TT#18
Nachwuchsspieler
Ich mach mal wieder den Thread für die Snooker-Weltmeisterschaft auf. Vom 20. April bis zum 6. Mai 2013 wird das Spektakel ausgetragen, 250.000 Pfund sind die Siegprämie, 1.111.000 Pfund sind insgesamt im Topf. Der war früher auch mal größer, aber seit Embassy wegen des Tabakwerbegesetzes als Sponsor ausgeschieden ist, müssen sich die Spieler mit weniger zufrieden geben. Erst 888.com, mittlerweile ist also Betfred der Titelsponsor. Der Gewinner bekommt dicke 10000 Weltranglistenpunkte, der Finalist immerhin noch 8000. Die gibt es zB auch für den Sieg bei der UK Championship. Titelverteidiger ist Ronnie O'Sullivan, der hat aber seit über einem halben Jahr kein Profimatch mehr bestritten. Die meisten Titel im Feld haben Ronnie und Higgins mit jeweils 4, Higgins hat aber noch ein weiteres Finale auf dem Konto.
Draw:
Ronnie O'Sullivan - Marcus Campbell
Ali Carter - Ben Woollaston
Stuart Bingham - Sam Baird
John Higgins - Mark Davis
Shaun Murphy - Martin Gould
Graeme Dott - Peter Ebdon
Matthew Stevens - Marco Fu
Judd Trump - Dominic Dale
Neil Robertson - Robert Milkins
Ricky Walden - Michael Holt
Mark Williams - Michael White
Stephen Maguire - Dechawat Poomjaeng
Mark Allen - Mark King
Ding Junhui - Alan McManus
Barry Hawkins - Jack Lisowski
Mark Selby - Matthew Selt
Quali:
Hervorheben muss ich an dieser Stelle mal Poomjaeng und Sam Baird. Die beiden haben sich durch alle vier Qualirunden gekämpft um es ins Crucible zu schaffen. Ganz tolle Leistung. Sam Baird hat dabei Peter Lines und Rory McLeod mit 10:9 geschlagen, bevor er in der letzten Runde den langjährigen Top-16-Spieler Joe Perry mit 10:3 deklassierte, unter anderem mit dem höchsten Break der Quali, einer 142. Poomjaeng hat Hamilton mit 10:4 und dann Jamie Cope mit 10:3 geschlagen. Gut, die sind weit von ihrer Bestform entfernt, aber das war schon stark. Matthew Selt hatte gegen Ken Doherty schon mit 9:4 geführt, ehe der Darling of Dublin das tat, was er am Besten kann: Kämpfen. 5 Frames in Folge brachten ihn in den Decider, den aber Selt gewann.
Jimmy White scheiterte in der letzten Runde mit 5:10 an Robert Milkins, nachdem er zuvor zwei Matches gewonnen hatte. Steve Davis stieg erst in Runde 3 ein, scheiterte dort aber mit 7:10 an Kurt Maflin, der dann Ebdon unterlag.
Favoriten:
Da gibt es dieses Jahr ein klareres Bild als 2012. Viele tippen Neil Robertson als einen der großen Favoriten, wenn nicht sogar als "man to beat" (Ronnies Worte). Robertson spielt eine extrem konstante Saison und hat sich vom 7. auf den 2. Platz in der WRL verbessert. Bei den PTC Grand Finals verlor er das Finale nach 3:0-Führung noch mit 3:4 gegen Ding Junhui, gewann dann aber die China Open. Allerdings hat seit Ewigkeiten nicht mehr der Gewinner des letzten Turniers vor der WM dann auch den Titel geholt. Mal sehen, ob Robertson den Fluch brechen kann. Robert Milkins dürfte aber ein schwerer Gegner werden. Der Mann aus Gloucester spielt das beste Jahr seiner Karriere und stieg von Platz 36 bis auf Platz 19 in der WRL. Walden und Holt wären gute, aber dennoch machbare Gegner. Im VF gäbe es dann aber mit Maguire oder Williams sehr wahrscheinlich ein hartes Los. Kein wirklich einfacher Draw.
