Um auch mal wieder meinen Senf dazuzugeben: Eric hat mir eigentlich die Worte aus dem Mund genommen. Ich finde es völlig absurd über die Siegfähigkeit eines Fahrers zu diskutieren, der 6 Grand Prix gewonnen hat, ebensoviele Pole Positions und 8 schnellste Runden hat. Auch Erics Vergleich mit Berger und Coulthard und auch die Einschätzung siegfähig aber kein WM-Kandidat finde ich völlig angemessen.
2003 war Williams im 1. Saisondrittel in der Krise, danach durchaus siegfähig und R. Schumacher hat ja auch zwei Rennen gewonnen, genausoviele wie Montoya im selben Jahr. Übrigens war auch Ralf Schumachers Bilanz gegenüber dem Teamkollegen Montoya nicht so schlecht, wie es hier manche annehmen. Er hat im gleichen Zeitraum (2001-2004) mehr Siege geholt als Montoya (6:4), zugegebenermaßen bei einer größeren F1-Erfahrung. Ab seiner 2. Saison hatte Montoya in der Endabrechnung mehr Punkte, allerdings hatte Schumi II 2003 und 2004 auch Verletzungspausen zu bewältigen. Vorallem gab es keineswegs eine durchgehende Dominanz des einen oder des anderen. Wenn man sich die Rennen anschaut, dann lag mal der eine, mal der andere vorn. Beide hatten bestimmte Schwächen und Stärken.
Bei Ralf Schumacher gibt es eine eine gewisse Schwankungsbreite der Leistungen. Er bekommt oft nicht das ganze Wochenende perfekt hin und hat oft zu Saisonanfang Schwierigkeiten, in die Gänge zu kommen. Wenn er gut drauf ist und ihm das Auto passt, denke ich, dass er so ziemlich mit jedem mithalten kann.
Was Toyota angeht, waren sie 2005 auf einem recht guten Weg, aber sie haben sich 2006 einfach in der Entwicklungsstrategie verrannt. Sie haben das Auto früh präsentiert und wollten während der Saison gleich 2 große Updates bringen, aber es hat nicht recht funktioniert (was Mike Gascoyne, der sich das ausgedacht hatte, wohl auch den Job gekostet hat). Die Aerodynamik war zum Saisonstart bereits veraltet und die Entwicklungsschritte waren nicht groß genug (und sind am Ende, als die Pace besser wurde, auf die Zuverlässigkeit gegangne). Einfach verzockt, würde ich sagen.
Zu Allens interessantem Beitrag über den Entwicklungsbeitrag eines Fahrers:
Ich glaube, in erster Linie geht es für den Fahrer darum, das vorhandene Potential des Autos möglichst gut auszuschöpfen und einen Einklang zwischen der eigenen Fahrweise und dem Fahrverhalten des Autos herzustellen. Bei den enormen Einstellmöglichkeiten der heutigen Autos, ist das nicht banal. Es gibt schon Fahrer, die mehr Verständnis mitbringen oder die das Verhalten eines Autos differenzierter beschreiben können als andere oder auch die Änderungen klarer spüren. Es gibt definitiv Fahrer, die bei der Abstimmung öfter richtig liegen, als andere und den Ingenieuren mehr Hinweise geben können, in welche Richtung die Reise gehen soll. Entwickeln tun natürlich die Techniker, nicht die Fahrer. Aber die Techniker merken mit der Zeit schon, ob sie mit den Angaben eines bestimmten Fahrers mehr oder weniger anfangen können. Senna war z.B. berühmt für seine unglaublich detaillierten Schilderungen des Fahrzeugverhaltens.
Was natürlich auch eine Rolle spielt, ist, wie flexibel der Fahrer in seiner eigenen Fahrweise ist. Ich vermute, dass sich große Champions wie Prost, Senna oder auch Michael Schumacher auch dadurch unterscheiden, dass sie sich stärker und schneller auf das Verhalten eines Autos einstellen, dass sie mehr ausprobieren und einfach mit einer etwas größeren Bandbreite von Fahrverhalten zurecht kommen als andere. Gerade bei Michael Schumacher ist
das ja oft beschrieben und anhand der Telemetriedaten belegt worden. Bei früheren Champs war es wohl ähnlich, bloß gab es noch nicht die heutige Telemetrie um das zu belegen.
Aber natürlich hat der Beitrag eines Fahrers Grenzen. Es fällt mir schwer, den Unterschied genau in Zehnteln auszudrücken, aber viel mehr als eine halbe Sekunde wird es in der Tat selten ausmachen. Das Potential der aerodynamischen Effizienz, des Motor oder auch innewohnende Balanceprobleme setzen unüberwindliche Grenzen. Kein Fahrer dieser Welt kann bei einem misslungenen Auto mehr als einige Zehntel pro Runde wettmachen, vorallem nicht über eine ganze Renndistanz. Das größte Problem ist ja immer, wenn ein Auto schlecht funktioniert und die Techniker nicht verstehen, warum. Da hängt es auch ein wenig vom Problem und vom Zufall ab, ob ein Fahrer dazu beitragen kann, den Fehler (schneller) zu verstehen, oder nicht. Aber es gibt schon welche, die dabei mehr oder weniger Erfolg haben als andere.