Naja, der Unterschied zwischen Wellinger in diesem Jahr und Ito vor drei Jahren ist der, dass Ito gerade die letzten beiden Wettkämpfe ausgelassen hat. Er lag in der Gesamtwertung vorn - allerdings nicht so weit vorn, dass er uneinholbar gewesen wäre (tatsächlich hätte Malysz ihn ja möglicherweise noch erwischt, wenn er nicht beim letzten SGP bei rot losgefahren wäre). In dieser Situation die letzten Springen auszulassen und nicht mehr um den Gesamtsieg zu kämpfen, hat eben dafür gesorgt, dass es kein echtes Finale gab, bei dem die beiden Besten nochmals gegeneinander angetreten sind - und es hat eben deutlich gemacht, dass der Gesamtsieg Ito nicht wirklich wichtig ist. Es war - wenn mich nicht alles täuscht - auch das einzige Mal in der Geschichte des SGPs, dass der Gesamtsieger nicht am letzten Wettkampf teilgenommen hat und somit auch nicht bei der Siegerehrung anwesend war. Und es war eine Zeit, zu der noch nicht so viele Springen ausgelassen wurden wie in diesem Sommer. Mit Ausnahme von Stoch und Zauner hatte damals keiner der ersten 15 mehr als zwei Springen ausgelassen; so fiel das einfach stärker auf.
Allerdings hat ja auch Wellinger mehrfach betont, dass ihm der Gesamtsieg nicht wichtig ist. Daher denke ich, dass er vermutlich genauso gehandelt hätte wie Ito, wenn das Finale in Almaty, Nizhny Tagil oder Hakuba stattgefunden hätte und er dann als Führender dorthin gefahren wäre. Hinzu kommt, dass Itos Auslassen insofern fair war, weil er auf diese Weise genausoviele Wettkämpfe hatte wie Malysz und nur einen mehr als Stoch.
Das ist im Übrigen auch etwas, was hängenbleiben wird aus diesem Sommer: Die meisten Athleten sind einfach nicht bereit, mehr als sagen wir mal sieben Einzel zu bestreiten. Wenn man möchte, dass im Sommer tatsächlich die Besten an den meisten Wettkämpfen teilnehmen, dann müsste man die Anzahl der Wettkämpfe etwas senken. Aber diese Diskussion hatten wir ja neulich erst - und ich weiß, dass das schwierig ist, weil jeder natürlich seinen Wettkampf behalten will.