Mark Selby ist der andere große Name. Der hat dieses Jahr das Double aus Masters und UK Championship geholt, und jetzt will er natürlich der erste seit Mark Williams 2003 werden, der die Triple Crown in einer Saison holt. Es wäre dann auch die endgültige Krönung für den Mann, der ansonsten alles gewonnen hat. Bei den China Open verlor er das Finale gegen Robertson. Matthew Selt dürfte machbar sein, danach muss man abwarten. Lisowski ist noch unerfahren, Hawkins hatte zwar länger keine Topresultate seit dem Gewinn der Australian Open, aber zumindest auch keine Erstrundenniederlagen in den letzten Turnieren. Gegen die Topspieler hagelte es allerdings zuletzt hohe Niederlagen. Der Draw sieht also ganz gut aus.
Der dritte im Bunde wäre wohl Shaun Murphy. Der hat eigentlich bis auf das Finale bei der UK Championship nicht viel vorzuweisen. Bei den China Open im Halbfinale, war er dafür bei den World Open in schwacher Form, und für die PTC Grand Finals hatte er sich gar nicht qualifiziert. Dennoch zeigt die Formkurve alles in allem nach oben, und er wirkt sehr fokussiert. Zudem hat er einen ordentlichen Draw mit dem zuletzt formschwachen Martin Gould und dann Dott oder Ebdon in Runde 2, die auch beide nicht unbedingt ein Traumjahr haben, auch wenn Dott gewohnt konstant spielt. Danach würde das ausgeglichene Bracket mit Trump, Stevens und Fu warten. So schlecht sieht das nicht aus, aber die drei sind alle starke Gegner.
Außenseiter:
Stephen Maguire ist der erste Verfolger. Er hat endlich den Fluch gebrochen und sein erstes WRL-Turnier seit 5 Jahren gewonnen (Welsh Open). In China scheiterte er in den Semis im Decider an Robertson. Die Form schwankt zwischen großartig und grausam. Mit Poomjaeng hat er einen Spieler im Siegesrausch vor der Brust, dann würde wohl Williams warten. Der ist aber dieses Jahr noch in keinem Finale gewesen und von Platz 3 auf 10 gefallen.
Dahinter sind dann gewohnt viele Namen zu nennen: Stuart Bingham hat sich in der Weltspitze festgesetzt und spielt eine gute Saison. Sam Baird ist in Form, aber Higgins und Davis eher nicht. Die Chancen für ein Viertelfinale sind gegeben. Mark Davis musste übrigens durch die Quali, obwohl er die Nr. 16 der Welt ist, denn Ronnie hat ein automatisches Startrecht als Titelverteidiger.
Higgins spielt ein schwaches Jahr, obwohl er das Shanghai Masters gewonnen hat. Das ist auch der einzige Grund, warum er immerhin noch die Nr. 7 der Welt ist. Immerhin war er bei den World Open nochmal im Halbfinale. Für ihn spricht, dass er 2007, 2009 und 2011 Weltmeister war. Das Gesetz der Serie suggestiert, dass....naja.
Mark Allen hat bei den World Open alles auseinander genommen (u.a. eben auch Higgins) und seinen Titel verteidigt, seitdem aber nicht mehr viel zustande gebracht. Zudem ist sein Draw sehr unangenehm, niemand zieht gern Mark King. Nebenbei hat er mal wieder Barry Hearn angegriffen, dass er den Fokus zu sehr auf China legen würde (stimmt, aber da kommt derzeit nunmal das Geld her), wodurch die Spieler aus den unteren WRL-Regionen Probleme bekommen würden, da sie selber für die Flüge aufkommen müssten und daher noch weniger vom Snooker leben könnten. Er selber fühlt sich übrigens auch nicht genug wertgeschätzt. Hearn und Allen werden sicher keine Freunde mehr.
