Benjamin
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Thema des Monats? Was soll das denn jetzt sein? Nun, im Moment gibt es nicht viele Neuigkeiten im Skispringen - die Saison ist gerade zu Ende, viele Springer genießen die wohlverdiente Pause; und dementsprechend gibt es auch kaum aktuelle Themen zu diskutieren. Aus diesem Grund, habe ich mir überlegt, eine neue Serie von Themen ins Leben zu rufen, eben das Thema des Monats.
An Jedem Monatsanfang werde ich von nun an einen Thread eröffnen, in dem ein bestimmtes Thema aus dem Skisprungbereich diskutiert werden soll - es soll sich dabei nach Möglichkeit um ein Thema handeln, bei dem sich nicht alle einig sind, sondern das kontroverse Diskussionen verspricht. Außerdem soll es dabei nicht unbedingt um ein aktuelles Thema handeln sondern um eines, das man quasi jederzeit diskutieren könnte. Wenn ich in meinem Eröffnungsbeitrag ein wenig zu provozieren versuche, so geschieht das in erster Linie, um die Diskussion anzustoßen.
Da ich selbst natürlich auch nicht unbegrenzt Themenideen dafür habe, bin ich dankbar für Themenvorschläge per PN, die dann in den folgenden Monaten als "Thema des Monats" diskutiert werden können.
Mika Kojonkoski! Die Augen eines jeden Springers beginnen zu glänzen, wenn auch nur im entferntesten eine Chance besteht, dass dieser Mann in der nächsten Saison sein Trainer werden könnte. Der Ruf des Finnen ist legendär... alles, was er anfasst, wird zu Gold. Aber besitzt er diesen Ruf zu Recht? Bei genauerer Betrachtung stellt sich zwar heraus, dass seine Mannschaften nie wirklich schlechte Leistungen erbracht haben - aber hätten sie mit anderen Trainern nicht unter Umständen noch besser sein können?
Beginnen wir mit seiner aktuellen Mannschaft, den Norwegern. Bevor Mika Kojonkoski Trainer der norwegischen Skisprungmannschaft wurde, musste die ein Tal der Tränen durchschreiten. Das Mutterland des Skispringens hatte lange Zeit keine echte Rolle mehr gespielt im Kampf um Medaillen und Kristallkugeln - Tiefpunkt war wohl der neunte Platz beim olympischen Teamspringen von Salt Lake City noch hinter Korea.
Dann kam Mika Kojonkoski - und die Norweger erlebten einen fast beispiellosen Aufstieg: Sigurd Pettersen und Anders Jacobsen gewannen die Vierschanzentournee, Roar Ljoekelsoey gewann zwei Einzeltitel bei Skiflugweltmeisterschaften, Lars Bystoel wurde Olympiasieger - Björn Einar Romoeren triumphierte bei diversen Weltcupspringen und flog in Planica weiter als jeder andere. Außerdem gewann Norwegen als Team zweimal Gold beim Skifliegen. Kein anderes Land hat so viele aktive Springer, die schon einmal ein Weltcupspringen gewonnen haben... zu den genannten kommen noch Tom Hilde und Anders Bardal hinzu.
Betrachten wir aber nun mal die Ergebnisse der laufenden Saison: Roar Ljoekelsoey - abgeschlagen. Bjoern Einar Romoeren - unter ferner liefen. Tom Hilde - ebenfalls nicht gut. Von Sigurd Pettersen oder gar Lars Bystoel will ich gar nicht sprechen.
Nun ist Skispringen bekanntermaßen ein Sport, bei dem auch die besten Springer mal eine schwache Saison erwischen können. Aber wie kann es sein, dass der angeblich beste Trainer der Welt es gleich bei so vielen Springern, die ja vielfach gezeigt haben, dass sie das Potenzial zum Siegen haben, nicht schafft, dieses Potenzial abzurufen. Sicher waren die Norweger über die Saison hinweg betrachtet dennoch nicht wirklich schlecht - aber liegt das an Kojonkoski? Oder liegt es nicht eher daran, dass er eben die Möglichkeit hat, zur Not auch gleich mehrere Springer zu ersetzen durch die gewaltige Menge an talentierten Nachwuchsspringern, die in Norwegen vor der Tür steht und die nur darauf wartet, im Weltcup Topleistungen zu zeigen. Wenn die großen Norweger schlecht springen, dann ersetzt man sie eben durch einen Jacobsen (vorvorletzte Saison), einen Hilde (vorletzte Saison) oder einen Evensen (letzte Saison).
