Klar, Paul George hat geholfen, dafür hatte Paul einen Shai und viel bessere Rollenspieler. Aber dein Punkt (erster Absatz) geht eigentlich an der Sache vorbei. Es geht doch nicht darum, ob er besser als andere Stars wie paul war. Da darf man durchaus unterschiedliche Meinungen haben. Allerdings habe ich darüber eingangs gar keine Aussage getroffen. Meine Aussage war, dass er die Teams stärker gemacht hat und dafür gibt es einige relativ klare hinweise.
Na, also da liegt für mich schon ein klarer Unterschied vor, findest du nicht? Paul George war in der OKC-Saison ein All-NBA 1st Teamer und wurde von manchen gar in der MVP Diskussion gesehen. SGA war ein All Star-Kandidat, aber Georges Level war schon ein anderes. Der Unterschied zwischen den Rollenspielern war da, aber schon eher marginal.
Wenn man das Ganze mal nüchtern und statistisch betrachtet, waren die Thunder mit Paul auf dem Feld ein klares Playoffteam und ohne ihn in der Lottery (trotz Shai btw.)
Thunder 19/20:
Paul on Court (4502 Possessions): +6.7
Paul off Court (2377 Pos.): -7.1
Das ist ein 13.8 Swing. Nicht schlecht, oder?
Thunder 18/19:
Westbrook on Court (5691 Pos.): +5.5
Westbrook off Court (2671 Pos.): 0.0
Mit Westbrook klar positiv, aber neutral ohne ihn, lag das also wirklich an ihm? Klammern wir da den All-NBA 1st Teamer Paul George aus, sieht es düster aus. Die Thunder waren in der Saison in 1400 Posessions mit Westbrook, aber ohne George auf dem Feld bei -5.4. Hm...
Paul George ohne Westbrook auf dem Feld hat die Thunder in 1763 Possessions dafür 6.5 Punkte besser gemacht. Ohne George waren die Thunder in dem Jahr, trotz Westbrook, ziemlich mies.
Bei Chris Paul sah das interessanterweise genau andersrum aus. Ohne ihn und mit SGA auf dem Feld lag OKC bei -5.6. Mit Paul und ohne Shai bei +4.5. Ich denke, nüchtern betrachtet, ist klar, wer die Thunder in der jeweiligen Saison besser gemacht hat. Klammert man SGA und Paul George aus, wird es noch deutlicher. Ob Westbrook die Thunder 18/19 wirklich klar verbessert hat, ist zumindest statistisch nicht eindeutig zu belegen.
Das war in den Vorjahren anders, klar.
Bei den Wizards ist die Verbesserung offensichtlich (dass du zu den Wizards nichts sagst, spricht schon für sich). bei den Thunder ist es anhand der statistischen Daten der Thunder als Team und der Spieler individuell eindeutig belegbar.
Das stimmt dann so leider auch nicht. In der Regular Season waren die Wizards mit Westbrook auf dem Feld bei -1.5 (per 100 Possessions). Westbrook auf dem Feld und Beal nicht? -4.5. Sieht nicht ganz so gut aus, oder? Westbrook hat zum Ende der Saison einige gute Spiele hingelegt, aber die erste Saisonhälfte war einfach zu mies. Da war Westbrook ein fettes Minus für sein Team und das bestätigen nicht nur die Zahlen, sondern auch der Eyetest. Beal war ganz klar der entscheidende Faktor in Washington.
Advanced stats aus den Playoffs zu nehmen, wo die Datenbasis viel kleiner ist und individuelle Matchups im stärkeren Umfang Einfluss auf die Leistung ausüben, sehe ich generell kritisch. Eine Aussage wird meiner Ansicht nach wenig überzeugender, je kleiner die Datenbasis wird. Dass Russ in den Playoffs schlechter agiert als in der RS, ist an sich trivial, weil das für die meisten Spieler gilt. Schließlich ist der Gegner im Durchschnitt viel stärker als in der RS.