Judd Trump hat die International Championships gewonnen, aber in den letzten Monaten ist es recht ruhig um ihn geworden. Er hat derzeit die erste Schwächephase seit seinem großen Durchbruch. Kann sein, dass das den Druck reduziert und ihn in Sheffield befreit aufspielen lässt. Zu den großen Favoriten zählt er derzeit jedenfalls nicht.
Ding Junhui hat bei den China Open fast schon wie gewohnt versagt, ist aber ansonsten gut drauf. Bei den World Open hatte er ein grauenhaftes Viertelfinale gegen Higgins (0:5), aber ansonsten spielt er ganz gut, wie der Titel bei den PTC Finals beweist. Dort spielte er auch ein Maximum Break. Dennoch tippen ihn nicht mehr so viele als Favoriten, über die letzten Jahre hat er in Sheffield einfach nicht genug Zählbares produziert.
Matthew Stevens hatte sich bei den World Open ins Finale gemogelt. Keine Ahnung, wie er da hinkam: er hat Murphy, Trump und Robertson hintereinander geschlagen, aber ohne dabei auch nur irgendwie zu glänzen. Das scheint seine Spezialität zu werden. Im Finale wurde er dann von Allen böse verprügelt. Sein Draw ist wohl zu schwer, um wieder ins Halbfinale zu kommen. Aber wenn er es irgendwo kann, dann im Crucible.
Einen Ungesetzten mit Titelchancen gibt es dieses Jahr nicht, im letzten Jahr musste man ja Ebdon auf der Rechnung haben. Wenn ich einen nennen MÜSSTE, würde ich Marco Fu sagen.
Tja, und dann ist da noch Ronnie. Resultate: nada. Letztes Match: 3:4 gegen Simon Bedford auf der PTC Tour im September 2012. In der zweiten Runde könnte das letztjährige Finale gegen Ali Carter warten. Ronnie hat noch nie einen WM-Titel verteidigt (wie aber sowieso kein Aktiver außer Steve Davis). Beste Voraussetzungen also...
Match Preview:
Ronnie O'Sullivan - Marcus Campbell: Klar, das Match des Titelverteidigers muss angesprochen werden. Marcus Campbell hat die PTC Tour sehr geholfen, die Mehrzahl an Spielen hat ihn in der WRL nach oben gespült (derzeit 27ter). Campbell spielt langsam, kampfstark und sehr wirr. Die Bilder auf dem Tisch gleichen oft einem Bild aus der Tagesschau. Ob Ronnie das entgegen kommt, muss man abwarten. Wenigstens wird er viel Tischzeit haben, denn Campbell ist nicht wirklich für hohen Breaks und flüssiges Spiel bekannt. Tipp: Marcus Campbell (don't shoot the messenger, aber es wäre schon möglich. Eigentlich nicht sehr wahrscheinlich, da Campbell gar nicht die Fähigkeiten hat, Ronnie auf Dauer zu beschäftigen. Aber man muss ja auch mal ein bisserl polarisieren, oder?)
