Grundfalsch, es wäre dann nämlich kein Betrüger. Warum sollen sich die Profis nicht zudröhnen? Letztlich ist heute Sport ohnehin nur noch reines Entertainment für eine zahlende Masse, welche diesem Gebiet höchste Einnahmen garantiert. Warum soll man Doping illegalisieren, wenn sich dafür kein guter und zwingender Grund findet (wohlgemerkt: in einer freiheitlichen Gesellschaft)? Jeder ab 18 darf seinem Körper antun, was er möchte, vorher sind Eltern und Jugendamt zum Schutze da. I.Ü. setzt Doping nur konsequent fort, was Mutter Natur schon angelegt hat. Ich zB bin gegenüber Usain Bolt offensichtlich genetisch benachteiligt. Mich mit ihm zu messen, wäre ungefähr so als wenn ich gegen eine 12jährige boxe. Wer Doping verbieten will, der soll mir sagen, warum es nicht mehrere Klassen im 100m Sprint gibt (ähnlich dem Behindertensport), wo Leute mit ähnlichen genetischen Anlagen starten. Warum spricht niemand über genetisches Parentaldoping, welches nicht nur mir eine glorreiche Zeit verbaut hat.
Das Problem des Doping ist das Problem einer zunehmend verheuchelten Gesellschaft, die nur noch einem Gott dient: Konsum. Gegen Konsum ist Jahwe ein impotenter alter Greis^^. Daher werden wir noch jahrelang diese Schauspielereien erdulden. Ich habe mich mit Doping abgefunden, genauso wie mit der Söldnermentalität der Profisportler und drücke dann halt wenigstens denen die Daumen "die in dem Rotz noch am edelsten scheinen", zB Jan im Gegensatz zum Lance, zB [Bundesligaverein] im Gegensatz zu Bayern.
Du hast eine einerseits eine sehr zynische Sichtweise und andererseits ein komisches Rechtsverständnis. Natürlich kann jeder im Rahmen der Gesetze die freiheitlichen Dinge tun, die er möchte, solange er andere nicht in dessen Freiheit einschränkt. Ist es aus deiner Sicht allerdings genauso im Ermessen eines jeden einzelnen, sich aufzuputschen und zu dopen und dann wenn gesundheitliche Schäden eintreten, die Gesellschaft um Linderung der Folgen daraus zu ersuchen?
Hinsichtlich der von dir angesprochenen Leistungsklassen kommen wir doch zu dem Schluss, das Spitzensport nichts anderes als eine Industrie ist, von der viele profitieren (Sportartikelfirmen, TV-Sender, Drogenhändler, die Sportler am allerwenigsten). Die Leistungsklassen gewähren doch auch keine Fairness. Vielmehr ist es doch wichtig, wie wir für uns persönlich Sport definieren.
Im Fußball assoziieren die Fans den Erfolg ihrer Mannschaft oftmals auch mit einem persönlichen Erfolg. Es ist ein Mittel dem Alltag zu entfliehen, sich zu freuen und zu leiden. Diese Form der Ablenkung nimmt nüchtern betrachtet paranoide Züge an.
Sport als Form der Bewegung, die uns der Alltag kaum noch bieten kann, hat einen biologischen Wert, Sport mit anderen einen sozialen und gesellschaftlichen Wert, zur Stärken von Bindungen und dem Zusammenhalt der Gemeinschaft. Dabei geht es doch viel weniger um permanente Hochleistung, sondern um Beigeisterung, Spaß und Freude.
Diese ganze olympische Bewegung ist doch von Anfang an ein hochleistungsorientiertes Gebilde, was durch die Entwicklung der Industrie in ihren Möglichkeiten immer weiter ausgereizt wird. Vielleicht sollten wir in unserer Wahrnehmung einsehen, dass die Grenzen zwischen Hobby- und Breitensport zum Hochleistungssport nicht fließend sind, sondern dass Profisportler ein Beruf ist, bei dem man sich frühzeitig dazu entscheiden muss, mit sämtlichen Konsequenzen zu leben, die dieser mit sich bringt. Problematisch ist dabei nur, dass die Grundlagen sehr früh gelegt werden und die Heranwachsenden nicht die Chance haben, realistisch zu betrachten, auf was sie sich einlassen, wenn sie die Karriere wählen.
@ Hans A. Jan
Vielleicht sollten wir unsere Fußball-Fans mal wieder an Toni Schumachers "Anpfiff" erinnern. Doping wurde schließlich in der Bundesliga auch in den 1980er betrieben (Coptagon) nicht ausschließlich zu regenerativen Zwecken, sondern zur Steigerung der Aggression und somit der Leistungssteigerung im unmittelbaren Wettkampf.
Die Verteufelung des Radsport finde ich auch zwielichtig, gerade die Sportarten bei denen es weitestgehend auf körperliche Leistungsfähigkeit ankommt, wie Leichtathletik und Schwimmen, brauchen sich nicht ins stille Kämmerlein zurückziehen.
Zusammenfassend haben wir doch sowieso eine gesellschaftliche Diskussion darüber, wen wir unseren Kindern denn noch zweifelsfrei als Helden präsentieren können.
Wissenschaftler haben unter Umständen ihre Dissertationen nicht selbst erbracht, Politiker sind korrupt, Finanzjongleure Betrüger und gedopte Sportler ebenso. Schauspieler und Musiker haben nicht den Lebenswandel (Sex, Drugs and Rock'N'Roll), der als erstrebenswert erachtet wird. Ganz schön schwierig zu verkraften, für eine Spießerrepublik wie die unsere und nun soll es ggf. noch einem "Kulturgut" wie dem Fußball an den Kragen gehen? Undenkbar. Also wem nacheiferen, wenn doch quasi alle unter dem Verdacht stehen zu schummeln?