Da muss man schon unterscheiden. Der Kampf gegen Ngannou wird schon ne große Nummer werden. Ist halt ein großes Event und damit braucht man den Mainstream, dem man das wahrscheinlich gut verkaufen kann.
Warum ist es eine große Nummer? Weil Fury Leute zieht und der außerhalb von MMA eher unbekannte Ngannou trotzdem als gefährliche Kampfmaschine verkauft wird - der entscheidende Punkt bleibt hier Fury und seine Fähigkeit Leute für sich einzunehmen.
Aber ob er damit in der Masse auch echte Fans gewinnt? Da melde ich schon nach einem völlig subjektiven Blick in die sozialen Medien Zweifel an. Die Aussagen sind ja auch so manisch, die lassen sich ja kaum noch verteidigen. Ich weiß auch nicht, ob er sich da kaputt lacht. Vielleicht bin ich da naiv, aber für mich hat das schon diesen Britney Spears Effekt; nämlich das Warten auf einen Zusammenbruch in aller Öffentlichkeit.
Sehe ich anders. Was sind echte Fans? Fury-Fans sind echte Fury-Fans. Sie sind wahrscheinlich keine echten Boxfans - aus den genannten Gründen auch logisch, weil es um eine charismatische Figur mit einem sorgsam gestrickten Image geht und das kultige Auftreten mutmaßlich wichtiger ist als die tatsächlich gebrachte Leistung im Ring.
Fury ist in erster Linie kein Boxer, sondern ein Geschäftsmann, der sich das Boxen als Geschäft ausgesucht hat, um damit risikoarm möglichst viel Geld zu scheffeln. Um das zu erreichen, hat er seinen Familienbetrieb inkl. seiner angestellten Funktionsträger straff organisiert. Er gibt ein Narrativ vor und sein Umfeld tutet in dieses Horn, egal wie falsch es gestimmt ist, weil es auf die Qualität gar nicht ankommt, sondern auf die Show, die damit verbunden ist. Verpackung statt Inhalt. Wenn also seine Fans tatsächlich auf den Zusammenbruch in aller Öffentlichkeit warten, dann als Teil der großen Show, aber dieser Teil steht m. E. in der Show nicht im Vordergrund. Wenn, dann wird es mitgenommen und als Teil einer Storyline betrachtet, die Fury ebenfalls wohlkalkuliert gescriptet hat. Die Nummer mit Usyk war auch durchgescriptet. Vielleicht ist es dumm, wenn nicht alle Mitarbeiter die Storyline kennen, aber solche Fehler lassen sich in der Zukunft vermeiden.
Ich halte Fury für ein extrem cleveres Kerlchen, der den Markt seit Jahren genau beobachtet und genau gesehen hat, wie Floyd Mayweather Jr., Jake Paul & Co mit sportlichen Lächerlichkeiten mehr Geld machen als Ranglistenboxer mit regulären Kämpfen. Fury hat seine Sympathien für Wrestling schon zum Ausdruck gebracht, grundsätzlich folgt er diesem Pfad. Deshalb kann ich mir auch "Duelle" gegen Jon Jones, Hafþór Björnsson, Eddie Hall, Tom Stoltman, Adam Scherr oder Lasha Talakhadze vorstellen. Letztlich ist es eigentlich egal, wer da in den Ring geholt wird, Hauptsache die Nummer hat wenig Risiko und lässt sich gut vermarkten.