Ich wüsste nicht welche. In den Tourenwagenserien fahren sie einander in die Kiste / schubsen ohne Ende damit sie überholen können. Und auf den Ovalen, wo ich übrigens früher gern geschaut hab, funktioniert es weil der Windschatten bei solch hohen Topspeepds deutlich länger ist. Noch wichtiger (geb ich dir nochmals recht) der Luftwiderstandsunterschied bei hohen Speeds im Windschatten erheblich grösser als in der Formel1 ist. Auf den normalen Strecken seh ich keinerlei Vorteil bei z.B. den Champcars, im Gegenteil die Formel1 bietet im Moment viel die bessere Show.
Nach Aussagen von Timo Glock hat ein ChampCar nur ca. ein Fünftel des Abtriebs eines Formel 1-Boliden. Ich glaube ihm da einfach mal. Wenn man sich auch die Rennen der ChampCars anschaut(e), sieht man auch, dass die durchaus angreifen können. Prozessionen gibt es nur zwischen Boliden, die vom Speed einfach zu nah aneinander sind.
Ich will auch gar nicht den Eindruck erwecken, dass extrem viele Überholmanöver generell besser sind als viele oder mäßige. Wenn ein Bolide nur 1-2 Zehntel pro Runde schneller ist, dann soll er es auch entsprechend schwerer haben, überholen zu können (nur mit Fehlern des Vorausfahrenden). Wenn er aber 0,5 Sekunden und mehr schneller fahren kann, dann soll er es auch bitte dann schaffen, wenn der Vorausfahrende keinen Fehler macht. Dass das in bestimmten Klassen anders aussieht (Tourenwagen: Schubsen, Motorrad: in der Kurve überholen), ist der Natur der Klassen geschuldet. In der Formel 1 erwarte ich aber einfach Windschattenduelle auf der Geraden. Und die funktionieren nur mit DRS halbwegs.
je professioneller der Sport desto geringer ist Raum für Show und Spektakel. Deshalb bin ich ein Fan von Regeln die die Show begünstigen um diesem Trend entgegen zu wirken.
Beispiel Hanford-Wing: Der war auf Superovalen so stark von Bedeutung, dass es in der letzten Runde besser war, zweiter zu sein als erster - und das auch noch mit deutlichem Abstand. In meinen Augen, und das haben durch die Bank weg viele Experten und Teamchefs auch so gesehen, ist das zwar eine schöne Show (der Hanford hat für teilweise doppelt so viele Überholmanöver gesorgt), aber es hat mit den Leistungsverhältnissen nichts mehr zu tun. Der Hinterherfahrende kann noch so viel langsamer sein und der Vorausfahrende noch so verdient führen, wegen diesem einen Merkmal hätte der Hinterherfahrende einen solch überpropoortional deutlichen Vorteil, dass die Leistungsverhältnisse umgedreht werden. Jeder Fan, jeder Besucher, der das versteht, würde das auch für künstlich halten.
Genauso sehe ich es in der Formel 1. Ob es ein spannendes Rennen mit vielen Überholmanövern oder eine Prozession gibt, hängt mit DRS vorwiegend von der Stärke des DRS-Vorteils ab. Ist der sehr groß, gibt es viele Überholmanöver (z.B. Montreal). Ist er sehr klein, kaum welche (z.B. Barcelona). Mit der Leistungsfähigkeit der Boliden hat das dann genauso wenig zu tun wie bei den Hanford-beflügelten ChampCars.
Im Fussball ist es das Gleiche, 3 Punkte- und Torwart/Rückpass-Regel ein absolutes Muss, früher ist der Fussball im Defensivkonzept in Unattraktivität nahezu erstickt. Man sollte sich nicht scheuen etwas für die Show zu tun. Am Anfang sagen immer alle, das ist unnatürlich, das ist doch nicht mehr Fussball, jetzt kann ich die Statistiken nicht mehr vergleichen, und, und, und ...
Ich gebe dir vollkommen recht, dass diese Maßnahmen diese Sportarten attraktiver gemacht haben. Auch denke ich, dass DRS die Formel 1 attraktiver gemacht hat. Keine Frage. Die Frage ist nur, ob das die geeigneten Mittel dafür sind. Im Falle von Fussball: Kein blasser Schimmer! Im Falle von Formel 1: Ich denke, es geht auch anders.
Stell dir mal vor was das fürn Flop gäbe, wenn man das Reglement jetzt umstellen würde und nächste Saison kaum mehr Überholmanöver zu sehen wären.
Ich gebe dir vollkommen recht, dass die Abtriebsreduktion ein größeres Risiko für den Erfolg hat als DRS. Ich für meinen Teil bin bereit, dieses Risiko für einen "natürlicheren Sport" einzugehen.
Glaub ich nicht, es ist die Frage wie man den Diffusor ausführt. Wenn er so wie früher weit nach oben führen kann und er zudem mit dem Heckflügel interagieren kann (bildet ein virtuelles Profil), dann ist der genauso verantworlich für die Luftverwirbelungen.
Es gibt doch sowieso Bestrebungen, die Diffusoren zu verändern. Der Doppeldiffusor war doch gerade deswegen auch in der Kritik, weil er, wie das alte Profil, für mehr Wirbelschleppen sorgte. Das jetzige Anblasen ist genauso nicht weniger besorgniserregend. Genau deswegen will man ja, wenn ich es richtig verstanden habe, den Auspuff auch am Ende des Diffusors verpflichtend enden lassen. Da kann er nicht auf den Diffusor einwirken und nicht mehr verwirbeln.
Was sicher stabileren Abtireb produziert, ist die breite Bodenplatte mit der sehr grossen Fläche. Je grösser die Fläche (Unterboden), desto stabiler der Abtrieb, denke das kann man sicher sagen. Ein superkritisches Profil (Frontflügel) mit wenig Tiefe ist sicher nicht optimal gegenüber Turbulenzen.
Ein Low-Downforce-Profile führt, wie du selbst schon sagtest, doch eindeutig dazu, dass eben langsamer gefahren werden muss. Es ist ein Märchen, dass ein Bolide generell immer kritischer fährt, je weniger Abtrieb er hat - es hängt von der Geschwindigkeit ab, die Fliehkräfte produziert.
Wenn Vettel z.B. jetzt mit 200 km/h am Scheitelpunkt von Kurve 1 in Barcelona genug Abtrieb hat, um nicht nach außen getragen zu werden, dann hat er es mit der Hälfte des Abtriebs nicht. Deswegen muss er langsamer fahren und hat mit vielleicht 150 km/h in derselben Kurve die gleiche Stabilität im Boliden wie vorher bei mehr Abtrieb. Wenn ihm jetzt wegen Hinterherfahren (schlechtes Beispiel bei Vettel, i know) noch 10% anteilig von diesem Abtrieb fehlen, dann ist die Auswirkung bei einem geringerem Abtriebspaket geringer als beim jetzigen Paket (5% statt 10% Verlust).
Das einzige, was wir dadurch wirklich sicher verlieren, sind Rekordrundenzeiten (man wird wohl je nach Strecke zwischen 5-15 Sekunden mehr pro Runde brauchen) und Vollgasanteile (die in meinen Augen sowieso schon zu hoch sind - im Schnitt ja über 60%!).