John Higgins - Mark Davis: Namentlich eine klare Angelegenheit. Tatsache ist aber, dass zwischen den beiden leistungstechnisch gar kein so großer Unterschied besteht. Mark Davis spielt seit vielen Monaten sehr gutes Snooker, und die Belohnung ist Platz 16. Würde die WM nur mit 6 Roten gespielt werden, wäre er wohl einer der Favoriten, denn die inoffizielle 6-Reds-WM hat er dieses Jahr gewonnen (gg. Murphy mit 8:4 im Finale). Higgins hätte es leichter haben können. Tipp: Higgins (er wirds schon irgendwie deichseln)
Graeme Dott - Peter Ebdon: Also jeder, der Snooker wegen der Leichtigkeit eines Ronnie O'Sullivans liebt und den vor allem die hohen Breaks fesseln, der sollte hier die Fernbedienung bei Matchstart schon mal in der Hand haben. Das WM-Finale von 2006 wird ein nervenaufreibender Kampf zwischen zwei der ganz großen Grinder des Snookersports. Langsam und wahrscheinlich phasenweise auch fehlerbehaftet, aber das sind zwei, die wirklich um jeden Frame mit gezücktem Messer kämpfen. Tipp: Ebdon (er ist bekannt dafür, sich auf einzelne Turniere konzentrieren zu können. Und Graeme Dott mag in drei WM-Finals gewesen sein, hat aber auf der anderen Seite auch schon 7 (!) Erstrundenniederlagen im Crucible kassiert und es nur vier Mal über die zweite Runde hinaus geschafft)
Matthew Stevens - Marco Fu: Das wohl ausgeglichenste Match der ersten Runde. Fu hat nach langer Durststrecke endlich mal wieder Resultate vorzuweisen, vor allem das Finale beim German Masters (6:9 gegen Ali Carter verloren). Stevens war wie gesagt auch in einem Finale. Fu hatte gute PTC Finals (Viertelfinale), in China sind beide in der ersten Runde gescheitert. Könnte durchaus bis zum letzten Frame gehen, beide sind sehr fähige Breakbuilder (beide deutlich über 200 Centuries in der Karriere). Tipp: Fu
Neil Robertson - Robert Milkins: Der Favorit kriegt einen formstarken Gegner. Milkins hat wenig wirklich große Resultate vorzuweisen (Viertelfinale bei den Welsh Open zB), aber er spielt äußerst konstant und ist ein sehr schneller und flüssiger Spieler, der problemlos in einen Lauf kommen kann. Robertson hat dieses Jahr schon mehrere Matches leichtfertig aus der Hand gegeben (zB auch auf der PTC Tour eine klare Führung gegen Kurt Maflin), aber er ist mental sehr stark und kümmert sich nicht groß um Vergangenes. Tipp: Robertson
Ding Junhui - Alan McManus: Einer meiner absoluten Lieblinge kehrt zurück ins Crucible. Alan "angles" McManus war schon auf dem Weg in den Ruhestand (außerhalb der Top 50), und dann kam 2013. McManus hat zuletzt haufenweise Matches gewonnen und sich für mehrere Turniere qualifiziert (Viertelfinale Welsh Open war das Highlight, sein erstes seit 7 Jahren). In der Quali hat er den indischen Spieler Aditya Mehta (der auch eine gute Saison spielt meiner Meinung nach) in einem Wahnsinnsmatch 10:9 geschlagen, das ging über 9 Stunden. Ein Frame dauerte glaube ich fast 50 Minuten. Mittlerweile sollte er die Top 48 sicher haben, das heißt eine Qualirunde weniger (was übrigens schlecht für Steve Davis ist, denn der fällt aus den Top 48 und muss nächstes Jahr erstmal drei Qualirunden spielen ). McManus ist taktisch stark und sehr konstant, und er hat alle Erfahrung dieser Welt. Eine Überraschung liegt im Bereich des Möglichen. Dennoch ist mein Tipp: Ding Junhui
Barry Hawkins - Jack Lisowski: Da kann ich nur empfehlen mal reinzuschauen. Jack Lisowski ist ein Gesicht, das man sich merken muss. Der Buddie von Judd Trump hat sich in der WRL stabilisiert und ist derzeit 37ter. Eine gute WM könnte ihn noch in die Top 32 bringen. Hawkins hat eine gute Saison hinter sich, mit dem Highlight des Titels bei den Australian Open (die man aber nicht wirklich als ein Bezugspunkt sehen kann, das Turnier ist 9 Monate her). Er hat mittlerweile auch im Crucible das Siegen gelernt, kam hier aber noch nie über die zweite Runde hinaus. Hier wage ich nochmal was und sage: Lisowski (das kann auch in die Hose gehen, aber Hawkins und das Crucible, das ist keine Liebe, und wirklich stark war er zuletzt nicht)
Bei den anderen gehe ich größtenteils von Favoritensiegen aus, sind ja auch ein paar (vermutlich) recht klare Angelegenheiten dabei.
