landet, weil er im ersten Durchgang ganz passabel springt und im zweiten dann einen Durchhänger hat - das war auch hier wieder der Fall.
Hervorheben möchte ich an dieser Stelle noch den - neben dem Sieger - Mann des Springens: Nicolas Mayer, der junge Franzose, der seine tollen Trainingsleistungen auch in ein gutes Resultat umgemünzt hat. Vielleicht ist übrigens hier jemand da, der uns sagen kann, wie man seinen Namen nun tatsächlich ausspricht, nachdem Dirk und Gerd darüber schon philosophiert haben? Mayär oder Mayeee?