Aber in solchem Luxus kann eben nicht jeder Trainer schwelgen. Wenn in Deutschland ein Martin Schmitt, ein Michael Uhrmann oder ein Michael Neumayer verletzt oder außer Form sind, dann kann die niemand ersetzen! Wenn in Russland ein Dimitri Vassiliev, ein Denis Kornilov oder ein Ilja Rosliakov verletzt oder außer Form sind, dann kann die niemand ersetzen! Deren Trainer müssen mit den Springern auskommen, die sie haben - und sie machen das gut.
Blicken wir nun auch mal etwas weiter zurück in die Vergangenheit: Mika Kojonkoski war auch einmal Trainer der Finnen. Nun waren die Finnen aber damals wie heute eine hervorragende Mannschaft - ihre damaligen Erfolge lassen sich also nicht unbedingt nur dem hervorragenden Trainer zuschreiben. Betrachtet man außerdem die Ergebnisse gerade von Janne Ahonen genauer, so stellt man fest, dass er seine beste Zeit hatte, nachdem Kojonkoski die Finnen verlassen hatte. Gewiss, in der Saison 1998/99 hatte er die Tournee gewonnen - aber das war auch sein einziger großer Erfolg in der Kojonkoski-Ära. Seine anderen vier Tourneesiege, seine zwei Gesamtweltcupsiege, sein zweiter WM-Titel - all das hat er erst geschafft, als Kojonkoski weg war. Gleiches gilt für die Mannschaftsspringen: Ausgerechnet während der Kojonkoski-Zeit gewann Finnland keine Goldmedaille im Teamspringen bei Großereignissen, dafür aber davor und danach. Ein Zufall?
Blicken wir noch ein Stück weiter in die Vergangenheit: Mika Kojonkoski war auch einmal Trainer der Österreicher. Nun waren natürlich auch die Österreicher nie eine schlechte Mannschaft. Aber vergleicht man ihre damaligen Ergebnisse mit den heutigen, so sieht man doch auf den ersten Blick, dass sie heute viel besser sind als zu ihrer Kojonkoski-Zeit. Auf die Springer kann man das nicht unbedingt schieben, standen doch Kojonkoski damals schon Größen wie Andreas Goldberger, Andreas Widhölzl, Martin Höllwarth oder Stefan Horngacher zur Verfügung.
Genau betrachtet spricht somit eigentlich nur der Aufstieg der Norweger dafür, dass Mika Kojonkoski wirklich ein guter Trainer ist... überall sonst war er eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Oder was denkt ihr?
An Jedem Monatsanfang werde ich von nun an einen Thread eröffnen, in dem ein bestimmtes Thema aus dem Skisprungbereich diskutiert werden soll - es soll sich dabei nach Möglichkeit um ein Thema handeln, bei dem sich nicht alle einig sind, sondern das kontroverse Diskussionen verspricht. Außerdem soll es dabei nicht unbedingt um ein aktuelles Thema handeln sondern um eines, das man quasi jederzeit diskutieren könnte. Wenn ich in meinem Eröffnungsbeitrag ein wenig zu provozieren versuche, so geschieht das in erster Linie, um die Diskussion anzustoßen.
Da ich selbst natürlich auch nicht unbegrenzt Themenideen dafür habe, bin ich dankbar für Themenvorschläge per PN, die dann in den folgenden Monaten als "Thema des Monats" diskutiert werden können.
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Mika Kojonkoski! Die Augen eines jeden Springers beginnen zu glänzen, wenn auch nur im entferntesten eine Chance besteht, dass dieser Mann in der nächsten Saison sein Trainer werden könnte. Der Ruf des Finnen ist legendär... alles, was er anfasst, wird zu Gold. Aber besitzt er diesen Ruf zu Recht? Bei genauerer Betrachtung stellt sich zwar heraus, dass seine Mannschaften nie wirklich schlechte Leistungen erbracht haben - aber hätten sie mit anderen Trainern nicht unter Umständen noch besser sein können?
Beginnen wir mit seiner aktuellen Mannschaft, den Norwegern. Bevor Mika Kojonkoski Trainer der norwegischen Skisprungmannschaft wurde, musste die ein Tal der Tränen durchschreiten. Das Mutterland des Skispringens hatte lange Zeit keine echte Rolle mehr gespielt im Kampf um Medaillen und Kristallkugeln - Tiefpunkt war wohl der neunte Platz beim olympischen Teamspringen von Salt Lake City noch hinter Korea.