Den schwersten Draw teilen sich aus meiner Sicht Allen und Ding Junhui. Erst haben beide einen wirklich erfahrenen und verdammt unangenehmen Kämpfer in Runde 1, dann wahrscheinlich den jeweils anderen in Runde 2, oder aber eben wieder so einen mühsamen, sich in den tischverkrallenden Terrier. Dann wohl Selby, danach Robertson/Maguire/Williams (was dann aber ohnehin das Halbfinale wäre). Das ist schon eine harte Kiste.
So, genug geschrieben, analysiert und spekuliert. Am Samstag haben dann die Profis das Wort, und werden vermutlich jede weiter oben verfasste Prognose ad absurdum führen. Die Snooker-WM ist einfach so herrlich unvorhersehbar
Draw:
Ronnie O'Sullivan - Marcus Campbell
Ali Carter - Ben Woollaston
Stuart Bingham - Sam Baird
John Higgins - Mark Davis
Shaun Murphy - Martin Gould
Graeme Dott - Peter Ebdon
Matthew Stevens - Marco Fu
Judd Trump - Dominic Dale
Neil Robertson - Robert Milkins
Ricky Walden - Michael Holt
Mark Williams - Michael White
Stephen Maguire - Dechawat Poomjaeng
Mark Allen - Mark King
Ding Junhui - Alan McManus
Barry Hawkins - Jack Lisowski
Mark Selby - Matthew Selt
Quali:
Hervorheben muss ich an dieser Stelle mal Poomjaeng und Sam Baird. Die beiden haben sich durch alle vier Qualirunden gekämpft um es ins Crucible zu schaffen. Ganz tolle Leistung. Sam Baird hat dabei Peter Lines und Rory McLeod mit 10:9 geschlagen, bevor er in der letzten Runde den langjährigen Top-16-Spieler Joe Perry mit 10:3 deklassierte, unter anderem mit dem höchsten Break der Quali, einer 142. Poomjaeng hat Hamilton mit 10:4 und dann Jamie Cope mit 10:3 geschlagen. Gut, die sind weit von ihrer Bestform entfernt, aber das war schon stark. Matthew Selt hatte gegen Ken Doherty schon mit 9:4 geführt, ehe der Darling of Dublin das tat, was er am Besten kann: Kämpfen. 5 Frames in Folge brachten ihn in den Decider, den aber Selt gewann.
Jimmy White scheiterte in der letzten Runde mit 5:10 an Robert Milkins, nachdem er zuvor zwei Matches gewonnen hatte. Steve Davis stieg erst in Runde 3 ein, scheiterte dort aber mit 7:10 an Kurt Maflin, der dann Ebdon unterlag.
Favoriten:
Da gibt es dieses Jahr ein klareres Bild als 2012. Viele tippen Neil Robertson als einen der großen Favoriten, wenn nicht sogar als "man to beat" (Ronnies Worte). Robertson spielt eine extrem konstante Saison und hat sich vom 7. auf den 2. Platz in der WRL verbessert. Bei den PTC Grand Finals verlor er das Finale nach 3:0-Führung noch mit 3:4 gegen Ding Junhui, gewann dann aber die China Open. Allerdings hat seit Ewigkeiten nicht mehr der Gewinner des letzten Turniers vor der WM dann auch den Titel geholt. Mal sehen, ob Robertson den Fluch brechen kann. Robert Milkins dürfte aber ein schwerer Gegner werden. Der Mann aus Gloucester spielt das beste Jahr seiner Karriere und stieg von Platz 36 bis auf Platz 19 in der WRL. Walden und Holt wären gute, aber dennoch machbare Gegner. Im VF gäbe es dann aber mit Maguire oder Williams sehr wahrscheinlich ein hartes Los. Kein wirklich einfacher Draw.
Mark Selby ist der andere große Name. Der hat dieses Jahr das Double aus Masters und UK Championship geholt, und jetzt will er natürlich der erste seit Mark Williams 2003 werden, der die Triple Crown in einer Saison holt. Es wäre dann auch die endgültige Krönung für den Mann, der ansonsten alles gewonnen hat. Bei den China Open verlor er das Finale gegen Robertson. Matthew Selt dürfte machbar sein, danach muss man abwarten. Lisowski ist noch unerfahren, Hawkins hatte zwar länger keine Topresultate seit dem Gewinn der Australian Open, aber zumindest auch keine Erstrundenniederlagen in den letzten Turnieren. Gegen die Topspieler hagelte es allerdings zuletzt hohe Niederlagen. Der Draw sieht also ganz gut aus.
