karmakaze
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Wie angekündigt wollte ich euch zu einer kleinen (aber hoffentlich feinen) Diskussion bis zum Start der neuen Formel 1 Saison anregen.
Das Thema ist etwas ungewöhnlich, werden doch hier sonst eher in Deutschland populärere Themen diskutiert. Dennoch, ich finde das was sich im fernen Japan da anbahnt sehr interessant und hoffe dass es euch genauso geht.
Super Aguri klingt erstmal sehr merkwürdig. "Normale" Teams werden nach Herstellern benannt, oder nach den Nachnamen ihrer Gründer, doch dieses Team wählte den Vornamen ihres geistigen Initators, Aguri Suzuki, früher selbst Formel 1 Fahrer. Ich werde dabei das Gefühl nicht los, dass der arme Aguri das noch bereuen könnte. Er gibt seinen, wohl nur in japanischen Kreisen bekannten, Namen für ein Projekt her, dass fantastischer nicht sein könnte.
Binnen nicht einmal eines halben Jahres wird aus einer bloßen Idee eine konkrete Umsetzung - und das in der Formel 1, wo es normalerweise Jahre braucht um auch nur annähernd gewappnet zu sein (so hat z.B. Toyota schon mehr als 1 Jahr intensive Vorbereitungen gebraucht um dann dennoch in der ersten Saison zu enttäuschen).
Das Wie und Was will mich jetzt erstmal nicht interessieren, mich beschäftigt ehrlich gesagt eher das Warum. Warum beginnt eine japanische Investorengruppe in gerade so einer Umbruchszeit der Formel 1 ein solches Projekt?
Eine Vermutung von mir ist hier der drohende Zusammenbruch des gesamten japanischen Fahrer-Projektes, der scheinbar die Interessenten dahinter wachgerüttelt hat. Es geht um Takuma Sato und seine Vorgänger. Seit Ukyo Katayama gab es nur sehr wenige japanische Fahrer in einer Sportart die doch sehr interessant für Japaner erscheint. Zwei große Auto-Hersteller, ein großer Reifenhersteller, etliche Sponsoren und ein sehr beliebter Grand-Prix kommen aus diesem Land, um von der Vergangenheit nicht einmal zu sprechen. Japan ist ein Technologieland, die Formel 1 ist eine Technologie-Sportart (so bitter das auch für viele klingt) und dennoch hinkt etwas hinterher, die Identifikationsfigur für dieses Land. So beliebt Mika Häkkinen, Kimi Räikkönen, Michael Schumacher und co. auch seien mögen, sie sind in diesem doch sehr national geprägten Land "Gaijins" (Ausländer). Es gibt keinen japanischen Hero, den die international aggierenden (aber auch gerade im Inland sehr umsatzstarken) japanischen Firmen nutzen könnten um im heimischen Markt ihre Investitionen auch einmal marketing-technisch auszunutzen. Und es tut mir leid, aber darum dreht sich vieles. Ayrton Senna war ein Idol für Brasilien, Nigel Mansell eines für England und Michael Schumacher ist eines für Deutschland. Sowas verkauft sich auch gut, besonders wenn man wie die Japaner doch einen recht erkläglichen Teil am Grand-Prix-Circus beiträgt.
Katayama konnte sich einige Jahre halten, war sehr beliebt, aber auch nicht sonderlich erfolgreich. Seine Nachfolger, Takagi und Nakano, waren weit weniger bedeutsam. Mit Sato sollte sich das ändern. Er hätte das Talent, die Fähigkeiten, und er wurde auch entsprechend ausgestattet. Nach einem Lehrjahr bei Jordan, konnte er bei BAR andocken. Das Team war gut, nur konnte "Taku" das für sich nie länger als für ein Rennen herüberbringen. Dennoch, der Erfolg in Japan war beträchtlich. In Suzuka, dem japanischen Grand-Prix, wurden endlich wieder Takuma-Feste gefeiert und auch die Medienpräsenz von Sato konnte sich sehen lassen, war er doch laut einer Umfrage unter den Top5 Sportlern des Landes. Was daraus wurde, wissen wir alle. Takuma "übereiferte" sich durch Kampfeswillen und Einsatz aus dem Cockpit, selbst eine Komplett-Übernahme von BAR durch Honda änderte nichts daran. Für Honda mag das verständlich sein, will man doch nach Jahren großer Investitionen endlich einmal Erfolge (also Meisterschaften, wenigstens Siege) sehen. Für japanische Interessenten war es aber ein Graus, zumal ja auch Toyota lieber an Fahrer anderer Länder Geld überweist als einen Mann aus ihrem Land zu übernehmen. Ich vermute, die Entlassung Sato's war der ausschlagende Punkt. So konnte es nicht weiter gehen. Sato war der beste, danach kommen meiner Meinung nach nicht mehr wirklich viele. Auch Yuji Ide ist schon über 30 und von jüngeren Fahrern wimmelt es auch nicht gerade.
