Ob Jordan das in der Form überhaupt gesagt hatte, ist auch Spekulation. Rod Thorn konnte sich nicht daran erinnern, mit Jordan das Thema Thomas besprochen zu haben.
Ich bitte dich. Glaubst du denn ich erfinde den Kram einfach!?
Jordan wurde damals mit der Aussage zitiert (dass er nicht mit Thomas spielen will) und hat jetzt in der Doku eine "harmlosere" Version der Geschichte erzählt und so getan als hätte er sich nie dazu geäußert. Auch Rod Thorn streitet ab, dass über Thomas gesprochen wurde.
Aber Jack McCallum hat ein Buch über das 92er Dream Team geschrieben und dazu alle damaligen Spieler interviewt. Aus diesen Interviews wurde jetzt die Podcast Reihe "The Dream Tapes" die jetzt verföffentlich wird. Und dort hört man (laut McCallum und Zach Lowe), dass Jordan zu diesem Thema sagt:
"when Rod (Thorn) called I told him I didn`t want to play if Isiah is on the team"
Außerdem sagt er im Interview mit McCallum, dass er "worried" war, dass man Isiah nachnominiert (nachdem sich Stockton verletzt hatte).
Genau dieser Widerspruch zwischen der Doku und anderen Aussagen war doch der Ausgangspunkt der Isiah Thomas Thematik hier im Thread.
Vielleicht hätte man Thomas auch ohne den ganzen Stress mit Jordan nicht nominiert. Das können wir natürlich nicht beurteilen. Aber es ist albern so zu tun als wäre dieser Stress überhaupt kein Faktor gewesen.
Du solltest dabei auch die Dynamik bedenken. Bei einem leistungsstarken Spieler übersieht man gern mal zwischenmenschliche Fehlleistungen. Es wäre mit Sicherheit egal gewesen, wenn Thomas auf einem MVP-Level gespielt hätte. Er war unbeliebt bei vielen Gegenspielern, weil er eben nicht auf dem Level spielen konnte. Darüber täuschen auch Einzelspiele nicht hinweg.
Aber es wusste doch jeder, dass dieses Team auch mit dir, mir oder Jerry Krause als Ersatz Point Guard (statt Stockton oder Isiah Thomas) die Gold Medaille gewonnen hätte. Natürlich stimmt deine Aussage grundsätzlich. Wenn man einen Spieler sportlich benötigt, wird man eher über andere Probleme hinwegsehen. Jordan bzw die Bulls tolerierten ja auch Rodman und seine Macken. Aber im Bezug auf die olympischen Spiele spielte das doch überhaupt keine Rolle. Du tust weiterhin so als hätte man dieses Team nur anhand der maximalen sportlichen Leistungsfähigkeit ausgewählt. Aber es ist doch offensichtlich, dass das nicht so war wenn man bewusst mit einem College Kid und (eventuell) nicht einsatzfähigen Spielern anreist.
Und Isiah Thomas soll unbeliebt gewesen sein weil er nicht auf hohem Level spielen konnte?! Der war unbeliebt weil er auf dem Feld eine kleine fiese Ratte war und bei jeder Gelegenheit Laimbeer, Mahorn, Rodman und Co angefeuert hat, dass sie noch physischer und noch dreckiger spielen bzw noch härter foulen sollen. Zumindest ist das der Eindruck den ich immer aus allen Interviews mit den beteiligten Spielern mitgenommen habe. Die Gegner waren von Thomas genervt weil er einerseits freundlich lächelte und andererseits unfair spielte und als der "General" und als "Anstifter" der Bad Boys angesehen wurde.
Wenn man die Leistungsfähigkeit ignoriert und allein Listen auf Basis von Anekdoten gestaltet, dann passt das vielleicht. Ansonsten gebe ich zu bedenken, dass es allein 34 MVPs in der Geschichte der NBA bisher gab. Quasi alle davon zeigten eine bessere Peak-Performance als Isiah Thomas. Und es ist ja auch nicht so, dass Thomas jetzt eine außerordentliche Langlebigkeit in der NBA hatte. Allein dadurch sollte schon klar sein, dass Thomas in keine Top30 gehört. Wenn man sich allein die Liste der Spieler anschaut, die keinen MVP-Award gewannen und mit Sicherheit bessere Leistungen als Thomas ablieferten (und/oder eine leistungstechnisch relevante Prime, die länger dauerte als bei Thomas): Jerry West, Elgin Baylor, Dwight Howard, George Gervin, Jason Kidd, John Havlicek, Chris Paul, John Stockton, Gary Payton, Dwyane Wade, Elvin Hayes, Scottie Pippen, Walt Frazier, Patrick Ewing, Clyde Drexler, usw. Jeder dieser Spieler sollte aufgrund seiner Leistung vor einem Isiah Thomas eingeordnet werden.
Heute würde man so eine "Diskussion" clickbait nennen. Das ist künstliche Empörung über eine Entscheidung, die völlig unabhängig von irgendwelchen persönlichen Einstellungen genau so gefällt werden hätte müssen. Thomas gehörte nun mal nicht zu den besten 12 Spielern der NBA, und war auch kein Spieler, der aus irgendwelchen Marketing- oder Legacy-Gründen dabei sein hätte sollen.