Wie gesagt: meine Aussage ist, dass er bisher und weiterhin die Teams mit ihm besser macht als sie ohne ihn sind. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Der Punkt mit der Datenbasis stimmt natürlich, aber damit machst du es dir auch etwas einfach. Westbrook baut kategorisch in den Playoffs ab und wenn man ihn als Superstar titulieren will, muss man ihn auch mit Spielern dieser Kategorie vergleichen. Fast alle Spieler können ihr Niveau in der Postseason nicht ganz halten. Bei den wirklichen Stars fällt es aber nur leicht ab, bei den All Timern fast gar nicht. Westbrook baut jedes Jahr massiv ab, wenn die Defense in den Playoffs besser wird und man ihm seiner Stärken beraubt.
Ich will mit meinem Franchiseplayer doch keine ersten Plätze in der RS holen, sondern Champion werden. Da stehen dann eben auch die Playoffs dazwischen. In den letzten drei Saisons hat Westbrook in der Postseason unterirdisch performt. Da war im Rocketsjahr eine Verletzung dabei und natürlich waren die Gegner stärker als ein durchschnittliche RS-Team. Trotzdem kann man nicht leugnen, dass Westbrook in seiner Karriere in den Playoffs hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist.
Ich weiß auch gar nicht, warum man Russell Westbrook immer wieder diskutieren muss. Mittlerweile sollte doch jeder halbwegs wissen, was man von ihm erwarten kann und was nicht. Er ist ein Floor Raiser und war in seiner Prime in der Lage, ein Team in die Playoffs zu hieven, wenn man ihm das passende System zur Verfügung stellt. Er ist ein außergewöhnlich guter Rebounder für seine Größe und daran ändern auch die ganzen Gratisrebounds nichts, die er aufgrund seiner fleißig ausboxenden Mitspieler einsammeln konnte.
Zudem ist er ein wahnsinnig guter Scorer in Transition und war das stellenweise auch in Isolations. Als Passgeber ist er überdurchschnittlich, hat aber nicht die beste Vision. Sein Playmaking fällt eher in die reaktionäre Kategorie. Erst die Aktion und wenn die Defense reagiert, dann passen. Da wird wenig antizipiert, aber das muss ja auch nicht immer zwingend sein. Effektiv ist es bei Westbrook oft trotzdem und darauf kommt es am Ende an. Dazu schafft er eben durch seine unbändige Energie und seinen permanenten Druck auf den Korb viele Räume für seine Mitspieler. So viel zu den Pros.
Die negativen Seiten sind genau so klar. Er ist einer der schlechtesten Dreierwerfer der Ligageschichte, wenn man das Volumen und die Effizienz kombiniert. Generell hat er außerhalb der Zone in vielen Jahren sehr, sehr schlecht getroffen.
Defensiv ist er extrem anfällig und sein Decision Making ist vor allem in der Crunch Time einfach mies. Runtergebrochen ist es eigentlich ziemlich easy: Westbrook war ohne wenn und aber ganz klar ein Star in dieser Liga, konnte seine Teams aber nie zu echten Erfolgen führen und war für die absolute Superstar-Kategorie schlicht zu ineffizient. Egal, wie man es biegt und wendet. Für die erste Garde der besten Spieler der Liga hat Westbrook nie die notwendige Kombination aus Volumen und Effizienz mitbringen können. In seiner MVP-Saison war er da am nächsten dran, dafür hat er aber auch eine historisch unerreichte USG% gebraucht. Bestätigen konnte er das nie wieder und in den Playoffs kamen seine Schwächen dann immer besonders negativ zum Tragen.
Ich hab gar nichts gegen Westbrook. Seine Hater übertreiben genau so wie seine glühenden Fans. Er polarisiert als Person sehr stark, dabei finde ich seine Leistungen gar nicht so schwer einzuordnen. Er war im richtigen System sicherlich ein Star, aber eben kein echter Franchiseplayer der obersten Kategorie und das ist absolut okay.