@pojo
Zuallererst will ich sagen, dass die 3 Punkte die du aufgezählt hast, durchaus legitim sind. Das sind ja deine subjektiven Beobachtungen, die den Genuss und das Erleben des Films beeinflussen. Ich will da auch nicht groß rum diskutieren oder Kritik in den Boden reden. Ich kann das alles nachvollziehen. Mir geht es nur um grundsätzliche Dinge zu anderen Bezügen, wie man vielleicht aus meinen anderen Beiträgen raus lesen kann.
Ich beschäftige mich mit Landis schon recht lange und ähnlich wie bei Buster_D versucht er seine Botschaft klein zureden. Er ist jetzt nicht der Champion der Chauvinisten, aber er unterstützt eine Sichtweise, die mir nicht gefällt.
Zum einen
1. aus Schreibersicht, in dem er Mary Sue Charaktere quasi verbannen möchte und wir schlussendlich bei 2-3 Charakterarchetypen landen. Er stellt es als schlechtes Schreiben dar, obwohl das nicht nur in Reys Fall vollkommen Schwachsinn ist (Sie läuft nicht durch die Gegend und verprügelt alles links und rechts, sondern sie hat ständig Probleme im Film. Beispielsweise wird sie im Endkampf auch ausgeknockt und muss generell ständig weglaufen. Ihr Charakter hat aber einen hohen Lernerfolg und eine rapide Wachstumsquote. Das macht sie eigentlich nicht zu einem Mary Sue Charakter). Spock oder der alte Kirk oder Wesley Crusher sind Mary Sue Charaktere. James Bond ist ein Mary Sue/Gary Stu Charakter. Mary Sue/Gary Stu Charaktere sind ne sehr gute Ergänzung zu anderen Charakteren. Rey verstärkt Finns Charakter, weil der offensichtlich mit allem Probleme hat und das gibt ihm eine bessere Bühne. Dadurch funktioniert Kirk in den neuen Filmen auch besser, weil Spock ihm so überlegen ist.
2. aus Feministensicht. Er behauptet, dass er den Charakter von Rey hassen würde, wenn es sich dabei um eine männliche Person handelt. Was ein bullshit. Er liebt Superman. Und ähnlich wie bei Superman ist es nicht das körperliche, wo der Charakter sich entwickelt. Es passiert auf der Emotional- und Gefühlsebene. Sie ist auf der Suche nach sich selbst und ihrer Vergangenheit. Dort liegt in diesem Film ihre Charakterentwicklung. Er wird dir zwar sagen, dass seine Lieblingsstory "the death of superman" ist, weil Superman dort gebrochen wird. Aber er wird dir verschweigen, dass das natürlich das ist was Superman auf einmal interessant ist. Ein überstarker Charakter muss erstmal etabliert werden, bevor man ihn brechen kann. Wenn also Superman oder Batman ständig versagen würden, wäre der Effekt nicht so groß, wenn man sie dann bricht.
Außerdem ist er im wirklichen Leben ein Chauvinist. Was soll ich dazu also noch sagen ?
Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass es für ihre Stärke eine Begründung gibt. Ich hab da auch schon eine Ahnung welche. Will diese hier aber nicht schreiben, weil das mögliche Spoiler für die anderen Filme sind. Es ist auf Schreiberebene Gold
edit: Landis wird dir auch sagen, dass man einen weiblichen Charakter auch stark machen kann, ohne aus ihr ne Mary Sue zu machen. Dafür nimmt er dann das Beispiel von Leia in Episode 6. Vergisst aber, dass diese auch eine Entwicklung von 4 zu 6 durchgemacht hat, was sie noch stärker wirken lässt. Diese Entwicklung wird er Rey nicht eingestehen. Hat auch schon oft betont, dass man Filme als eigenes Werk betrachten muss und daher die nächsten Filme nicht zählen. Halte ich auch für Schwachsinn. Dann dürfte man nur Leia aus Episode 4 betrachten und die ist überhaupt kein starker Charakter.
edit 2: Was Lucy angeht. Da geht meiner Meinung nach die Diskussion am Kern vorbei. Die emotionale Bindung an Lucy spielt ab der Mitte des Films überhaupt keine Rolle mehr, weil dann der wirkliche Kern des Films raus kommt. Hierbei geht es nur noch um philosophische Fragen und die Rolle des Menschens im Universum. Das ist Bessons Art "Deep" zu sein. Es ist für den Zuschauer natürlich schade, aber wie gesagt das ist nicht der Kern des Films. Dementsprechend geht es am Ende auch gar nicht mehr wirklich um Lucy selbst sondern um den größeren Zusammenhang.
Dank des Internets ist es mittlerweile sehr populär über Dinge wie Logik oder Fehler in Filmen zu diskutieren. Das ist aber sehr weit weg von einer echten Literaturdiskussion, wie man sie noch früher hatte. Es ist halt für die Mehrheit einfacher nach Fehlern zu suchen, die auf dem eigenen Weltbild basieren, anstatt sich mit Botschaften des Filmes auseinander zu setzen. Gut, Logikdiskussionen sind jetzt Teil dieser Diskussion, aber das hat für mich teilweise auch Stammtischcharakter. Dinge wie Honest Trailer sind für meine Unterhaltung da, aber richtig ernst nehmen kann ich sowas nicht mehr. Star Wars ist aber ein Film, der für solche Stammtischdiskussion gut herhalten kann. Eine wirkliche Botschaft hat er nicht, darum ist es in Ordnung. Da die Essenz von Star Wars ist, Hommage an anderen Werken zu nehmen (Flash Gordon etc.), nehme ich dem Film seine Eigen-Referenz auch nicht so übel.