Es geht doch nicht um ähnliche Boxscore-Stats, es geht um Impact. Ersetze Thomas mit Harper und Price und die Wahrscheinlichkeit, dass die Pistons den Titel gewinnen, steigt sogar.
Weil die Pistons als Team stark genug waren, um Titel zu gewinnen. Andere Spieler hätten an seiner Stelle ähnliche Heroics abgeliefert und wären eben deswegen bekannter.
Ich denke nicht, dass Du das sonderlich gut einschätzen kannst. Nehmen wir die Leistungsdaten beider Spieler (inklusive Impact, also wie viel ein Spieler einem Team hilft, Spiele zu gewinnen), dann ist Iverson BESSER als Thomas. Hier lässt Du Dich einfach von Anekdoten leiten ohne genau zu schauen, wie gut die einzelnen Spieler letztendlich waren.
Kleiner Tipp: Wenn sich die Einschätzung zu einem Spieler dadurch erheblich ändert, weil von ihm unabhängige Dinge sich ändern, dann macht man etwas bei der Evaluierung falsch. Wenn Magic sich nicht im dritten Viertel von Spiel 2 anno 89 verletzt, gewinnen die Lakers wahrscheinlich das Spiel und mitunter auch den Titel. Wenn die Bulls abseits von Jordan anno 1990 in Spiel 7 ihre Würfe normal verwandeln, dann stehen sie wahrscheinlich im Finale. Keine Titel für die Pistons, obwohl Thomas genauso gut gespielt haben könnte, wie er es tat. Keine Heroics, an die Du Dich erinnerst, und plötzlich soll Thomas ein schlechterer Spieler sein?
Wir reden von einem Teamsport, bei dem abseits der eigenen Leistung noch viele andere Dinge gut laufen müssen, auf die ein einzelner Spieler keinen Einfluss hat, damit ein Team dann den Titel gewinnt. Das sollte bei der Einschätzung und Einordnung von Spielern immer bedacht werden.
Ich habe gerade nicht die Zeit auf die anderen Punkte genauso ausführlich einzugehen... Daher eher allgemein:
Mit vielen deiner "Erklärungen" rennst du bei mir offene Türen ein. Natürlich sind Anekdoten nur kleine Puzzlestücke und nicht relevant bei der Bewertung der sportlichen Leistungsfähigkeit. Und natürlich braucht man entsprechende Mitspieler und viel Glück für den Teamerfolg.
Aber einerseits kann man die individuelle Leistungsfähigkeit nicht genau bemessen (auch wenn du mit großer Selbstverständlichkeit so tust als könntest du das) und andererseits kann man nicht abstreiten, dass die "Legacy" eines Spielers auch (!) anhand von Erfolgen und Anekdoten gebildet wird. Das mag nicht fair sein aber man kann doch nicht abstreiten, dass es so funktioniert.
Lass Nowitzki oder Garnett in ihren Meisterjahren Pech haben und durch kleine Verletzungen von Rollenspielern in den Playoffs aussscheiden. Das ist absolut unabhängig von ihren persönlichen Leistungen aber natürlich würde das massiv beeinflussen wie man über ihre "Karriere-Legacy" spricht.
---
Wenn man einfach nur über die individuelle Leistungsfähigkeit streitet, kann ich deinen Standpunkt nachvollziehen auch wenn ich nicht weiß ob ich mich deinen Einschätzung immer anschließen würde.
Aber man kann doch nicht abstreiten, dass Isiah Thomas zum damaligen Zeitpunkt das "Standing" bzw die Legacy hatte um als Kandidat für das Dream Team zu gelten. Du tust so als wäre das eine künstliche Debatte und vergleichst es mit "Clickbait" Artikeln als hätte heute jemand eine wilde These rausgehauen. Warum war das denn damals über Monate ein riesiges Thema?
Weil viele Leute die Erwartung hatten, dass Isiah als einer der Stars dieser Zeit und als das Aushängeschild der Pistons auch in Barcelona dabei sein würde. Er war nicht auf dem Level von Magic oder Bird. Aber viele Leute erwarteten, dass auch er dort sein internationales Highlight kriegt zumal er eben die Spiele 1980 verpasst hatte. Das "Motiv" des Dream Teams war ja auch, dass die Rivalen der verschiedenen Teams jetzt zusammen für ihr Land Gold holen sollen. Und in diese Reihe hätte Isiah gepasst auch wenn er im Bezug auf seine Leistungen keiner der 12 besten NBA Spieler war.
Eine Gemeinsamkeit von Jordan und Isiah ist der überschaubare Erfolg als GM/Besitzer. Insofern muss man nicht jede Spieler Einschätzung ernst nehmen
Aber auch Jordan sagt ja, dass Isiah Thomas (trotz aller Abneigung) für ihn der zweitbeste Point Guard der NBA Geschichte ist. Und das trifft wohl auch die allgemeine öffentliche Wahrnehmung zu dieser Zeit.