Und was tut man, wenn es der Prophet nicht zum Berg schafft? Na klar, der Berg muss eben zum Propheten (10 € ins Phrasenschwein)! Wenn kein Team Sato haben will, dann muss man halt eines bauen. Gesagt, getan. An Geld wird es vorerst nicht mangeln, haben sich doch spontan Honda (schlechtes Gewissen?) und Bridgestone bereit erklärt auszuhelfen. Besonders Honda dürfte auch aktiv daran interessiert sein Sato weiterhin zu helfen, war man doch jahrelang einer dieser Interessenten und Sponsoren, würde ich mal mutmaßen, sind nicht das Problem in Japan.
Was bleibt, ist eine Gefahr für den Namen Aguri Suzuki und auch für den Namen Takuma Sato...
...denn das Team wurde so schnell aus dem Boden gestampft und mit dem nächstbesten verfügbaren Materialien und Personal ausgestattet, dass einem schon schwindelig werden kann. Wie will man da erfolgreich sein? Reicht es denn den Japanern, allen voran Suzuki und Sato, nach olympischen Motto nur dabei zu sein, oder aber ist das ganze ein verzweifelter Versuch der Realität (die Formel 1 fordert mehr als japanische Piloten derzeit bieten können) zu entkommen?
So, es war mal wieder mehr als ich eigentlich schreiben wollte. Aber was solls, ich hab ja Zeit...
Die Anregung für euch ist ganz klar eine kritische Meinung zu meiner Vermutung, denn nichts anderes ist es, und natürlich die üblichen "Verdächtigen" unter den Fragen, z.B. über die weitere Entwicklung. Dazu auch der Aufruf zur Umfrage, und wie immer: Habt Spass beim Diskutieren!
Das Thema ist etwas ungewöhnlich, werden doch hier sonst eher in Deutschland populärere Themen diskutiert. Dennoch, ich finde das was sich im fernen Japan da anbahnt sehr interessant und hoffe dass es euch genauso geht.
Super Aguri klingt erstmal sehr merkwürdig. "Normale" Teams werden nach Herstellern benannt, oder nach den Nachnamen ihrer Gründer, doch dieses Team wählte den Vornamen ihres geistigen Initators, Aguri Suzuki, früher selbst Formel 1 Fahrer. Ich werde dabei das Gefühl nicht los, dass der arme Aguri das noch bereuen könnte. Er gibt seinen, wohl nur in japanischen Kreisen bekannten, Namen für ein Projekt her, dass fantastischer nicht sein könnte.
Binnen nicht einmal eines halben Jahres wird aus einer bloßen Idee eine konkrete Umsetzung - und das in der Formel 1, wo es normalerweise Jahre braucht um auch nur annähernd gewappnet zu sein (so hat z.B. Toyota schon mehr als 1 Jahr intensive Vorbereitungen gebraucht um dann dennoch in der ersten Saison zu enttäuschen).
Das Wie und Was will mich jetzt erstmal nicht interessieren, mich beschäftigt ehrlich gesagt eher das Warum. Warum beginnt eine japanische Investorengruppe in gerade so einer Umbruchszeit der Formel 1 ein solches Projekt?