Dann kam Mika Kojonkoski - und die Norweger erlebten einen fast beispiellosen Aufstieg: Sigurd Pettersen und Anders Jacobsen gewannen die Vierschanzentournee, Roar Ljoekelsoey gewann zwei Einzeltitel bei Skiflugweltmeisterschaften, Lars Bystoel wurde Olympiasieger - Björn Einar Romoeren triumphierte bei diversen Weltcupspringen und flog in Planica weiter als jeder andere. Außerdem gewann Norwegen als Team zweimal Gold beim Skifliegen. Kein anderes Land hat so viele aktive Springer, die schon einmal ein Weltcupspringen gewonnen haben... zu den genannten kommen noch Tom Hilde und Anders Bardal hinzu.
Betrachten wir aber nun mal die Ergebnisse der laufenden Saison: Roar Ljoekelsoey - abgeschlagen. Bjoern Einar Romoeren - unter ferner liefen. Tom Hilde - ebenfalls nicht gut. Von Sigurd Pettersen oder gar Lars Bystoel will ich gar nicht sprechen.
Nun ist Skispringen bekanntermaßen ein Sport, bei dem auch die besten Springer mal eine schwache Saison erwischen können. Aber wie kann es sein, dass der angeblich beste Trainer der Welt es gleich bei so vielen Springern, die ja vielfach gezeigt haben, dass sie das Potenzial zum Siegen haben, nicht schafft, dieses Potenzial abzurufen. Sicher waren die Norweger über die Saison hinweg betrachtet dennoch nicht wirklich schlecht - aber liegt das an Kojonkoski? Oder liegt es nicht eher daran, dass er eben die Möglichkeit hat, zur Not auch gleich mehrere Springer zu ersetzen durch die gewaltige Menge an talentierten Nachwuchsspringern, die in Norwegen vor der Tür steht und die nur darauf wartet, im Weltcup Topleistungen zu zeigen. Wenn die großen Norweger schlecht springen, dann ersetzt man sie eben durch einen Jacobsen (vorvorletzte Saison), einen Hilde (vorletzte Saison) oder einen Evensen (letzte Saison).
Aber in solchem Luxus kann eben nicht jeder Trainer schwelgen. Wenn in Deutschland ein Martin Schmitt, ein Michael Uhrmann oder ein Michael Neumayer verletzt oder außer Form sind, dann kann die niemand ersetzen! Wenn in Russland ein Dimitri Vassiliev, ein Denis Kornilov oder ein Ilja Rosliakov verletzt oder außer Form sind, dann kann die niemand ersetzen! Deren Trainer müssen mit den Springern auskommen, die sie haben - und sie machen das gut.
Blicken wir nun auch mal etwas weiter zurück in die Vergangenheit: Mika Kojonkoski war auch einmal Trainer der Finnen. Nun waren die Finnen aber damals wie heute eine hervorragende Mannschaft - ihre damaligen Erfolge lassen sich also nicht unbedingt nur dem hervorragenden Trainer zuschreiben. Betrachtet man außerdem die Ergebnisse gerade von Janne Ahonen genauer, so stellt man fest, dass er seine beste Zeit hatte, nachdem Kojonkoski die Finnen verlassen hatte. Gewiss, in der Saison 1998/99 hatte er die Tournee gewonnen - aber das war auch sein einziger großer Erfolg in der Kojonkoski-Ära. Seine anderen vier Tourneesiege, seine zwei Gesamtweltcupsiege, sein zweiter WM-Titel - all das hat er erst geschafft, als Kojonkoski weg war. Gleiches gilt für die Mannschaftsspringen: Ausgerechnet während der Kojonkoski-Zeit gewann Finnland keine Goldmedaille im Teamspringen bei Großereignissen, dafür aber davor und danach. Ein Zufall?
Blicken wir noch ein Stück weiter in die Vergangenheit: Mika Kojonkoski war auch einmal Trainer der Österreicher. Nun waren natürlich auch die Österreicher nie eine schlechte Mannschaft. Aber vergleicht man ihre damaligen Ergebnisse mit den heutigen, so sieht man doch auf den ersten Blick, dass sie heute viel besser sind als zu ihrer Kojonkoski-Zeit. Auf die Springer kann man das nicht unbedingt schieben, standen doch Kojonkoski damals schon Größen wie Andreas Goldberger, Andreas Widhölzl, Martin Höllwarth oder Stefan Horngacher zur Verfügung.
Genau betrachtet spricht somit eigentlich nur der Aufstieg der Norweger dafür, dass Mika Kojonkoski wirklich ein guter Trainer ist... überall sonst war er eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Oder was denkt ihr?