Der dritte im Bunde wäre wohl Shaun Murphy. Der hat eigentlich bis auf das Finale bei der UK Championship nicht viel vorzuweisen. Bei den China Open im Halbfinale, war er dafür bei den World Open in schwacher Form, und für die PTC Grand Finals hatte er sich gar nicht qualifiziert. Dennoch zeigt die Formkurve alles in allem nach oben, und er wirkt sehr fokussiert. Zudem hat er einen ordentlichen Draw mit dem zuletzt formschwachen Martin Gould und dann Dott oder Ebdon in Runde 2, die auch beide nicht unbedingt ein Traumjahr haben, auch wenn Dott gewohnt konstant spielt. Danach würde das ausgeglichene Bracket mit Trump, Stevens und Fu warten. So schlecht sieht das nicht aus, aber die drei sind alle starke Gegner.
Außenseiter:
Stephen Maguire ist der erste Verfolger. Er hat endlich den Fluch gebrochen und sein erstes WRL-Turnier seit 5 Jahren gewonnen (Welsh Open). In China scheiterte er in den Semis im Decider an Robertson. Die Form schwankt zwischen großartig und grausam. Mit Poomjaeng hat er einen Spieler im Siegesrausch vor der Brust, dann würde wohl Williams warten. Der ist aber dieses Jahr noch in keinem Finale gewesen und von Platz 3 auf 10 gefallen.
Dahinter sind dann gewohnt viele Namen zu nennen: Stuart Bingham hat sich in der Weltspitze festgesetzt und spielt eine gute Saison. Sam Baird ist in Form, aber Higgins und Davis eher nicht. Die Chancen für ein Viertelfinale sind gegeben. Mark Davis musste übrigens durch die Quali, obwohl er die Nr. 16 der Welt ist, denn Ronnie hat ein automatisches Startrecht als Titelverteidiger.
Higgins spielt ein schwaches Jahr, obwohl er das Shanghai Masters gewonnen hat. Das ist auch der einzige Grund, warum er immerhin noch die Nr. 7 der Welt ist. Immerhin war er bei den World Open nochmal im Halbfinale. Für ihn spricht, dass er 2007, 2009 und 2011 Weltmeister war. Das Gesetz der Serie suggestiert, dass....naja.
Mark Allen hat bei den World Open alles auseinander genommen (u.a. eben auch Higgins) und seinen Titel verteidigt, seitdem aber nicht mehr viel zustande gebracht. Zudem ist sein Draw sehr unangenehm, niemand zieht gern Mark King. Nebenbei hat er mal wieder Barry Hearn angegriffen, dass er den Fokus zu sehr auf China legen würde (stimmt, aber da kommt derzeit nunmal das Geld her), wodurch die Spieler aus den unteren WRL-Regionen Probleme bekommen würden, da sie selber für die Flüge aufkommen müssten und daher noch weniger vom Snooker leben könnten. Er selber fühlt sich übrigens auch nicht genug wertgeschätzt. Hearn und Allen werden sicher keine Freunde mehr.
Judd Trump hat die International Championships gewonnen, aber in den letzten Monaten ist es recht ruhig um ihn geworden. Er hat derzeit die erste Schwächephase seit seinem großen Durchbruch. Kann sein, dass das den Druck reduziert und ihn in Sheffield befreit aufspielen lässt. Zu den großen Favoriten zählt er derzeit jedenfalls nicht.
Ding Junhui hat bei den China Open fast schon wie gewohnt versagt, ist aber ansonsten gut drauf. Bei den World Open hatte er ein grauenhaftes Viertelfinale gegen Higgins (0:5), aber ansonsten spielt er ganz gut, wie der Titel bei den PTC Finals beweist. Dort spielte er auch ein Maximum Break. Dennoch tippen ihn nicht mehr so viele als Favoriten, über die letzten Jahre hat er in Sheffield einfach nicht genug Zählbares produziert.