Eine Vermutung von mir ist hier der drohende Zusammenbruch des gesamten japanischen Fahrer-Projektes, der scheinbar die Interessenten dahinter wachgerüttelt hat. Es geht um Takuma Sato und seine Vorgänger. Seit Ukyo Katayama gab es nur sehr wenige japanische Fahrer in einer Sportart die doch sehr interessant für Japaner erscheint. Zwei große Auto-Hersteller, ein großer Reifenhersteller, etliche Sponsoren und ein sehr beliebter Grand-Prix kommen aus diesem Land, um von der Vergangenheit nicht einmal zu sprechen. Japan ist ein Technologieland, die Formel 1 ist eine Technologie-Sportart (so bitter das auch für viele klingt) und dennoch hinkt etwas hinterher, die Identifikationsfigur für dieses Land. So beliebt Mika Häkkinen, Kimi Räikkönen, Michael Schumacher und co. auch seien mögen, sie sind in diesem doch sehr national geprägten Land "Gaijins" (Ausländer). Es gibt keinen japanischen Hero, den die international aggierenden (aber auch gerade im Inland sehr umsatzstarken) japanischen Firmen nutzen könnten um im heimischen Markt ihre Investitionen auch einmal marketing-technisch auszunutzen. Und es tut mir leid, aber darum dreht sich vieles. Ayrton Senna war ein Idol für Brasilien, Nigel Mansell eines für England und Michael Schumacher ist eines für Deutschland. Sowas verkauft sich auch gut, besonders wenn man wie die Japaner doch einen recht erkläglichen Teil am Grand-Prix-Circus beiträgt.
Katayama konnte sich einige Jahre halten, war sehr beliebt, aber auch nicht sonderlich erfolgreich. Seine Nachfolger, Takagi und Nakano, waren weit weniger bedeutsam. Mit Sato sollte sich das ändern. Er hätte das Talent, die Fähigkeiten, und er wurde auch entsprechend ausgestattet. Nach einem Lehrjahr bei Jordan, konnte er bei BAR andocken. Das Team war gut, nur konnte "Taku" das für sich nie länger als für ein Rennen herüberbringen. Dennoch, der Erfolg in Japan war beträchtlich. In Suzuka, dem japanischen Grand-Prix, wurden endlich wieder Takuma-Feste gefeiert und auch die Medienpräsenz von Sato konnte sich sehen lassen, war er doch laut einer Umfrage unter den Top5 Sportlern des Landes. Was daraus wurde, wissen wir alle. Takuma "übereiferte" sich durch Kampfeswillen und Einsatz aus dem Cockpit, selbst eine Komplett-Übernahme von BAR durch Honda änderte nichts daran. Für Honda mag das verständlich sein, will man doch nach Jahren großer Investitionen endlich einmal Erfolge (also Meisterschaften, wenigstens Siege) sehen. Für japanische Interessenten war es aber ein Graus, zumal ja auch Toyota lieber an Fahrer anderer Länder Geld überweist als einen Mann aus ihrem Land zu übernehmen. Ich vermute, die Entlassung Sato's war der ausschlagende Punkt. So konnte es nicht weiter gehen. Sato war der beste, danach kommen meiner Meinung nach nicht mehr wirklich viele. Auch Yuji Ide ist schon über 30 und von jüngeren Fahrern wimmelt es auch nicht gerade.
Und was tut man, wenn es der Prophet nicht zum Berg schafft? Na klar, der Berg muss eben zum Propheten (10 € ins Phrasenschwein)! Wenn kein Team Sato haben will, dann muss man halt eines bauen. Gesagt, getan. An Geld wird es vorerst nicht mangeln, haben sich doch spontan Honda (schlechtes Gewissen?) und Bridgestone bereit erklärt auszuhelfen. Besonders Honda dürfte auch aktiv daran interessiert sein Sato weiterhin zu helfen, war man doch jahrelang einer dieser Interessenten und Sponsoren, würde ich mal mutmaßen, sind nicht das Problem in Japan.
Was bleibt, ist eine Gefahr für den Namen Aguri Suzuki und auch für den Namen Takuma Sato...
...denn das Team wurde so schnell aus dem Boden gestampft und mit dem nächstbesten verfügbaren Materialien und Personal ausgestattet, dass einem schon schwindelig werden kann. Wie will man da erfolgreich sein? Reicht es denn den Japanern, allen voran Suzuki und Sato, nach olympischen Motto nur dabei zu sein, oder aber ist das ganze ein verzweifelter Versuch der Realität (die Formel 1 fordert mehr als japanische Piloten derzeit bieten können) zu entkommen?
So, es war mal wieder mehr als ich eigentlich schreiben wollte. Aber was solls, ich hab ja Zeit...
Die Anregung für euch ist ganz klar eine kritische Meinung zu meiner Vermutung, denn nichts anderes ist es, und natürlich die üblichen "Verdächtigen" unter den Fragen, z.B. über die weitere Entwicklung. Dazu auch der Aufruf zur Umfrage, und wie immer: Habt Spass beim Diskutieren!
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