Matthew Stevens hatte sich bei den World Open ins Finale gemogelt. Keine Ahnung, wie er da hinkam: er hat Murphy, Trump und Robertson hintereinander geschlagen, aber ohne dabei auch nur irgendwie zu glänzen. Das scheint seine Spezialität zu werden. Im Finale wurde er dann von Allen böse verprügelt. Sein Draw ist wohl zu schwer, um wieder ins Halbfinale zu kommen. Aber wenn er es irgendwo kann, dann im Crucible.
Einen Ungesetzten mit Titelchancen gibt es dieses Jahr nicht, im letzten Jahr musste man ja Ebdon auf der Rechnung haben. Wenn ich einen nennen MÜSSTE, würde ich Marco Fu sagen.
Tja, und dann ist da noch Ronnie. Resultate: nada. Letztes Match: 3:4 gegen Simon Bedford auf der PTC Tour im September 2012. In der zweiten Runde könnte das letztjährige Finale gegen Ali Carter warten. Ronnie hat noch nie einen WM-Titel verteidigt (wie aber sowieso kein Aktiver außer Steve Davis). Beste Voraussetzungen also...
Match Preview:
Ronnie O'Sullivan - Marcus Campbell: Klar, das Match des Titelverteidigers muss angesprochen werden. Marcus Campbell hat die PTC Tour sehr geholfen, die Mehrzahl an Spielen hat ihn in der WRL nach oben gespült (derzeit 27ter). Campbell spielt langsam, kampfstark und sehr wirr. Die Bilder auf dem Tisch gleichen oft einem Bild aus der Tagesschau. Ob Ronnie das entgegen kommt, muss man abwarten. Wenigstens wird er viel Tischzeit haben, denn Campbell ist nicht wirklich für hohen Breaks und flüssiges Spiel bekannt. Tipp: Marcus Campbell (don't shoot the messenger, aber es wäre schon möglich. Eigentlich nicht sehr wahrscheinlich, da Campbell gar nicht die Fähigkeiten hat, Ronnie auf Dauer zu beschäftigen. Aber man muss ja auch mal ein bisserl polarisieren, oder?)
John Higgins - Mark Davis: Namentlich eine klare Angelegenheit. Tatsache ist aber, dass zwischen den beiden leistungstechnisch gar kein so großer Unterschied besteht. Mark Davis spielt seit vielen Monaten sehr gutes Snooker, und die Belohnung ist Platz 16. Würde die WM nur mit 6 Roten gespielt werden, wäre er wohl einer der Favoriten, denn die inoffizielle 6-Reds-WM hat er dieses Jahr gewonnen (gg. Murphy mit 8:4 im Finale). Higgins hätte es leichter haben können. Tipp: Higgins (er wirds schon irgendwie deichseln)
Graeme Dott - Peter Ebdon: Also jeder, der Snooker wegen der Leichtigkeit eines Ronnie O'Sullivans liebt und den vor allem die hohen Breaks fesseln, der sollte hier die Fernbedienung bei Matchstart schon mal in der Hand haben. Das WM-Finale von 2006 wird ein nervenaufreibender Kampf zwischen zwei der ganz großen Grinder des Snookersports. Langsam und wahrscheinlich phasenweise auch fehlerbehaftet, aber das sind zwei, die wirklich um jeden Frame mit gezücktem Messer kämpfen. Tipp: Ebdon (er ist bekannt dafür, sich auf einzelne Turniere konzentrieren zu können. Und Graeme Dott mag in drei WM-Finals gewesen sein, hat aber auf der anderen Seite auch schon 7 (!) Erstrundenniederlagen im Crucible kassiert und es nur vier Mal über die zweite Runde hinaus geschafft)
Matthew Stevens - Marco Fu: Das wohl ausgeglichenste Match der ersten Runde. Fu hat nach langer Durststrecke endlich mal wieder Resultate vorzuweisen, vor allem das Finale beim German Masters (6:9 gegen Ali Carter verloren). Stevens war wie gesagt auch in einem Finale. Fu hatte gute PTC Finals (Viertelfinale), in China sind beide in der ersten Runde gescheitert. Könnte durchaus bis zum letzten Frame gehen, beide sind sehr fähige Breakbuilder (beide deutlich über 200 Centuries in der Karriere). Tipp: Fu
Neil Robertson - Robert Milkins: Der Favorit kriegt einen formstarken Gegner. Milkins hat wenig wirklich große Resultate vorzuweisen (Viertelfinale bei den Welsh Open zB), aber er spielt äußerst konstant und ist ein sehr schneller und flüssiger Spieler, der problemlos in einen Lauf kommen kann. Robertson hat dieses Jahr schon mehrere Matches leichtfertig aus der Hand gegeben (zB auch auf der PTC Tour eine klare Führung gegen Kurt Maflin), aber er ist mental sehr stark und kümmert sich nicht groß um Vergangenes. Tipp: Robertson
Ding Junhui - Alan McManus: Einer meiner absoluten Lieblinge kehrt zurück ins Crucible. Alan "angles" McManus war schon auf dem Weg in den Ruhestand (außerhalb der Top 50), und dann kam 2013. McManus hat zuletzt haufenweise Matches gewonnen und sich für mehrere Turniere qualifiziert (Viertelfinale Welsh Open war das Highlight, sein erstes seit 7 Jahren). In der Quali hat er den indischen Spieler Aditya Mehta (der auch eine gute Saison spielt meiner Meinung nach) in einem Wahnsinnsmatch 10:9 geschlagen, das ging über 9 Stunden. Ein Frame dauerte glaube ich fast 50 Minuten. Mittlerweile sollte er die Top 48 sicher haben, das heißt eine Qualirunde weniger (was übrigens schlecht für Steve Davis ist, denn der fällt aus den Top 48 und muss nächstes Jahr erstmal drei Qualirunden spielen ). McManus ist taktisch stark und sehr konstant, und er hat alle Erfahrung dieser Welt. Eine Überraschung liegt im Bereich des Möglichen. Dennoch ist mein Tipp: Ding Junhui
Barry Hawkins - Jack Lisowski: Da kann ich nur empfehlen mal reinzuschauen. Jack Lisowski ist ein Gesicht, das man sich merken muss. Der Buddie von Judd Trump hat sich in der WRL stabilisiert und ist derzeit 37ter. Eine gute WM könnte ihn noch in die Top 32 bringen. Hawkins hat eine gute Saison hinter sich, mit dem Highlight des Titels bei den Australian Open (die man aber nicht wirklich als ein Bezugspunkt sehen kann, das Turnier ist 9 Monate her). Er hat mittlerweile auch im Crucible das Siegen gelernt, kam hier aber noch nie über die zweite Runde hinaus. Hier wage ich nochmal was und sage: Lisowski (das kann auch in die Hose gehen, aber Hawkins und das Crucible, das ist keine Liebe, und wirklich stark war er zuletzt nicht)
Bei den anderen gehe ich größtenteils von Favoritensiegen aus, sind ja auch ein paar (vermutlich) recht klare Angelegenheiten dabei.
Den schwersten Draw teilen sich aus meiner Sicht Allen und Ding Junhui. Erst haben beide einen wirklich erfahrenen und verdammt unangenehmen Kämpfer in Runde 1, dann wahrscheinlich den jeweils anderen in Runde 2, oder aber eben wieder so einen mühsamen, sich in den tischverkrallenden Terrier. Dann wohl Selby, danach Robertson/Maguire/Williams (was dann aber ohnehin das Halbfinale wäre). Das ist schon eine harte Kiste.
So, genug geschrieben, analysiert und spekuliert. Am Samstag haben dann die Profis das Wort, und werden vermutlich jede weiter oben verfasste Prognose ad absurdum führen. Die Snooker-WM ist einfach so herrlich unvorhersehbar
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